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28. August 2019 | Deutschland | 

20. Karl-Leisner-Pilgermarsch - ein offenes Angebot für Priester, Priester-amtskandidaten und Diakone


Die Karl-Leisner-Pilgergruppe am „Portal der Versöhnung“ in Kevelaer (Foto: Holger Weikamp )

Die Karl-Leisner-Pilgergruppe am „Portal der Versöhnung“ in Kevelaer (Foto: Holger Weikamp )

Pfr. Christoph Scholten. Unter dem Leitwort „Apostelzeit – Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg 1,8) haben sich zwei Diakone und zehn Priester aus den acht Diözesen Aachen, Augsburg, Münster, Osnabrück, Rottenburg-Stuttgart, ’s-Hertogenbosch, Trier und Würzburg vom 5. bis 9. August 2019 auf den Karl-Leisner-Pilgermarsch begeben. Der älteste Teilnehmer war 93 Jahre alt, die beiden jüngsten 48 Jahre. In diesem Jahr fand das Angebot des Schönstatt-Priesterbundes in der Woche vor dem Todestag Leisners (12. August) zum 20. Mal statt. 1999 war die Premiere, nur 2005 ist der Pilgermarsch ausgefallen, um die Teinahme am Weltjugendtag in Köln zu ermöglichen. Pilgerquartier und Ausgangspunkt für die drei Tagesetappen war zum zweiten Mal das Priesterhaus in Kevelaer.

Der Anreise folgte am Montagabend die Hl. Messe in der Hauskapelle. Beim Konveniat ging es um das gegenseitige Kennenlernen, um das Auffrischen alter Erinnerungen von langjährigen Mitpilgern, um einige Absprachen und um die Geselligkeit. Acht der zwölf Teilnehmer gehören zur Schönstattfamilie – der Karl-Leisner-Pilgermarsch richtet sich aber nicht nur an Schönstatter, sondern ist offen für alle Priester, Priesteramtskandidaten und Diakone.

In der Märtyrerkrypta des Xantener Domes nach der Hl. Messe am Grab des seligen Karl Leisner (Foto: Holger Weikamp )

In der Märtyrerkrypta des Xantener Domes nach der Hl. Messe am Grab des seligen Karl Leisner (Foto: Holger Weikamp )

„Emmaus“-Gespräche zu zweit oder zu dritt

Am Dienstag fuhren die Pilger zum niederrheinischen Schönstattzentrum Oermter Marienberg, um die Karl-Leisner-Stele und das Heiligtum der Weggemeinschaft zu besuchen. Im Tagesimpuls ging Pfarrer Andreas Hagemann vom Tagesthema aus, den letzten Worten Jesu am Kreuz: „Siehe, dein Sohn! … Siehe, deine Mutter! … Und er … übergab den Geist“ (Joh 19,26.27.30). Die neue Einheitsübersetzung lässt die Deutung zu, dass Jesus seinen Heiligen Geist an Johannes, an Maria und an die anderen Frauen unter dem Kreuz übergibt und sie schon vor Pfingsten als Apostel aussendet. Pfarrer Hagemann schlug den Bogen zu einem Tagebucheintrag Karl Leisners, in dem er auf die Tagung der Gymnasiastenbewegung des apostolischen Bundes in der Karwoche 1933 zurückblickt: „… die herrlichen Schönstattexerzitien. – Von da ab Wende zum Apostolat in der Jugend.“

Der Pilgerweg führte zunächst durch die „Sonsbecker Schweiz“. Dem Rosenkranzgebet und der Bitte um geistliche Berufe folgte das erste „Emmaus-Gespräch“. Zu zweit oder zu dritt tauschten sich die Pilger über den Tagesimpuls und ihre persönlichen Glaubenserfahrungen aus.

Von Kevelaer-Winnekendonk pilgerte die Gruppe zum Gnadenbild der „Trösterin der Betrübten“ nach Kevelaer, wo sie eine Hl. Messe in der Beichtkapelle neben der Marienbasilika feierte.

Begeisterung für die Schönheit der Schöpfung – Bedrohung der Schöpfung und der Menschenwürde

Am Mittwoch hielt Pfarrer Christoph Scholten einen Impuls am Portal der Versöhnung. Wie die meisten anderen Bronzeportale der Kevelaerer Marienbasilika stammt es vom Düsseldorfer Künstler Bert Gerresheim. Es zeigt die Priesterweihe Karl Leisners vor 75 Jahren im KZ Dachau.

