Nachrichten

20. Dezember 2019 | Deutschland | 

Michael Kolb und die Landschaft Schönstatts. Spuren wagemutigen Glaubens.


Am 23. Dezember 2019 vor 100 Jahren kam Pater Michael Kolb SAC dauerhaft nach Schönstatt, Vallendar, und wurde zu einem wichtigen Mitarbeiter des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich (Foto: Kostka)

Am 23. Dezember 2019 vor 100 Jahren kam Pater Michael Kolb SAC dauerhaft nach Schönstatt, Vallendar, und wurde zu einem wichtigen Mitarbeiter des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich (Foto: Kostka)

In den letzten Monaten fanden in Schönstatt, Vallendar, im Bundesheim, an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) und im Haus Mariengart eine Reihe von Festvorträgen statt zum Gedenken an einen besonderen Wegbegleiter Pater Kentenichs: Pater Dr. Michael Kolb SAC (1873-1950), einen wichtigen Mitgründer und Brückenbauer, wie Pater Kentenich ihn nannte. Die Initiatorin dieser Vorträge und Forscherin seiner Vita, Dr. Alicja Kostka, Schönstatt Frauenbund, erzählt:

Dr. Alicja Kostka, Schönstatt-Frauenbund (rechts neben dem Bild von P. Kolb), bei einem Vortrag über Pater Michael Kolbs (SAC Wirken in Schönstatt in den heutigen Räumen der sog. Artusrunde (Foto: privat)

Dr. Alicja Kostka, Schönstatt-Frauenbund (rechts neben dem Bild von P. Kolb), bei einem Vortrag über Pater Michael Kolbs SAC Wirken in Schönstatt in den heutigen Räumen der sog. Artusrunde (Foto: privat)

Erste Begegnungen Pater Michael Kolbs mit Josef Kentenich

Dr. Alicja Kostka. Erste Begegnungen Pater Kolbs mit Josef Kentenich sind zu verzeichnen, als Michael Kolb Rektor des Mutterhauses der Pallottiner in Limburg war und Josef Kentenich sich dort auf die Priesterweihe vorbereitet hat. Pater Kolb war es, der sich damals für den jungen Frater eingesetzt hat, dass er zur ewigen Profess zugelassen werden konnte. Dies war nur eine erste „Brücke“, die Pater Kolb auf dem langen Weg der Gründung Schönstatts – vorsehungsläubig betrachtet – für Pater Kentenich sein durfte.

Michael Kolb, in Gerolzhofen bei Würzburg geboren, gehörte zur ersten Generation der Pallottiner in Deutschland und hat die entstehende Provinz maßgeblich geprägt. Er durfte erster Novizenmeister sein, Hausrektor im neu gebauten Mutterhaus in Limburg, der erste Provinzial der Deutschen Provinz, dazu Prokurator und erneut Provinzialrat, mit der Aufgabe, für die Angelegenheiten der Provinz die Verbindung zum Generalat der Gemeinschaft in Rom aufrecht zu erhalten.

Erbauer des Studienheimes in Vallendar-Schönstatt

Ihm, der noch in Italien, in Masio, sein Noviziat machen musste, da es in Deutschland keinen Ausbildungsort der neuen Niederlassung gab, war es ein Anliegen, eine zeitangemessene und den staatlichen deutschen Gymnasien standhaltende Ausbildung des Nachwuchses der Pallottiner in Deutschland zu gewährleisten. Damit griff er eine entscheidende Zukunftsfrage der neuen Niederlassung der Pallottiner in Vallendar auf. So initiierte er als neu gewählter Provinzial 1910 den Bau des neuen Studienheimes (der heutigen PTHV) in Vallendar, welches im Herbst 1912 eröffnet wurde. Hier, nicht lange nach der Eröffnung des Hauses, fand dann auch die programmatische Rede Pater Josef Kentenichs statt, die Schönstatt heute als „Vorgründungsurkunde“ ansieht. Kentenich war von Pater Kolb als Spiritual eingesetzt worden, nach dem zwei Vorgänger auf diesem Posten in kürzester Zeit aus dieser Aufgabe ausscheiden mussten. In diesem Studienheim befanden sich als Mitglieder älterer Jahrgänge z.B. Albert Eise, Franz X. Salzhuber, Josef Fischer, in jüngeren Jahrgängen Alexander Menningen, Johannes Tick und Franz Josef Bezler. Josef Engling und u.a. der heute selig gesprochene Richard Henkes begannen ihre Ausbildung in diesem ersten Jahr des Studienheimes.

