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19. September 2019 | Deutschland | 

Pastoral am Puls – das neue Buch von Bischof Michael Gerber ist erschienen


pastoral am puls - Glaubenswege gehen - geistliche Prozesse leiten (Foto: Buchcover)

pastoral am puls - Glaubenswege gehen - geistliche Prozesse leiten (Foto: Buchcover)

Christof Ohnesorg, bpf. In diesen Tagen ist ein weiteres Buch von Bischof Dr. Michael Gerber erschienen. Es ist dem Thema Kirchenentwicklung gewidmet. Mitgearbeitet haben insgesamt 18 Autorinnen und Autoren. Unter dem Stichwort „Pastoral am Puls“ erschließt es in 33 leicht zugänglichen Texten eine Initiative, die auf die Leitung und Begleitung geistlicher Prozesse ausgerichtet ist.

Geistliche Prozesse gestalten und leiten

Seit über zehn Jahren haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter südwestdeutscher Diözesen in eine intensive Praxisreflexion investiert. Es wurde ein eigener Ansatz entwickelt, um als Einzelpersonen sowie in Gremien und Gruppen geistliche Prozesse zu gestalten und zu leiten. Bischof Michael Gerber gehört selbst zu den Initiatoren der „Pastoral am Puls“, die sich mit der Frage auseinandersetzen: Was hat Gott mit einer Kirche vor, die von tiefgreifenden Veränderungen und Krisen geprägt wird – in der es aber auch erstaunliche Neuaufbrüche gibt? Für die vier Herausgeber war die positive Resonanz in einer Reihe von Pfarreien und Pastoralverbünden eine Aufforderung, bisherige Erfahrungen im nun vorliegenden Werkbuch darzustellen und wissenschaftlich aufzuarbeiten.

pastoral am puls - Glaubenswege gehen - geistliche Prozesse leiten (Foto: Buchcover)

pastoral am puls - Glaubenswege gehen - geistliche Prozesse leiten (Foto: Buchcover)

Kirchliche Reform- und Entwicklungsprozesse in ihrer „geistlichen Dimension“ stärken

Das Buch ist ein weiterer Beitrag, kirchliche Reform- und Entwicklungsprozesse in ihrer „geistlichen Dimension“ zu stärken. Als notwendig wurde dafür eine Haltung erkannt und ausdifferenziert, die bereits Josef Kentenich, der Gründer der internationalen Schönstattbewegung, treffend auf den Punkt gebracht hat: „Das Ohr am Herzen Gottes und die Hand am Puls der Zeit.“ Damit ist eine Wahrnehmungsfähigkeit und ein Erkenntnisinteresse umschrieben, das für die pastorale Initiative und das Buch namensgebend wurde. Es ist zugleich ein programmatischer Hinweis: Nicht nur in „Schrift und Tradition“ wird nach dem Handeln Gottes in der Geschichte geforscht, sondern gleichermaßen auch in den vielfältigen Geschehnissen der Gegenwart, die unser tägliches Erleben prägen. Dazu wurde eine Methodik entwickelt, die im Buch als „Arbeit mit der Pastoralen Schriftrolle“ beschrieben wird.

Die entscheidende Frage: Wohin führt Gott selbst seine Kirche?

In Prozesse der Umstrukturierung, der Gemeinde- und Kirchenentwicklung investieren aktuell alle deutschen Diözesen ein hohes Maß an Energie und Aufmerksamkeit. Im Bistum Fulda wird unter dem Stichwort „Bistum 2030“ daran gearbeitet. Auch der „Synodale Weg“ der katholischen Kirche Deutschlands soll diesem Anliegen dienen. Die Autorinnen und Autoren des Buches „Pastoral am Puls. Glaubenswege gehen – geistliche Prozesse leiten“ verdeutlichen, dass es dabei aber nicht nur um ein Problem für Organisationsplaner geht, sondern die Entwicklungslinien mit einer entscheidenden Frage zu tun haben: Wohin führt Gott selbst seine Kirche? Die Antwort darauf kann nicht allein in Planungsbüros der Bistumsleitungen gefunden und beschlossen werden. Eine Antwort wächst aus der Wahrnehmung und dem sich austauschen von Menschen, die nach dem Handeln Gottes im eigenen Leben und in dieser Welt forschen – davon zeigt sich das Autorenteam überzeugt. Prof. Dr. Hubertus Brantzen, einer der Herausgeber, bringt es auf den Punkt: „Die entscheidende Frage ist: Glaube ich daran? Glaube ich, dass Gott wirklich in meinem Leben handelt. Ich muss nur täglich die Spuren seiner Gegenwart suchen.“

Die „Pastorale Schriftrolle“

Das sei kein naiver Vorgang. Vielmehr gehe es um einen reflektierten hermeneutischen Zugang, wie er etwa auch beim Philosophen Hans-Georg Gadamer und dessen Umgang mit historischen Texten zu finden sei, so Pfarrer Kurt Faulhaber, der die wissenschaftliche Reflexion in mehreren Beiträgen zusammengefasst hat: „Ich kann nicht aus Distanz verstehen. Ausgangspunkt ist zunächst meine eigene gegenwärtige Situation. Entscheidend für das Verstehen ist allerdings, die Grenzen des eigenen Horizonts zu weiten, indem eigene Wahrnehmungen mit historischen und existentiellen Erfahrungen anderer sozusagen verschmelzen, wie dies für Gadamers Theorie der Horizontverschmelzung wesentlich ist“. In der Praxis der „Pastoral am Puls“ wird hierzu mit einer Schriftrolle gearbeitet, wie sie bis heute im Judentum für die Heiligen Schriften verwendet wird. Die sogenannte „Pastorale Schriftrolle“ wird allerdings dafür genutzt, konkrete Ereignisse und Erfahrungen zu notieren, um schließlich in einem vernetzten Wahrnehmen und Lesen und im gemeinsamen Austausch mit anderen nach dem Handeln Gottes zu suchen. Es ist ein geistlicher Prozess, der in der Praxis stark mit Grunderfahrungen der Apostelgeschichte in Verbindung gebracht wird.

