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6. Dezember 2019 | Deutschland | 

„Der Geist Gottes wohnt in eurer Mitte (1 Kor 3,16) – Klima wandeln“ – Zur Jahresthematik der Schönstatt-Bewegung Deutschland


Das Oktobertreffen der Schönstatt-Bewegung Deutschland fand in der Aula der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt, Vallendar, statt (Foto: Kröper)

Das Oktobertreffen der Schönstatt-Bewegung Deutschland fand in der Aula der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt, Vallendar, statt (Foto: Kröper)

Hbre. Die Anpassung des Layouts von www.schoenstatt.de an die Jahresthematik der Bewegung ist Anlass, an dieser Stelle einen Rückblick auf das Oktobertreffen 2019 verbunden mit dem Hinweis auf einzelne Materialien zum Jahresthema zu veröffentlichen. Rund um den Gründungstag Schönstatts, der von der internationalen Schönstatt-Bewegung am 18. Oktober als „Schönstatt-Tag“ begangen wurde, versammelten sich Verantwortliche der Schönstatt-Gemeinschaften in Deutschland sowie Lebensträger der verschiedenen Projekte und Interessierte zum Oktobertreffen in Schönstatt, Vallendar. Das Treffen am 19. Oktober 2019 befasste sich inhaltlich mit dem neuen Jahresmotto: „Der Geist Gottes wohnt in eurer Mitte (1 Kor 3,16) – Klima wandeln“.

Senator Pavel Fischer, Tschechien (Foto: Kröper)

Senator Pavel Fischer, Tschechien (Foto: Kröper)

Bürger oder Konsumenten?

Zum Auftakt des Treffens in der Aula der Anbetungskirche, Berg Schönstatt, konfrontierte der tschechische Senator Pavel Fischer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Herausforderungen für die heutige Gesellschaft. Als aktuell politisch Handelnder beschrieb er beispielhaft die Gefahren, die mit unreflektierten Handelsbeziehungen mit China verbunden sind, vor allem wenn die westlichen Gesellschaften aufgrund der globalen Handelsabhängigkeiten nicht mehr zu klaren Stellungnahmen bei Menschenrechtsverletzungen fähig seien.

Herausforderung für Europa sei zweitens ein weltweit verbreiteter Hass auf „den Westen“, verbunden mit einer tatsächlichen Schwäche Europas, zur Befriedung der Konflikte in Georgien, in der Ukraine oder gar in Syrien beizutragen.

Den dritten großen Bereich von Herausforderungen sieht er aus der Mitte der europäischen Gesellschaften kommen: Die Polarisierung nehme überall zu, der Gesellschaftsvertrag werde immer häufiger in Frage gestellt und vor allem gäbe es immer mehr Versuche, mit Hilfe der sogenannten sozialen Medien und dem dort leicht gemachten Spiel mit Emotionen am sozialen Zusammenhalt zu zündeln. Dass die ungehemmte Datensammlung großer Internetunternehmen und deren Klassifizierung durch „intelligente Algorythmen“ inzwischen die Grundrechte der Bürger bedrohen, sieht der tschechische Senator äußerst kritisch.

Auf dem Hintergrund dieser beispielhaft genannten Herausforderungen sei es daher nötig, sich viel mehr als bisher wieder mit der Frage nach dem Menschen zu beschäftigen. „Was sind wir? Verbraucher? Follower? Wähler? Benutzer? Steuerzahler? Folgen wir einfach der Menge oder sind wir bereit, uns selbstständig zu engagieren, an einer echten Gemeinschaft mitzubauen?“, so Fischer. Konsumenten gäbe es genug, heute seien Bürger gefragt, die Verantwortung für das Ganze übernehmen. Hier seien Christen besonders gefragt und befähigt.

  • Der Vortrag von Senator Pavel Fischer (in englisch gehalten) steht derzeit leider noch nicht zum Download zur Verfügung.
Schönstatt-Pater Heinz-Martin Samietz (Foto: Kröper)

Schönstatt-Pater Heinz-Martin Samietz (Foto: Kröper)

Überwindung der Schwelle

Nach einem Blick auf die Feiern „100 Jahre Hörde“, die den Beginn der apostolischen Bewegung von Schönstatt, vor allem aber ihre Zukunftsrelevanz thematisierten, charakterisierte Pater Heinz-Martin Samietz, Geistlicher Leiter der Schönstatt-Mannesjugend SMJ, in der Predigt beim Gottesdienst des Oktobertreffens das „Klima wandeln“ als die Überwindung der Schwelle zwischen dem Drinnen und Draußen. Das könne z.B. der innere Klimawandel in Kirche und Gesellschaft sein, den sich die Schönstattfamilie erhoffe und für den sie mit der Unterstützung des Heiligen Geistes bereitstehen wolle.

Bernhard Irsch und Eva-Maria Baumgarten im Gespräch mit Matthias Friebe (Foto: Kröper)

Bernhard Irsch und Eva-Maria Baumgarten im Gespräch mit Matthias Friebe (Foto: Kröper)

Mit einem Gespräch auf dem „blauen Sofa“, das Matthias Friebe (Deutschlandfunk, Köln) mit der Gemeindereferentin Eva-Maria Baumgarten, (Hilders-Eckweisbach) und Bernhard Irsch (Kobern-Gondorf), Lehrer an einer Realschule plus führte, wurden unter dem Motto: „Es gärt im Land: Schülerproteste für die Umwelt und Frauenproteste in der Kirche“ zwei aktuelle kirchliche und gesellschaftliche Themen mit ihren unterschiedlichen Facetten diskutiert.

