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17. April 2019 | Kommentar der Woche | 

Ludger Schepers - Fridays for Future


(Foto: pixabay.com)

Kommentar der Woche: Fridays for Future

Weihbischof Ludger Schepers · Essen (Foto: basis-online.net)

Weihbischof Ludger Schepers · Essen (Foto: basis-online.net)

17.04.2019

Ludger Schepers

Fridays for Future

„Fridays for Future“ – „Freitage für die Zukunft“: Unter diesem Motto protestieren seit Dezember 2018 Schülerinnen und Schüler für mehr Klimaschutz – überwiegend während ihrer Schulzeit. Was am 20. August 2018 von der sechzehnjährigen Greta Thunberg in Schweden ausging, ist zu einer welt-weiten Bewegung geworden. Am 15. März 2019 haben an mehr als 2000 Orten in 125 Ländern über eine Million junge Menschen für einen konsequenten Klimaschutz demonstriert. Sie wissen: Der Klimawandel ist längst eine reale Bedrohung für ihre Zukunft. Sie werden die Leidtragenden sein. Gleichzeitig glauben sie, dass sie die letzte Generation sind, die einen katastrophalen Klimawandel noch verhindern kann. Inzwischen haben sich viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den jungen Menschen solidarisiert – während Schulen und Ministerien noch über „Sanktionen“ für das „Schwänzen“ der Schule nachdenken.

Im Zugehen auf Ostern erinnert „Fridays for Future“ an den anderen Freitag, der ein Freitag für die Zukunft war – und über die Jahrtausende hinweg geblieben ist und bleibt. Am Karfreitag hat Jesus von Nazaret einen umfassenden „Klimawandel“ herbeigeführt – und Zukunft möglich gemacht.
„Fridays for Future“ lädt zu zwei Blickrichtungen ein. Wir sind tagtäglich herausgefordert, die „via dolorosa“ zu sehen, den „Schmerzweg“, den Jesus in Jerusalem gegangen ist und den zahllose Menschen heute gehen (müssen). In Krankheiten, in Kriegen und in den Katastrophengebieten dieser Welt gehen sie ihren eigenen Schmerzweg. Jeder Blick in die Nachrichten zeigt diese bedrückende Wirklichkeit. Oft fühlen wir uns machtlos angesichts des millionenfachen Leidensweges. Und manchmal sind wir ja auch selbst Menschen, die einen schmerzhaften Weg gehen.

Wenn wir nun Ostern feiern, dann sind wir eingeladen, den Blick zu heben. Nicht, den Boden zu verlieren und das Leid aus dem Blick zu lassen, aber nach oben zu sehen und den Himmel wahrzunehmen. Nein, es wird nicht alles plötzlich schmerz-frei und hell. Der Blick in den Himmel kann aber verhindern, dass ich gebeugt und gebückt durch das Leben gehe – und den Himmel aus dem Blick verliere.

Auch in diesem Jahr ist an Ostern das Leid, der Schmerz, die Katastrophe, der Missbrauch nicht vorbei – und Macht-Spiele werden weiter gespielt. Leider auch in der Kirche. Oft verdunkelt diese Tatsache den Himmel – und das Leben von Menschen. Dennoch: Auferstehung heißt, wir richten uns auf und erheben den Blick. Himmelwärts. Jesu Weg vollendet sich. Der offene Himmel ist Ostern. Damals und heute.

Also doch alles paletti? Die Schülerinnen und Schüler von „Fridays for Future“ halten uns vor Augen, dass das nicht so ist. Was sollen wir tun? Sollen wir ebenfalls auf die Straße gehen, uns anschließen und demonstrieren – für Klimaschutz oder was auch immer? Vielleicht. Wir sind herausgefordert, eigene Wege zu suchen.

In diesem Sinne wünsche und erbitte ich uns allen die Kraft und Phantasie, den Blick in den Himmel zu richten – und dabei die Erde und die Via dolorosa im Blick zu behalten.

Weihbischof Ludger Schepers, Essen

Quelle: www.basis-online.net
Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung


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