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22. April 2020 | Deutschland | 

Reinhard Hauke - Auferstehungshoffnung


(Foto: pixabay.com)

Kommentar der Woche: Auferstehungshoffnung

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke · Erfurt  (Foto: basis-online.net)

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke · Erfurt (Foto: basis-online.net)

22.04.2020

Reinhard Hauke

Auferstehungshoffnung

Was in diesen Tagen erlebt wird, ist wie eine Auferstehung nach einer Zeit des angeordneten Stillstandes, um einer Infektion mit dem todbringenden Virus zu entgehen. Ich bin zwar sehr vorsichtig darin, diese Zeit des langsamen Wiederauflebens von sozialen Kontakten, von Wirtschaft, Kultur und Kirchenleben zu euphorisch zu beschreiben, weil es ja auch böses Erwachen geben kann, wenn Existenzen bedroht oder vernichtet sind. Ich möchte aber anknüpfen an der Sehnsucht nach Neubeginn und Wachstum, die mir im Menschen so ursprünglich und gesund erscheint, dass ich sie gern mit der Sehnsucht nach Auferstehung und ewigem Leben verbinden möchte. Ich glaube, dass Gott uns diese Sehnsucht ins Herz gegeben hat, damit wir die Sehnsucht nach dem ewigen Leben als sinnvoll begreifen und im Glauben gestalten.

Zu den schönsten Auferstehungszeugnissen gehört für mich das Evangelium von der Suche der Maria Magdalena nach Jesus. Sie geht noch einmal zum Grab Jesu, bei dem sie den Grabstein weggewälzt gesehen hatte. Damit war sie der Meinung, dass das Grab leer sein muss. Das aber haben dann erst die Apostel Petrus und Johannes festgestellt, als sie das Grab betreten hatten und die Leinenbinden sahen, aber den Leichnam nicht fanden. Danach geht Maria von Magdala nochmals zum Grab und schaut hinein. Jetzt begegnen ihr zwei Engel im leeren Grab und fragen sie nach dem Grund ihrer Trauer. Von den Engeln bekommt sie keine Antwort, sondern sie begegnet danach dem Auferstandenen, von dem sie aber erst einmal denkt, dass es der Gärtner sei. Im Dialog erkennt Maria den Auferstandenen an der Art, wie er sie anspricht und sie bekennt sich zu Jesus Christus. Von dieser erneuten Begegnung berichtet sie wiederum den Jüngern. (Joh 20, 11-18)

Erfurt, meine Heimatstadt, ist eine Samen- und Blumenstadt. Sowohl in einem gotischen Glasfenster des Domes als auch in einer Skulptur aus Holz, die im Dom steht, wird der Auferstandene mit dem Spaten in der Hand dargestellt. Es ist den Erfurtern daher dieses Evangelium sehr nahe und damit die Gestalt des Auferstandenen, der sich mit dem Alltag der Menschen zu beschäftigen scheint und im Alltag erkannt werden möchte. Er scheut sich nicht, zunächst mit einem Gärtner verwechselt zu werden, wenn er danach als der Auferstandene erkannt und bekannt wird. Der Weg zu dieser Erkenntnis und zu diesem Bekenntnis kann durchaus sehr mühevoll sein. Selbst in dieser doch sehr bedrängenden Zeit der Pandemie ist es nicht selbstverständlich, dass die Sehnsucht nach Gott, Glauben und Kirche wächst, wenn uns alles aus der Hand genommen wird, was bisher das Leben bestimmte.

Ich glaube, dass viele Menschen die Sehnsucht nach Auferstehung in sich tragen, aber keinen Mut haben, sich der Botschaft des Evangeliums zuzuwenden, weil sie spüren, dass sich dann ihr bisheriges Leben radikal ändern muss. Anderseits sehe ich auch die große Sehnsucht unserer erwachsenen Taufbewerber und Konvertiten, deren Taufe, Firmung und Erstkommunion verschoben werden musste, weil die Gottesdienste mit der Öffentlichkeit an Ostern nicht möglich waren. Ihre Taufschals tragen kein Datum sondern die Bezeichnung „Ostern 2020“ und wir hoffen, dass wenigstens in der Osterzeit Ihnen die Sakramente gespendet werden können. Ich höre von der Vorbereitung der Täuflinge durch Männer und Frauen der Gemeinde, die sich Zeit nehmen, um den Glauben tiefer zu erschließen. Mancher von den Taufbewerbern weiß um die Konsequenzen der Entscheidung zur Taufe, mit der sie sich in ihrer bisherigen Heimat in Lebensgefahr bringen. Und dennoch sagen sie: „Das ist der richtige Weg! Auferstehung zum Leben mit Jesus Christus ist eine Zukunft, die durch nichts verhindert werden darf!“

Von Herzen wünsche ich allen Christen und auch den Nichtchristen, dass sie der Stimme ihres Herzens folgen und das Angebot der Auferstehung zum ewigen Leben annehmen.

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Erfurt

Quelle: www.basis-online.net
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


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