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15. März 2020 | Deutschland | 

„Mein Haus kann ein Ort sein, wo der Himmel die Erde berührt“ – Bischof Gerber lädt in der Corona-Krise ein, mehr Hauskirche zu wagen


Bischof Michael Gerber in der St. Michaelskirche, Fulda (Foto: Bistum Fulda)

Bischof Michael Gerber in der St. Michaelskirche, Fulda (Foto: Bistum Fulda)

Hbre. Einen Gottesdienst, der am Sonntag, 15. März 2020 aus der St. Michaelskirche, Fulda, im Internet übertragen wurde, nahm Bischof Dr. Michael Gerber zum Anlass, die an den Bildschirmen Mitfeiernden darauf hinzuweisen, die kommende Zeit verstärkt im Sinne der Hauskirche zu gestalten. Zur Eindämmung einer schnellen Weiterverbreitung des Corona-Virus sind zwar in vielen Diözesen Deutschlands alle Gottesdienste und andere kirchliche Veranstaltungen ab diesem Wochenende abgesagt worden. Mit ad hoc organisierten Übertragungen von Heiligen Messen per Internet-Stream wurde den Gläubigen aber eine geistliche Teilnahme ermöglicht.

Jesus kommt in die Häuser

Anknüpfend am Tagesevangelium des 3. Fastensonntages, das von der Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen berichtet (Joh 4,5-22), weist Gerber darauf hin, dass Menschen im Evangelium schon immer erfahren hätten, dass Jesus in ihre Häuser kommt. So zum Beispiel in das Haus von Maria in Nazareth, das Haus von Marta und Maria in Bethanien und das Haus von Zachäus in Jericho. Ihre Wohnungen würden dadurch zu Orten, „wo der Himmel die Erde berührt“.

Unter dieser Perspektive habe das Evangelium von diesem Sonntag einen ganz eigenen Bezug zur aktuellen Situation. „Auch wenn unsere Kirchen weiter offen sind für das persönliche Gebet, die gemeinschaftliche Feier ist dort nicht mehr möglich.“ Man könne in aller Unsicherheit, die es derzeit zu leben gelte, nun das Zuhause, „der Ort, an dem Sie jetzt gerade diese Eucharistie mitvollziehen,“ als den Ort sehen, an dem Gott dem Menschen begegnen wolle.

Gerber: „Vielleicht ist der Ort, an dem Sie jetzt gerade sind, Ihr Zuhause mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen verbunden, schönen und auch schweren Erfahrungen. Soll das ein Ort sein, wo der Himmel die Erde berührt? Ist das nicht sehr fragwürdig?“ (Foto: Bistum Fulda)

Gerber: „Vielleicht ist der Ort, an dem Sie jetzt gerade sind, Ihr Zuhause mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen verbunden, schönen und auch schweren Erfahrungen. Soll das ein Ort sein, wo der Himmel die Erde berührt? Ist das nicht sehr fragwürdig?“ (Foto: Bistum Fulda)

Den eigenen Brunnen wieder tiefer graben

Bischof Gerber:  Für die Samariterin sei der Brunnen der Ort ihrer Gottesbegegnung gewesen. Sie habe dort ihre Einsamkeit gespürt, sei aber durch das Gespräch mit Jesus, der ihre Einsamkeit und Gebrochenheit freigelegt habe, neu in Beziehung zu den Menschen ihres Dorfes gekommen. Seine Zuwendung habe ihr geholfen, „den eigenen Brunnen wieder tiefer zu graben, wieder heranzukommen an den Lebensstrom, der sie lebendig hält.“

Abschließend betont der Fuldaer Bischof: „Ich glaube, bei aller Herausforderung kann die Zeit, die jetzt vor uns liegt und von der wir nicht wissen, wie lange sie dauert, eine Zeit sein, in der wir eingeladen sind, den eigenen Brunnen wieder tiefer zu graben. Etwa im gemeinschaftlichen Gebet als Hausgemeinschaft, in der konkreten Nächstenliebe, im Lesen der Heiligen Schrift oder auch in der Mitfeier der Gottesdienste.“ Wenn die Menschen nun nicht mehr in großer Gemeinschaft zu den Gottesdiensten zusammenkommen können, dann könne das auch eine Einladung sein, zu Hause einen Ort des Gebetes zu gestalten, der für sie eine solche Brunnenstube sein könne.

Jede und jeder könne sich fragen: „Was kann jetzt, wo wir mehr als sonst aufeinander verwiesen sind, in unserem Zusammenleben der Brunnen sein?“ Es gelte gerade dann, „wenn sich die Regale in den Supermärkten leeren, den Reichtum, den wir längst in unseren Häusern und noch mehr in unseren Herzen haben“ zu entdecken. „Entdecken wir die Quelle, die Jesus uns neu erschließen möchte.“

 

 

Das Bistum Fulda hat am Sonntag, 15. März 2020, um 11.30 Uhr einen Gottesdienst aus der Fuldaer Michaelskirche übertragen, den Bischof Dr. Michael Gerber zelebrierte. Der Gottesdienst aus der Fuldaer Bischofskirche war auf der Internetseite der Diözese www.bistum-fulda.de sowie auf dem Youtube-Channel www.youtube.com/bistumfuldade zu sehen. In der Predigt ging Bischof Michael darauf ein, wie die Gläubigen die kommende Zeit verstärkt im Sinne der "Hauskirche" gestalten können. Mit freundlicher Genehmigung von Bischof Gerber hat auch www.schoenstatt.de diese Eucharistiefeier übertragen. Sie kann an dieser Stelle nacherlebt werden.


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