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8. Mai 2019 | Kommentar der Woche | 

Michael Maas: Europa – die beste Idee


(Foto: pixabay.com)

Kommentar der Woche: Europa – die beste Idee

Dir. Michael Maas | Freiburg ZfB (Foto: basis-online.net)

Dir. Michael Maas | Freiburg ZfB (Foto: basis-online.net)

08.05.2019

Michael Maas

Europa – die beste Idee

„Europa. Die beste Idee, die Europa je hatte.“ Oder: „Europa gibt uns Sicherheit.“ Sprüche dieser Art können wir derzeit auf Plakaten an den Laternenpfählen unserer Städte zuhauf lesen. Sie führen uns vor Augen, dass es nicht einmal mehr drei Wochen sind, dass in der Europäischen Union das Parlament neu gewählt wird. Und dass es um die europäische Idee nicht überall zum Besten bestellt ist, es einiger Werbung dafür bedarf.
Denn während die allermeisten Politiker betonen, welche große Bedeutung Europa für uns hat, gibt es auch eine Reihe von Parteien, die gegen die Europäische Union Stimmung machen. 

Dabei hat es die EU schon seit Jahrzehnten schwer, in ihrer Bedeutung wahrgenommen zu werden. Zu viel Bürokratie, nicht transparente Entscheidungswege, Entsorgungsstation für abgehalfterte Politiker: Seit seinem Bestehen muss sich das Europäische Parlament mit vielen Vorwürfen auseinandersetzen.

Und auch wenn etliches an der Kritik nicht an den Haaren herbeigezogen ist: Die Europäische Union ist trotz aller Schwächen in der Tat ein Glücksfall für unseren Kontinent. Dass wir seit Jahrzehnten in Frieden leben, ist keine Selbstverständlichkeit. Dass wir uns frei bewegen können, ohne lange Grenzkontrollen über uns ergehen lassen zu müssen, ist nicht nur zur Urlaubszeit angenehm. Dass viele Herausforderungen, vor denen wir stehen, nicht im nationalen Alleingang gelöst werden können, ist eine Binsenweisheit. Dafür einzutreten lohnt sich allemal.

Allerdings bleibt es bei den meisten Aussagen im Ungefähren, was denn nun die „europäischen Werte“ sind, auf die sich die Europa-Befürworter berufen. „Freiheit“ und „Vielfalt“ werden dabei zwar oft genannt, und es ist zweifellos wichtig, sich dafür einzusetzen. Zugleich wird übersehen, dass dies letztlich keine Werte an sich sind, sondern erst ermöglichen, dass man sich für Werte einsetzt.

Es ist in meinen Augen der Grund, woran unser Kontinent am meisten krankt: dass wir uns kaum mehr auf das verständigen können, was uns gemeinsam letztlich ausmacht. Populisten haben das erkannt und führen das schonungslos vor Augen – ohne eigene tragfähige Alternativen zu haben.

Wir als Christen sollten uns daher dafür einsetzen, dass Europa mehr ist als ein freier Markt für freie Bürger. Der Schutz der Schwachen und Bedürftigen; gerechte Lebensumstände für alle Menschen; der Einsatz für das Leben von der Zeugung bis zum Tod, die Bewahrung der Schöpfung; das Stärken von Ehe und Familie; der Einsatz für den Frieden: das sind Werte, wie sie den Geboten Gottes erwachsen.

Und das können wir in der Tat besser erreichen, wenn wir es nicht nur in Kleinstaaterei leben, sondern miteinander auf unserem Kontinent. Wo sich Europa allerdings von seinen christlichen Wurzeln entfernt, wird es immer schwieriger zu erklären, wozu es gebraucht wird: denn mehr Gewinne und wirtschaftliche Vorteile werden allein zu wenig sein, dies zu darzulegen.

Europa hat an sich keinen Selbstzweck, sondern ist lediglich die Umschreibung des Kontinents, auf dem wir leben. Erst dadurch, dass wir dieses Gebilde mit Werten füllen, bekommt es die Kraft, die es zu einer guten Idee werden und Sicherheit geben lässt. Das sollten wir nicht vergessen und diejenigen stärken, die sich dafür einsetzen. Nicht nur bei den anstehenden Wahlen.

Direktor Michael Maas
Leiter des Zentrums für Berufungspastoral, Freiburg



Quelle: www.basis-online.net
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


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