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5. April 2020 | Deutschland | 

6. April 2020 ein Tag des Dankes - 75 Jahre Entlassung P. Kentenich aus dem KZ Dachau


6. April 2020: Vor 75 Jahren kam Pater Josef Kentenich aus dem Konzentrationslager Dachau frei (Foto am 6.4.2013 in der KZ-Gedenkstätte Dachau aufgenommen, Grimm)

6. April 2020: Vor 75 Jahren kam Pater Josef Kentenich aus dem Konzentrationslager Dachau frei (Foto am 6.4.2013 in der KZ-Gedenkstätte Dachau aufgenommen, Grimm)

Hbre. Für die internationale Schönstattfamilie ist der 6. April jeden Jahres ein besonderer Tag des Dankes. Im Jahr 2020 ist es genau 75 Jahre her, dass der Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich, an diesem Tag überraschend aus dem Konzentrationslager Dachau freikam. Dort war er, von den Nationalsozialisten als Staatsfeind identifiziert, seit dem 13. März 1942 inhaftiert gewesen. „Eigentlich“, so schreibt Schwester M. Elinor Grimm, Kösching, „wollten wir an diesem 75. Jahrestag als Schönstattfamilie Pater Kentenich in Dachau sozusagen ‘abholen’ und nach Schönbrunn begleiten. Dort sollte in der Basilika ein Dank-Gottesdienst gefeiert werden. Doch durch die Pandemie ist nun alles abgesagt. Die KZ-Gedenkstätte ist geschlossen, vorerst bis zum 19. April.“

Josef Kentenich, kahl geschoren, noch ohne Bart. Das Foto wurde im April 1945 in Freising für einen neuen Reisepass aufgenommen (Foto: Archiv)

Josef Kentenich, kahl geschoren, noch ohne Bart. Das Foto wurde im April 1945 in Freising für einen neuen Reisepass aufgenommen (Foto: Archiv)

Nun gelte es, diesen Tag im Herzen zu feiern, auch als ein Datum, an dem das Vertrauen Pater Kentenichs, aus dem Konzentrationslager freizukommen, besiegelt worden sei. Tatsächlich war mit der Entlassung Pater Kentenichs aus dem KZ nach mehr als drei Jahren nicht zu rechnen. Doch Ende März bis Anfang April 1945 wurden ca. 100 „reichsdeutsche Geistliche“ überraschend auf Befehl von Heinrich Himmler, oberster Führer der SS und der Gestapo, entlassen. Danach kamen gegenteilige Befehle, Gerüchte: Kein Häftling dürfe in die Hände der Feinde kommen. Das Lager sei zu evakuieren … Danach kam es zu den berüchtigten Todesmärschen.

Überraschende Befreiung

„In meinen Augen ist es ein Wunder, dass Pater Kentenich das Konzentrationslager überlebt“, schreibt Schwester M. Elinor, die lizensierte KZ-Gedenkstätten-Führerin in Dachau ist. „Ich kann es nur auf die Fürbitte der Gottesmutter und die große Solidarität mit seiner Schönstattfamilie zurückführen. Maria hat ihren treuen Sohn Josef Kentenich befreit! 1945 war der 6. April der Herz Jesu Freitag in der Osterwoche. Am nächsten Tag, Samstag, war das Marienfest ‘Refugium Peccatorum’.“ Pater Kentenich erinnere später in seinen Berichten über diese Zeit an den ursprünglichen Titel ‘Zuflucht der Sünder’ des Schönstätter Gnadenbildes.

Engelbert Monnerjahn berichtet im Buch „Häftling 29392“ über diesen 4. April 1945: ”Mit Pater Kentenich gehörte auch Kaplan Kostron aus der Gruppe von Pater Fischer zu den Entlassenen dieses Tages. Die Entlassungsformalitäten ... nahmen gegen drei Stunden in Anspruch. … Ein SS-Mann führte die Gruppe der Entlassenen durch das erste und, nach dreihundert Metern, durch das zweite Lagertor. Als dieses sich wieder schloß, war die Freiheit erreicht.“ Nachdem sie sich am Bahnhof nach der Abfahrtszeit eines Zuges zum nicht allzuweit entfernten Schwesternkloster Schönbrunn erkundigt haben, sind Kentenich und Kostron zu Pfr. Pfanzelt von Dachau gegangen, um ihm zu danken für alle Hilfe, die er den Geistlichen im KZ zukommen ließ.