Moderiert wurde der Tag von Alena Baier (Foto: Kröper)

Moderiert wurde der Tag von Alena Baier (Foto: Kröper)

Klima wandeln

In seinem für die Schönstatt-Bewegung Deutschland wegweisenden Vortrag knüpfte Bewegungsleiter Pater Ludwig Güthlein an einem Gedanken von Pavel Fischer an. „Wir haben einen gewissen blinden Fortschrittsglauben ersetzt in der ökologischen Bewegung durch einen blinden, jedenfalls unüberschaubaren Katastrophenglauben. Beides ist kein guter Ratgeber. Blinder Fortschrittsglaube nicht, Katastrophenglaube und Panikstimmung auch nicht.“ Ja, beim Thema Ökologie spüre man, wie riesig die Aufgabe und auch, wie groß die Ohnmacht sei. Helfen könne, ein Grundlebensgefühl zu entwickeln, „dass alles mit allem zusammenhängt, und dabei ganz Persönlichkeit, ganz ich sein, ganz die eigene Berufung leben“, so Güthlein.

Schönstatt-Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Kröper)

Schönstatt-Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland (Foto: Kröper)

Im Blick auf die Polarisierung in der Gesellschaft, die auch von Pavel Fischer angesprochen wurde, stellte Pater Güthlein die Frage: „Gelingt uns ein Gespräch, das nicht die Polarisierung schon von Anfang an so in sich hat, dass es kein gemeinsamer Vorgang des Suchens werden kann?“ Hier gehe es eigentlich um ein marianisches Gesprächsklima: „ein Gesprächsklima wie im Pfingstsaal, wo man miteinander geredet hat, aber jeder der Beteiligten gleichzeitig sozusagen einen dritten Gesprächspartner hat, den Geist, der wirksam werden soll, und jeder möchte für diesen dritten Gesprächspartner offen sein.“ Güthlein gab sich überzeugt: Spirituelle Offenheit und geistliches Suchen gehören zu unsrer Zeit. Turbulente Zeiten brauchen keine angstbewegten, sondern geistbewegte Menschen. Deshalb das bestärkende Bibelzitat im Jahresmotto:  Der Geist Gottes wohnt in eurer Mitte.

Und er zitierte Stephen Covey: „Es gibt reaktive Menschen und proaktive Menschen. Reaktive Menschen werden von Gefühlen, den Umständen oder ihrer Umgebung getrieben. Wenn das Wetter gut ist, fühlen sie sich gut, wenn es schlecht ist, beeinflusst das ihre Haltung und ihr Befinden. Proaktive Menschen tragen ihr eigenes Wetter in sich.“ Eine Herausforderung für jeden Schönstätter sei es daher, nicht Spielball der sie oder ihn umgebenden Stimmungen zu sein, sondern aus dem Eigenem heraus „proaktiv“ zu handeln, so vielfältig, wie es die Hände auf der Jahresmottokarte zeigen. Wenn dabei Maria ins Spiel komme, komme das Innerste, das Tiefste, da kämen die Sehnsüchte der Menschen ins Spiel. Und wenn die sich berührten, könne ein gemeinsamer Weg entstehen. Maria sei die, die etwas ermögliche. Es sei ihr heilsgeschichtlicher Platz, nicht Mitte der Heilsgeschichte zu sein, sondern zu ermöglichen, dass diese Mitte geschehe, dass Gott Mensch werde.

Gottesdienst am Schönstatt-Tag in der Pilgerkirche (Foto: Brehm)

Gottesdienst am Schönstatt-Tag in der Pilgerkirche (Foto: Brehm)

Predigt: Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda (Foto: Brehm)

Predigt: Bischof Dr. Michael Gerber, Fulda (Foto: Brehm)

Das Gespräch suchen

Am 18. Oktober hatte der Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber den Festgottesdienst des Schönstatttages in der Pilgerkirche gefeiert. Die regelmäßige Feier des Liebesbündnisses könne die Urerfahrung Josef Kentenichs und seiner Schüler immer mehr auch heute in die Seele einprägen: „Ich bin geliebt, beschenkt, Gott bietet mir seinen Bund an.“ Im Blick auf die konkrete Umsetzung des Jahresmottos „Klima wandeln“ sagte der Bischof: „Ich möchte Sie, liebe Schönstattfamilie und liebe Gliederungen in unserer Schönstatt-Bewegung dazu ermutigen, dieses kommende Jahr im Zeichen des Klimawandels dazu zu verwenden, um sehr unmittelbar den Austausch zu suchen mit jenen, die uns mit ihrer Meinung in der Kirche oft sehr fremd sind. Eine Möglichkeit: Laden wir bewusst Vertreterinnen von ‚Maria 2.0‘ oder ähnlicher Initiativen ein zum nächs­ten Provinztag, in eines unserer Gruppentreffen oder zur nächsten Tagung. Haben wir keine Scheu vor dem unmittelbaren Gespräch. Fragen wir nach den Positionen und zugleich auch nach der Grunddynamik ihrer und unserer Seele. Fragen wir, was sind die Grunderfahrungen, die wesentlich ihre und unsere heutige Position mitgeprägt haben? Haben wir keine Angst!“ Bei diesen Gesprächen sei allerdings das Zuhören und die Offenheit für die andere Position von besonderer Bedeutung.

Mehr Informationen

Alle Beiträge zur Jahresarbeit (von der Delegiertentagung und vom Oktobertreffen) sind unter folgendem Link – oder auch unter „Services“ auf der Startseite von www.schoenstatt.de – zu finden:


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