Die Sehnsucht, wie in den Kinder- und Jugendgruppen und wie während seiner Fahrten durch Deutschland, die Niederlande, Belgien, Italien, Frankreich und die Schweiz „Wind, Sonne, Fluß und Wald um mich zu haben“, wie Karl Leisner zwei Tage nach seiner Diakonenweihe an seinen Bruder Willi schrieb, konnte er natürlich in den langen Jahren der Haft nicht stillen …

Pfarrer Christoph Scholten verknüpfte in seinen über den Tag verteilten Impulsen die biblische Botschaft von der Sendung des Heiligen Geistes, der das Antlitz der Erde erneuert, mit der Begeisterung Karl Leisners für die Schönheit der Schöpfung und deren Kehrseite, die Bedrohung der Schöpfung und der Menschenwürde. Er ging dabei u.a. auf die aktuelle Bewegung „fridays for future“, auf die Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus und auf die Ansprache ein, die der damalige Papst Benedikt XVI. am 22. September 2011 im Bundestag gehalten hatte. Benedikt XVI. hatte dazu herausgefordert, auch die „Ökologie des Menschen“ in den Blick zu nehmen.

Pilgern auf dem Wasser: Schlauchbootfahrt auf der Niers (Foto: Holger Weikamp )

Pilgern auf dem Wasser: Schlauchbootfahrt auf der Niers (Foto: Holger Weikamp )

Mit dem Schlauchboot auf der Niers

Die zweite Tagesetappe wurde kaum zu Fuß, sondern vor allem mit einem Schlauchboot zurückgelegt. Während der zweieinhalbstündigen Bootstour auf der Niers von Schloss Wissen zum Ausflugslokal „Jan an de Fähr“ wurde der Rosenkranz mit der Bitte um geistliche Berufe gebetet und ein weiteres „Emmaus-Gespräch“ geführt. Anschließend wurden zahlreiche „Mundorgel“-Lieder gesungen, Nach ausgiebiger Mittagspause erfolgte der Transfer zum Wolfsberg in Kranenburg-Nütterden, von wo aus eine kurze Wegstrecke durch den Reichswald nach Kleve-Materborn zurückgelegt wurde. Auf dem Klever Friedhof wurde an die erste Grabstelle Karl Leisners bis zu seiner Überführung nach Xanten im Jahre 1966 gedacht und das Grab der Familie Leisner besucht.

Nächstes Ziel war die Karl-Leisner-Begegnungsstätte im Haus an der Flandrischen Straße 11, in dem Familie Leisner seit 1929 gewohnt hatte. Nach dem Rosenkranzgebet in der Küche war ab 18.15 Uhr Gelegenheit zur stillen eucharistischen Anbetung in der Klever Stiftskirche St. Mariä Himmelfahrt. Dort wurde um 19.00 Uhr auch die Hl. Messe gefeiert und anschließend das beeindruckende Karl-Leisner-Erinnerungsmal von Bert Gerresheim vor der Stiftskirche in Augenschein genommen.

Priesterlichen Geist täglich wecken, üben und erneuern

Am Donnerstag hielt Pfarrer Armin Haas an der Kermisdahl mit herrlichem Blick auf die Klever Schwanenburg den Impuls zum Tagesthema „Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteilgeworden ist!“ (2 Tim 1,6). Er zitierte dabei aus dem Brief, den Karl Leisner gut einen Monat nach seiner Priesterweihe im KZ Dachau an seinen mitgefangenen Schönstatt-Gruppenführer Hermann Richarz geschrieben hatte. „Diesen Monat bemühte ich mich um Vertiefung des empfangenen Gottesgeschenkes: priesterlichen Geist täglich zu wecken, zu üben und zu erneuern.“ Auf dem etwa zweieinhalbstündigen Fußweg nach Schloss Moyland beteten die Pilger wiederum den Rosenkranz mit der Bitte um geistliche Berufe und tauschten sich beim dritten „Emmaus-Gespräch“ über die Impulsfragen aus. In der Marienbaumer Wallfahrtskirche, in der Karl Leisner öfter vor dem Gnadenbild der „Zuflucht der Sünder“ gebetet hatte, war Gelegenheit zur eucharistischen Anbetung. Am Ziel des Karl-Leisner-Pilgermarsches, der Märtyrerkrypta des Xantener Domes, feierten die Pilger zusammen mit einigen Xantenern und Schönstatt-Mitgliedern die Hl. Messe am Grab des seligen Karl Leisner.

Bei der abendlichen Schlussreflexion wurden schon die Planungen für 2020 in Angriff genommen. Der 20. Karl-Leisner-Pilgermarsch endete mit der Hl. Messe und dem Frühstück am Freitagmorgen.

 

Der Autor, Christoph Scholten, ist Pfarrer in Kranenburg, Niel, Wyler und Zyfflich im Bistum Münster
und er ist Mitglied im Schönstatt-Priesterbund.

Gruppenbild vor dem Karl-Leisner-Erinnerungsmal von Bert Gerresheim vor der Stiftskirche in Kleve (Foto: Holger Weikamp )

Gruppenbild vor dem Karl-Leisner-Erinnerungsmal von Bert Gerresheim vor der Stiftskirche in Kleve (Foto: Holger Weikamp )


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