Nachrichten

24. April 2019 | Deutschland | 

Das Herz „ins Heiligtum hängen“


Der Saal im Pater-Kentenich-Haus war am 12. April 2019 gut besucht (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

Der Saal im Pater-Kentenich-Haus war am 12. April 2019 gut besucht (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

„100 Jahre Gedenktafeln im Urheiligtum“ und „125 Jahre Marienweihe Pater Kentenichs“ waren für Schwester M. Pia Buesge wieder einmal Anlass in den Archiven zu gegraben und nachzuforschen und Ereignisse mit detaillierten Einzelheiten ans Tageslicht zu bringen, die zum Teil bisher so noch nicht bekannt waren. Einiges davon konnte die „heilige Wühlmaus“, wie ein Schönstattpater die Schwester einmal humorvoll bezeichnete, am Abend des 12. April 2019 im gut besetzten Filmsaal des Pater-Kentenich-Hauses bei einer Veranstaltung unter dem Hauptthema: „Vor 100 Jahren – Anbringung der Gedenktafeln im Urheiligtum“ präsentieren. Schw. M. Maren Valentin berichtet.

Schw. M. Maren Valentin. Schwester M. Pia begrüßt die Teilnehmer herzlich. Sie schaut mit uns auf die Ereignisse des Jahres 1919, die für Pater Kentenich von besonderer Bedeutung waren, darunter vor allem die Anbringung der Gedenktafeln im Urheiligtum. Wie kam es dazu?

Das Herz „ins Heiligtum hängen“

Schwester M. Pia erklärt, dass am Ursprung der beiden Tafeln ein Lebensvorgang steht. Es ist eine Erfahrung, die alle Soldaten-Sodalen im Ersten Weltkrieg machen: Das Heiligtum in Schönstatt ist unsere Heimat, dort schlägt das Herz der Gottesmutter für uns, von dort aus führt und beschützt sie uns, wo immer wir sind. Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit der Sodalen wollen bei der Mutter im Heiligtum ein Zeichen setzen, wollen bei ihr sichtbar werden. Es ist ein Drängen, ein Bedürfnis da, das Pater Kentenich später einmal so beschreibt: „Man will sein eigenes Herz ‚hineinhängen‘ in unser kleines Heiligtum.“

Die Marmortafel mit den Namen im Urheiligtum (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

Die Marmortafel mit den Namen im Urheiligtum (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

Pater Peter Nöthen und Schwester M. Pia Buesge trugen die Informationen zur Geschichte im Wechsel vor (Foto: Schw. Antje-Maria)

Pater Peter Nöthen und Schwester M. Pia Buesge trugen die Informationen zur Geschichte im Wechsel vor (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

Für den musikalischen Rahmen sorgten Schw. Johanna-Maria Helmich, Flöte, und Schwester M. Tabea Platzer, Klavier (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

Für den musikalischen Rahmen sorgten Schw. Johanna-Maria Helmich, Flöte, und Schwester M. Tabea Platzer, Klavier (Foto: Schw. Antje-Maria)

Schon früh taucht in einzelnen Beiträgen der Zeitschrift MTA der Wunsch auf, der Gottesmutter im Heiligtum ein „Kriegsdenkmal“ zu errichten. Doch welcher Art? Ein Vorschlag lautet zum Beispiel: Auf dem Altar des Heiligtums, unter den Augen der Mutter, könnte ein Fotoalbum liegen. Wer von den Soldaten-Sodalen dies will, schickt sein Foto – am besten in Uniform und mit sichtbarer Kongregationsmedaille – nach Schönstatt, damit es in dieses Album aufgenommen wird. Viele tun es. Schon bald kommt ein zweites Album hinzu, ein sogenanntes Schutzalbum, in das die Namen all derer eingetragen werden, die sich der MTA besonders anvertrauen und von ihr im Krieg beschützt sein wollen.