Befürworter der Idee Pallottis

Um die Person und das Handeln Michael Kolbs verstehen zu können, muss man beachten, dass Pater Kolb ein Befürworter der Uridee Pallottis vom Katholischen Apostolat war und noch als Rektor des Hauses in Limburg die Erforschung pallottinischer Schriften initiierte und unterstütze. Damit hat er die Rückbesinnung der jungen Provinz, die damals politisch-geschichtlich bedingt ganz auf die Kamerun-Mission fokussiert war, auf die Uridee Pallottis vom umfassenden Katholischen Apostolat in Gang gesetzt. Auch dafür war ihm das Studienheim wichtig. Es sollte – so Kolb in der Eröffnungsrede am 8. Dezember 1912 in Vallendar, ein Brennpunkt religiösen Lebens und Eifers sein für die nähere Umgebung (vgl. H. Skolaster, P.S.M., S.330).

Pater Kolb war auch derjenige, der die Gründung der Marianischen Kongregation 1914 ermöglicht hat. Als Provinzial ermutigte er den jungen Spiritual, Josef Kentenich, einen entsprechenden Antrag zu stellen. Für ihn selbst war eine Vertiefung der marianischen Spiritualität der Studenten ganz deckungsgleich mit den Vorstellungen Pallottis. Als die Suche nach einem Versammlungsort für die Kongregation begann und der Blick des Spirituals auf die „Michaelskapelle“ im Tal fiel, war es wieder Pater Kolb, der diese in den Sommerferien 1914 renovieren ließ und für sie eine Michael-Statue aus Limburg brachte, deren Nachbildung bis heute in der Kapelle neben dem Altar steht. Am 18. Oktober 1914 fand an diesem Ort zu Beginn des Schuljahres der Vortrag Pater Kentenichs statt, der als Gründungsurkunde der Schönstatt-Bewegung in die Geschichte einging.

Als 1919 aus der während des I. Weltkrieges entstandenen sogenannten Außenorganisation der Apostolische Bund entstand, übergab Michael Kolb, Kraft seiner Entscheidung als Provinzial, die kleine Kapelle mit dem daneben stehenden Haus dem Apostolischen Bund zur „dauerhaften Benutzung“ (28.10.1919). Dass er Pater Josef Kentenich als Leiter des Apostolischen Bundes freistellte, war eine seiner letzten Entscheidungen als Provinzial.

Sein inniger Wunsch war nun, nach dem er alle Ämter beendet hat und seine Gesundheit zunehmend schwächelte, in Vallendar Wohnung nehmen zu dürfen, um das werdende Werk aus der Nähe zu beobachten und dafür zu beten.

Weitere Baustelle: Das Bundesheim

Nach seinem Umzug nach Schönstatt, am 23. Dezember 1919, begann eine weitere Phase seines unterstützenden Einsatzes. Pater Michael Kolb war beteiligt am Entwurf der Statuten für die Apostolische Bewegung, in der bald nach Bund und Liga unterschieden wurde. Auch hier erblickte er, ähnlich wie Josef Kentenich selbst, die Möglichkeit der schöpferischen Fortsetzung der Ideen Pallottis. Als die Räumlichkeiten für die zunehmenden Teilnehmer im Studienheim zu eng wurden, wurde Pater Kolb mit dem Bau eines Exerzitienhauses, des Bundesheimes, betraut. Er initiierte die Opferwochen für den Bau des Bundesheimes, auf die die jungen Mitglieder des Bundes – inzwischen auch des Bundes für Frauen –großherzig antworteten und damit ihren Anteil am Bau des Hauses beitrugen. In das fertiggestellte Bundesheim ist Pater Kolb als einer der ersten Bewohner eingezogen und unterstützte Pater Kentenich vor allem im äußerem Verlauf der dort stattfindenden Veranstaltungen. Er war für das ökonomische und organisatorische Management der unzähligen Exerzitien zuständig, hielt dann aber auch selbst 13 Jahre lang Exerzitien (u.a. Maria Laufenberg bezeugt, dass sie von seinen Exerzitien über den Heiligen Geist sehr viel gezehrt hat).

Ein Foto der "Artusrunde": Pater Michael Kolb (1. Reihe 3.v.l links) neben Pater Josef Kentenich (4.v.l.) (Foto: Archiv der Pallottiner, Limburg)

Ein Foto der "Artusrunde": Pater Michael Kolb (1. Reihe 3.v.l links) neben Pater Josef Kentenich (4.v.l.) (Foto: Archiv der Pallottiner, Limburg)

Pater Kolb war so von Anfang an Mitglied der so genannten „Artusrunde“. Ihm, als einem sehr innerlichen Priester, war das Gebet und vor allem die Anbetung sehr wichtig, so sorgte er dafür, dass in der Klausur der Patres im Bundesheim ein kleines Oratorium entstand, damit für die Patres der „Zentrale“ die Möglichkeit des Stundengebetes gesichert waren. Im Bundesheim und im Schönstatt-Heiligtum war er gefragter Beichtvater (laut seiner Notizen durfte er im Zeitraum seines Lebens über 100.000 Beichten hören), er segnete gern und viel.