Pastoral am Puls: Es geht um neue Wege in der Gemeindearbeit. Zentraler Bestandteil ist hierbei die sogenannte "Pastorale Schriftrolle". "Pastoral am Puls" soll Gemeinden und Gremien als Ratgeber dienen, um neue geistliche Wege zu gehen.  Das Buch ist am 18.09.2019 im Herder Verlag erschienen (Foto: Videoausschnitt)

Pastoral am Puls: Es geht um neue Wege in der Gemeindearbeit. Zentraler Bestandteil ist hierbei die sogenannte "Pastorale Schriftrolle". "Pastoral am Puls" soll Gemeinden und Gremien als Ratgeber dienen, um neue geistliche Wege zu gehen.  Das Buch ist am 18.09.2019 im Herder Verlag erschienen (Foto: Videoausschnitt)

Gerber: „Hier schreibt Gott mit uns Geschichte!“

Bischof Michael Gerber weist darauf hin, dass für ihn genau das das Faszinierende der Initiative von „Pastoral am Puls“ ist: „Diese Schule der Wahrnehmung und des geistlichen Austausches ist nicht am grünen Tisch entstanden, sondern aus der Dynamik einer Gruppe und des gelebten Lebens. Wir haben festgestellt, dass unser Austausch eine ungeahnte Tiefe bekommen hat, nach der wir uns in den praktischen Prozessen der Kirchenentwicklung immer gesehnt haben. Paulus und Barnabas haben in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts in Jerusalem davon erzählt, was Gott zusammen mit ihnen auf ihren Missionsreisen getan hat, so die Apostelgeschichte. Im neuen Buch „Pastoral am Puls“ kann nachgelesen werden, wie dies in den Zehnerjahren des 3. Jahrtausends erneut von Seelsorgerinnen und Seelsorgern als entscheidend erfahren wird: Hier schreibt Gott mit uns Geschichte!“

Im Subjektiven, Erlebnis- und Erfahrungshafte, lesen, was Gott mit uns vorhat

Pfarrer Bernhard J. Schmid, der in Eislingen bei Stuttgart für mehrere Gemeinden verantwortlich ist, kann diesen Vorgang über eine mehrjährige Praxis bestätigen: „Wir arbeiten im Pfarrgemeinderat schon länger mit der „Pastoralen Schriftrolle“. Immer zu Sitzungsbeginn notieren wir Erfahrungen, die in uns eine Resonanz ausgelöst haben. Es geht nicht darum, eine sachliche Gemeindechronik zu schreiben, sondern es ist das Subjektive, Erlebnis- und Erfahrungshafte gefragt. Darin lesen wir dann auch, was Gott mit uns vorhat!“ Eine Wirkung dieses geistlichen Prozesses war, dass bislang zwei starke eigenständige Pfarreien heute fusioniert sind. „Durch unsere kleinen Geschichten, Ereignisse und Erlebnisse führt Gott uns zusammen! Da war der kirchenrechtliche Akt zuletzt nur noch die Besiegelung eines Vorgangs, den wir im gelebten Leben bereits vollzogen hatten.“ – so Pfarrer Schmid rückblickend.

Ein Weg geistlicher Kirchenentwicklung

„Pastoral am Puls“ ist kein weiteres Projekt unter vielen anderen. Es geht – gemeinsam mit verwandten Wegen geistlicher Kirchenentwicklung – um jene pastorale Umkehr, die Papst Franziskus bereits in seiner Programmschrift Evangelii Gaudium und auch im Blick auf den Synodalen Weg in Deutschland fordert: „sich gemeinsam auf den Weg zu begeben mit der ganzen Kirche unter dem Licht des Heiligen Geistes, unter seiner Führung und seinem Aufrütteln, um das Hinhören zu lernen und den immer neuen Horizont zu erkennen, den er uns schenken möchte.“

Die Herausgeber:

Michael Gerber, Dr. theol., Priesterweihe 1997, lange Jahre tätig in der Priesterausbildung und in der Hochschulpastoral, 2013-2019 Weihbischof im Erzbistum Freiburg, seit 2019 Bischof von Fulda.

Hubertus Brantzen, Dr. theol. habil., em. Professor für Pastoraltheologie am Priesterseminar in Mainz, von 1979 bis 2014 Ausbildungsleiter für Kapläne und Pastoralassistenten. Verheiratet, vier Kinder, sieben Enkel. Zahlreiche Veröffentlichungen zu verschiedenen Bereichen der pastoralen, pädagogischen und spirituellen Praxis.

Kurt Faulhaber, Pfarrer im Ruhestand aus der Erzdiözese Freiburg. Er begleitet Gemeinden auf dem praktischen Weg der Pastoral am Puls; freier Mitarbeiter von Bischof Dr. Michael Gerber.

Bernhard J. Schmid, Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Eislingen im Dekanat Göppingen-Geislingen.

Mehr Informationen

Website zum Buch: www.pastoral-am-puls.de

Bibliographische Angaben

  • Michael Gerber, Hubertus Brantzen, Kurt Faulhaber, Bernhard J. Schmid (Hg.)
    pastoral am puls. Glaubenswege gehen – geistliche Prozesse leiten
    Verlag Herder, 1. Auflage 2019, gebunden, 192 Seiten, 20,00 €
    ISBN: 978-3-451-38558-2
Quelle: Pressemitteilung der Bischöflichen Pressestelle Fulda

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