Danach ist Pater Kentenich mit dem Zug nach Röhrmoos gefahren und schließlich zu Fuß ins kleine Dorf Schönbrunn gelangt, wo er im Kloster die erste Nacht in Freiheit verbracht und am nächsten Tag in der Klosterkirche zelebriert hat. Eigentlich wollte er einige Tage bleiben, aber ein weiterer Schönstätter, Kaplan Heinz Dresbach, der bereits am 5. April aus dem KZ entlassen worden war, kam noch am Abend, um ihn am nächsten Tag nach Freising zu holen. Dort, bei den Pallottinern, blieben sie eine Woche.

Eine Pilgergruppe besucht am 6. April 2013 die KZ-Gedenkstätte Dachau und steht am Tor, durch das Pater Kentenich entlassen wurde (Foto: Grimm)

Eine Pilgergruppe besucht am 6. April 2013 die KZ-Gedenkstätte Dachau und steht am Tor, durch das Pater Kentenich entlassen wurde (Foto: Grimm)

In der Not wie Maria helfen

Mehrere Begegnungen mit der Schönstattjugend und Mitgliedern der Schönstatt-Frauenliga kamen in den Tagen zustande. Was er damals der Schönstattfamilie in Freising sagte, könnte er auch uns heute zurufen: „Darum müssen wir jetzt, da die Welt aus tausend Wunden blutet, helfen. Wir müssen Marien sein, die alle Not sehen mit Marienaugen, die Marienhände haben, um überall lindernd zuzugreifen. Die Füße müssen Marienwege gehen und das Herz hat die Marienbitte: Herr, sie haben keinen Wein mehr! ... Wir müssen vor allem wieder den verschütteten Glauben und das Gottvertrauen wecken in den Herzen der Menschen. Wir wollen viel beten, viel opfern, viel lieben!”

Nachdem sich ein Treffen mit Kardinal Faulhaber ergeben hatte, wollte Pater Kentenich möglichst schnell Richtung Schönstatt abreisen. Unter schwierigen Verhältnissen – es war ja immer noch Krieg – ging es über München und Ulm nach Ennabeuren auf die Schwäbische Alb. Dort, bei Pfr. Kulmus, einem Schönstattpriester, konnte er vorerst bleiben und neben der Kirche wohnen.

Notsituationen im Liebesbündnis mit Maria meistern

Josef Kentenich hat in Dachau vorgelebt, wie man Notsituationen meistern kann: Im Liebesbündnis mit Maria. Sich selbst geborgen wissend, konnte er für andere aktiv werden. Als zum Beispiel aufgrund der seit Monaten andauernden schrecklichen Überfüllung Ende 1944 die Flecktyphus-Seuche ausbrach und mehrere Baracken in Quarantäne kamen, bemühte er sich über seine Beziehungen, aus Schönstatt möglichst viel Impfstoff zu erhalten. Pater Kentenichs Vertrauen auf die Hilfe der Gottesmutter Maria kommt in einem von ihm verfassten Gebet, das den Häftlingen innere Ruhe und Kraft geben konnte, gut zum Ausdruck und kann auch für heute Anregung sein:

“Lass dich zur Weltenkönigin* ernennen,
von heißer Liebe uns zu dir entbrennen,
die ganze Welt zu deinem Dienst entzünden,
dass alle Völker sicher heimwärts finden,
Dein heilig Herz ist für die Welt der Friedenshort,
der Auserwählung Zeichen und des Himmels Pfort.”

(Aus: Gebetbuch "Himmelwärts", S. 141, * ursprünglich Lagerkönigin)


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