Auch hier, ähnlich wie Jahre zuvor in Limburg, war er in den editorischen Angelegenheiten des Werkes gefragt. Die Herausgabe von Zeitschriften wie der „MTA“, dann aber auch „Sal terrae“ für Priester, „Mein Marientag“, „Ritter Mariens“ oder „Herold“, lag auch in seiner Obhut. Dazu war er auch für den Verkauf der Devotionalien zuständig.

Frauenbewegung, Anbetungsströmung, Krankenapostolat

Als die ersten Frauen begannen an den Türen Schönstatts zu klopfen, war es wieder Michael Kolb, der mit dieser Seelsorge maßgeblich betraut wurde und den jungen Gründer unterstützte. Er hielt die ersten Tagungen für Frauen und war derjenige, der Gertraud von Bullion in den Apostolischen Bund aufnahm. Er schreibt darüber in seinen autobiographischen Schriften: „Am 8. Dezember 1920 wurde der Anfang dadurch gemacht, dass ich die Gräfin Gertraud von Bullion und ihre Verwandte Maria Christmann (heute Schw. M. Magdalena) in das neu erstandene Werk aufnahm.“ Er wurde bald zum Gaudirektor des Nordgaues des Apostolischen Bundes für Frauen. Als die Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern 1926 entstanden ist, war es wieder Michael Kolb, der viel für diese Gründung tun durfte, vor allem für den Zweig der Anbetungsschwestern. Er selbst war ein treuer „Anbeter“ und pilgerte jeden Tag vom Bundesheim ins Schönstatt-Heiligtum, wo er eine einstündige Anbetung hielt. Auf ihn geht auch die Entfaltung der Anbetungsströmung in Schönstatt sowie die Sorge für das Krankenapostolat zurück.

Deswegen wundert es nicht, wenn Pater Kentenich beim 40. Priesterjubiläum von Pater Kolb über ihn sagt: „Kein Segensstrom ist von hier ausgegangen, ohne dass er nicht in irgendeiner Weise daran beteiligt war“. Ja, Kentenich hat sogar in Pater Kolb einen künftigen Heiligen vermutet, in dem er in der Beerdigungsrede am 2.4.1959 über ihn sagte: "Dürfen wir dieses große Leben hineinbauen in den kleinen Rahmen unseres Herzens? Den Rahmen erweitern, das Bild, das große Leben hineinbauen in fremde Herzen? Dürfen wir erwarten – wer wagt das zu sagen –, dass wir sein Bild einmal in St. Peter sehen, so wie wir im Januar das Bild unseres seligen Stifters gesehen: die ganze Kirche, die ganze Hierarchie, das ganze Volk ihm zu Füßen? Wer wagt das zu sagen! Der ewige Gott ist ein strenger Richter; er denkt in vielen Dingen anders wie wir, und wer vermag die Pläne der göttlichen Vorsehung im Einzelnen zu erforschen! Immerhin, das eine wollen wir: das Bild seines Lebens in unser Leben, in unsere Seele hineinzeichnen, es dort bewahren, es dort lebendig werden lassen, es auch anderen künden, wenn Gott uns dazu anregt."

Die Autorin übergibt ein Foto von Pater Michael Kolb SAC an Ferdinand Güsewell, einem Verantwortlichen des Bundesheimes (Foto: privat)

Die Autorin übergibt ein Foto von Pater Michael Kolb SAC an Ferdinand Güsewell, einem Verantwortlichen des Bundesheimes (Foto: privat)

Gedenken an die Ankunft von Pater Michael Kolb SAC in Schönstatt am 23. Dez. 1919

In dieser Weihnachtszeit 2019 jährt sich am 23. Dezember 2019 zum 100-sten Mal der Tag der Ankunft Michael Kolbs in Schönstatt. Es ist für die Autorin Anlass, ihm zu danken für alle Spuren, die er in Schönstatt so reichlich hinterlassen hat. Ein Anlass, ihm zu danken für seine unermüdliche Brückenfunktion zwischen der Gesellschaft der Pallottiner und dem neuen apostolischen Schönstatt-Werk. Ein Anlass, zu danken für seinen weitreichenden Glauben. Sehr bescheiden und schlicht, staunte er selbst, wie sehr er Werkzeug in der Hand der Gottesmutter sein durfte und war dankbar, dass Gott ihn dafür gebraucht hat.


Top