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10. Oktober 2019 | International | 

Schönstatt-Akademie für Familienpädagogik Österreich: Kirche sollte verstärkt Laien schulen


Kirchliche Bewegung bietet Ehepaaren seit knapp drei Jahrzehnten Intensivkurse zur Vertiefung ihrer Paarbeziehung und zum eigenen Tätigwerden als Referenten und Multiplikatoren  (Foto: Berger, Privat)

Kirchliche Bewegung bietet Ehepaaren seit knapp drei Jahrzehnten Intensivkurse zur Vertiefung ihrer Paarbeziehung und zum eigenen Tätigwerden als Referenten und Multiplikatoren  (Foto: Berger, Privat)

KAP. Die Kirche sollte das Potenzial der Laien besser nutzen und sie dafür schulen, in ihrem Namen für andere tätig zu sein: Das haben die Gründer und Leiter der Schönstatt-Akademie für Familienpädagogik, Erich und Eva Berger, am Dienstag im „Kathpress“-Interview anlässlich des im Oktober begangenen „außerordentlichen Monats der Weltmission“ dargelegt. „Die passive Erwartungshaltung vieler Gläubigen gegenüber Priestern - der Papst nennt dies Klerikalismus - muss überwunden werden. Laien und besonders auch Ehepaare sollen die Priester ergänzen in den Aufgaben, die diese nicht erfüllen können, oder in der Begegnung mit jenen Menschen, zu denen sie keinen Zugang haben“, betonte Erich Berger.

Eheleute und Familien haben der Gesellschaft viel weiterzugeben, so die Erfahrung des Ehepaares Berger. „Wir glauben, dass Gott von ihnen Antworten auf aktuelle Herausforderungen wie etwa seelische Not, Einsamkeit oder Beziehungs- und Erziehungsprobleme verlangt“, erklärte Eva Berger. Für viele Menschen bleibe die Sehnsucht nach einem geglückten Ehe- und Familienleben ein unerfüllter Wunsch - wobei im Hintergrund häufig auch mangelnde Vereinbarkeit mit dem Berufsleben, der Druck auf Frauen zur raschen Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der Geburt eines Kindes, sowie beschleunigte Kommunikation und veränderte Mediennutzung eine Rolle spielten. Das Finden gemeinsamer Zeit in der Familie sei heute schwierig geworden.

Deutlicher Fokus auf Ehe und Familie

Unter den neuen geistlichen Bewegungen innerhalb der katholischen Kirche legt die Schönstatt-Bewegung den wohl deutlichsten Fokus auf Ehe und Familie. Sie basiert auf einem pädagogisch-geistlichen Ansatz ihres Gründers, des Pallottinerpaters Josef Kentenich (1885-1968). Ehepaare sind dabei neben den als Säkularinstituten geführten Schönstatt-Patres und -Marienschwestern in vorderster Reihe die Protagonisten. Eine der Früchte von deren Tätigkeit ist die in Österreich konzipierte und seit 1992 tätige Akademie für Familienpädagogik, die mittlerweile in neun Ländern - Ungarn, Deutschland, Schweiz, Kroatien, Litauen, Tschechien, Spanien, Rumänien und seit kurzem auch Brasilien - Nachahmer gefunden hat.

Antworten aus dem Glauben

Die Akademie bietet christlich verheirateten Ehepaaren einen Zweijahreskurs, verteilt auf zwölf Wochenenden und zwei Sommerwochen. „Wer zu uns kommt, will in erster Linie die eigene Ehe vertiefen, oft mit der Einstellung: Es muss dafür doch auch Hilfen aus unserem Glauben geben“, berichtete Erich Berger. Intensiver Austausch der Ehepartner untereinander, die Reflexion, Sammlung und Weitergabe positiver Lebensbeispiele unter den Kursteilnehmern und der Versuch, die Erfahrungen stets auch in Beziehung mit Gott zu setzen, bilden das Hauptprinzip des ersten Kursjahres. „Alle erlebten bisher, dass sich ihre Partnerschaft dabei deutlich zum Positiven veränderte. Die Ehepaare werden auch belastbarer“, so der pensionierte Qualitätsmanager, der einst auch Präsident von Radio Maria Österreich war.

Die Freude über den Erfolg im ersten Jahr motiviert die Teilnehmer - von denen viele nicht der Schönstatt-Bewegung angehören -, auch das zweite Jahr in Kauf zu nehmen, wenn es um die Vertiefung und Weitergabe dieser Erfahrung geht. Dies sei „ungefähr so, wie man nach einem schönen Urlaub anderen davon erzählen will“, verdeutlichte Eva Berger, die selbst früher Lehrerin war. Die Ehepaare erarbeiten dazu jeweils ein „Herzensthema“ - ein Beziehungsthema, das eigenen Zielsetzungen, Interessen und Herausforderungen entspricht. Sie werden zudem in Rhetorik sowie Moderations- und Diskussionstechnik geschult, um über das Thema als „Eheteam“ ein Referat zu halten. Der Kurs endet mit einem Prüfungsgespräch und der Verleihung eines Diploms, das vom Familienbischof der Österreichischen Bischofskonferenz unterzeichnet ist.

Sendungsfeier Akademie für Familienpädagogik Kurs Wien 15 (Foto: Bruno Mucha)

Sendungsfeier Akademie für Familienpädagogik Kurs Wien 15 (Foto: Bruno Mucha)

„Mission im Kleinen“

Die bisher 800 Absolventen - also 400 Paare - der Akademie für Familienpädagogik in Österreich sind heute als ausgebildete „Familientrainer“ in allen Diözesen in verschiedensten Bereichen im Einsatz: Als gefragte Referenten bei Ehevorbereitungs-Kursen oder bei Ehe-Reflexionstreffen in Pfarren („Familienoasen“), als Organisationen von Ferienwochen mit Impulsen zu Ehe und Familie („Familienurlaub Plus“) oder bei „Hausgesprächen“, zu denen sich oft auch jene Paare wagen, denen die Schwelle einer Kirche zu hoch ist. Alle Angebote verfolgen einen Präventiv-Ansatz, wie Erich und Eva Berger erklärten: „Möglichkeiten der Therapie gibt es heute Gott sei Dank genug, jedoch nur wenige, um das Miteinander in Ehe und Familie zu stärken und zu einem positiven Klima zuhause beizutragen, noch bevor es zu einem Gewitter kommt. Hier leisten die Kursabsolventen einen wichtigen Beitrag - als 'Mission im Kleinen'“, so die beiden Akademiegründer.

Quelle: kathpress Katholische Presseagentur Österreich,
Abdruck mit freundlicher Genehmigung

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