Weiter entwickelt sich der Brauch, dass Sodalen, die für ihr tapferes Verhalten im Krieg ausgezeichnet werden, ihre Eisernen Kreuze nach Schönstatt schicken. Sie sind sich bewusst, dass sie nicht aus eigener Kraft Vorbildliches leisten konnten, sondern dies ganz und gar der Gottesmutter verdanken. Darum soll die Auszeichnung auch dorthin kommen, wohin sie gehört: ins Heiligtum der Mater ter admirabilis. Als Josef Engling zum letzten Mal im Heiligtum kniet, befindet sich sein Eisernes Kreuz schon dort. Zunächst liegen die Eisernen Kreuze im Heiligtum in einer Schachtel, später hängen sie auf einem mit Plüsch bezogenen Brett an der Wand.

Vor 100 Jahren …

Nach Kriegsende, am 27. April 1919, findet in Schönstatt eine Wiedersehensfeier statt, bei der als endgültiges und bleibendes „Kriegsdenkmal“ eine Marmortafel im Heiligtum feierlich gesegnet und enthüllt wird. Auf ihr stehen die Namen aller 109 Soldaten-Sodalen, die im Krieg zur Außenorganisation Schönstatts gehörten. Auch die Gefallenen sind verzeichnet, ihr Name ist mit einem Kreuzchen versehen, angeordnet nach Gruppen und Abteilungen. Pater Kentenich wollte ausdrücklich, dass auf dieser Tafel kein Name ausgelassen werde. Es ist zuletzt und zutiefst eine Ehrentafel für die MTA, die ihre Werkzeuge selbst im Krieg zu schützen und zu benützen wusste. Noch im Sommer 1919 finden dann auf der anderen Seitenwand des Heiligtums auf einer holzgeschnitzten Tafel die Eisernen Kreuze ihren endgültigen Platz.

… und heute

Im Januar dieses Jahres, 2019, wurden die beiden Tafeln im Rahmen der Renovierung des Urheiligtums gereinigt und poliert. Schwester M. Vanda berichtet von diesem spannenden Geschehen. Sie und Frau Hug haben in mühevoller Kleinarbeit die Tafel der rechten Seite wieder auf Hochglanz gebracht. Dabei wurden die Namen, die man inzwischen kaum noch lesen konnte, nachgezeichnet.

Pater Kentenich kam mehrmals auf die Gedenktafeln zu sprechen. Zitate machen deutlich, welche Sinndeutung er ihnen gab. Zusammenfassend lässt sich sagen:

  • Beide Gedenktafeln enthalten die Botschaft von unserem ur-schönstättischen Liebesbündnis.
  • Die Tafel mit den Namen auf der rechten Seite ist Ausdruck für unsere Erwählung durch die Gottesmutter, für die Einschreibung in ihr Herz, für ihre Liebe und ihren Schutz. Man könnte darüber schreiben: Nichts ohne dich, Gottesmutter!
  • Die Tafel mit den Eisernen Kreuzen auf der linken Seite regt an, die Antwort der Liebe zu geben: Nichts ohne uns!

Dr. Bernd Biberger, Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern, wendet sich zum Abschluss des Abends an die Gottesmutter Maria am originalen Gnadenbild aus Oberhausen (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

Dr. Bernd Biberger, Generaldirektor der Schönstätter Marienschwestern, wendet sich zum Abschluss des Abends am originalen Gnadenbild aus Oberhausen im Gebet an die Gottesmutter Maria (Foto: Schw. M. Maritta Zell)

Bewegender Höhepunkt

Der Abend im Pater-Kentenich-Haus hat noch einen zweiten Teil: Heute sind es 125 Jahre, dass Pater Kentenich sich als Achtjähriger der Gottesmutter weihte. Schwester M. Pia lädt deshalb ein, in Stille miteinander zur Marienstatue zu gehen. Eine dichte Atmosphäre liegt über den Teilnehmern, die in das Lied einstimmen: „Sei gegrüßt, Maria, um deiner Reinheit willen bewahre rein meinen Leib und meine Seele …“. Dieses Gebet formulierte Pater Kentenich schon in jungen Jahren und betete es zeitlebens. Herr Dr. Biberger wendet sich in Gebetsform an die Gottesmutter und nimmt dabei alle in das damalige Geschehen in der Waisenhauskapelle in Oberhausen hinein. Er dankt, dass diese Weihe zum Grundquell des Liebesbündnisses wurde. Mit der gemeinsamen Erneuerung des Liebesbündnisses und dem priesterlichen Segen schließt die beeindruckende kleine Feier.


Top