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25. März 2019 | Delegiertentagung | 

Wirksam werden – Blick in die Zeit: Schönstatt und der Klimawandel


Florian Roth spricht über Erfahrungen im Engagement für Klimaschutz (Foto: Brehm)

Florian Roth spricht über Erfahrungen im Engagement für Klimaschutz (Foto: Brehm)

Cbre/Hbre. Ebenfalls unter der Rubrik „WIRksam werden – Blick in die Zeit“ brachte Florian Roth, Göttingen, der zur Zeit einen Masterstudiengang „nachhaltige Entwicklung“ in Uppsala, Schweden, absolviert, die Zeitenstimme Ökologie zur Sprache indem er über „eine persönliche Geschichte über Spiritualität, Gemeinschaft und Bahngleise“ berichtete.

Persönlich etwas für den Klimaschutz tun

„Ich wollte etwas studieren, wo ich nah an der Welt war, was mir helfen konnte zu verstehen, was man an der Welt verändern kann“, so Roth. „Ich wollte für mich wenigstens herausfinden: Was kann ich eigentlich tun? Das fängt natürlich an mit dem Essen, mit dem Fliegen – ich hatte einen Klimaprofessor, der ist 11 Jahre nicht mehr geflogen. Dann dachte ich, gut, dann setze ich mich statt Fliegen in den Bus und fahre 24 Stunden zur Nacht des Heiligtums.“ Es sei gut, persönlich konkret etwas zu tun, aber es sei ihm auch deutlich geworden, dass das Persönliche im Blick auf den Klimawandel eben nicht ausreiche.

Zivilgesellschaftlicher Widerstand

Nach zwei miterlebten Klimakonferenzen in Marrakesch und in Bonn, auf denen ihm deutlich geworden sei, wie wenig die Politik unternehme, wie wenig Verantwortung wirklich wahrgenommen werde, sei er in der Klimabewegung aktiv geworden. Zum Beispiel bei der Aktion „Ende Gelände“ gegen den weiteren Kohleabbau im Tagebau Garzweiler.

Vor allem junge Menschen, „mehr Frauen als Männer“, hätten dort zum Beispiel mit Gleisblockaden friedlich demonstriert für einen möglichst frühen Ausstieg aus der Braunkohle. Oder sie auch versucht, die Räumung des Hambacher Forst mit Sitzblockaden zu verhindern. Er sei dabei vor allem darum gegangen, nationale Aufmerksamkeit zu erregen. „Natürlich ist das auch riskant. Es kann zu Konflikten mit der Polizei kommen. Man kann festgenommen werden. Aber andererseits ist es ein wichtiger Weg um Einfluss zu nehmen.“

"Es war das Gefühl: Es ist noch nichts verloren, wir können noch etwas ändern.“ (Foto: Brehm)

"Es war das Gefühl: Es ist noch nichts verloren, wir können noch etwas ändern.“ (Foto: Brehm)

Zum Dank für seinen Beitrag gibt es von der Moderation einen "nachhaltigen" Kaffeebecher aus Kokosfastern (Foto: Brehm)

Zum Dank für seinen Beitrag gibt es von der Moderation einen "nachhaltigen" Kaffeebecher aus Kokosfastern (Foto: Brehm)

Gemeinschaft und Solidarität

Ein tolles Erlebnis sei die Gemeinschaft unter den Aktivisten oder die Solidarität mit der Bevölkerung gewesen. Im Hambacher Forst hätten viele Menschen Essensspenden gebracht. Frauen hätten Shuttle-Fahrdienste vom Bahnhof zum Protestgelände eingerichtet. Ihm persönlich sei es um mehr als um Demonstrieren gegangen. Für ihn gehe es eigentlich um die Bewahrung der Schöpfung. Und tatsächlich hätten sie etwas erreicht. 60.000 Menschen seien am 6. Oktober zum „Ende Gelände Camp“ da gewesen: „da hat man gemerkt, wie vielen Menschen das Thema am Herzen liegt. Es war das Gefühl: Es ist noch nichts verloren, wir können noch etwas ändern.“

Ökologie und Werktagsheiligkeit

Warum er das alles hier erzähle, fragt Florian Roth. Ohne Schönstatt wäre er sicher nicht da. Den Glauben zu leben, vor allem die Werktagsheiligkeit fasziniere ihn. „Gott hat uns die Erde geschenkt. Wir sollten die Krone der Schöpfung sein und was tun wir? Wir zerstören die Schöpfung“! Er denke, es sei wichtig etwas zu tun, „und die Gefahr, die mir bei diesem Engagement droht, ist viel geringer als die Gefahr, die Menschen im 2. Weltkrieg ausgehalten haben, wo sie mit Gefängnis oder Tod rechnen mussten.“ Gerade die urchristlichen Werte, Bewahrung der Schöpfung, Gemeinschaft, seien einfach zentral für die Zukunft der Menschheit. Deshalb bewegte dieses Thema auch Menschen, die nicht gläubig seien. „Aber ich will Christ im Alltag sein und Schönstatt ist für mich der Schlüssel dazu.“ Schönstätter seien Teil der Gesellschaft und damit auch Teil des Problems. „Aber wir können etwas verändern. Wie hat Pater Kentenich einmal gesagt: das Ohr am Herzen Gottes, die Hand am Puls der Zeit.“

Pater Dr. Hans-Werner Unkel (Foto: Brehm)

Pater Dr. Hans-Werner Unkel (Foto: Brehm)

Logo des "Learning from the Garden"-Projektes der Schönstatt-Patres in Indien (Foto: Brehm)

Logo des "Learning from the Garden"-Projektes der Schönstatt-Patres in Indien (Foto: Brehm)

„Learning from the Garden“- ein Nachhaltigkeits-Projekt

Pater Dr. Hans-Werner Unkel, lange Jahre in Indien Ausbilder für die Priesteramtskandidaten der Schönstatt-Patres im Seminar in Südindien, erzählt von einem Nachhaltigkeitsprojet in ihrem Seminar in Bangalore, Südindien. „Unser Kolleg möchte gern missionarisch etwas tun, aber zunächst erst missionarisch sein. Im Jahr 2017/18 waren Menschenwürde („Die heiligen Kühe im Straßenverkehr sind weniger gefährdet als Fußgänger.“) und Ökologie („Den Abfall nicht einfach in die Natur werfen und beitragen zur Plastikvermeidung“) Bereiche, um die sich die Studenten kümmern wollten. Das Logo ihrer Aktion ist am Garten angelehnt, an dem die Wachstumsgesetze deutlich werden. Ein Garten braucht Aufmerksamkeit, ein liebendes und ein wachsames Auge. Er braucht Wasser, Zeit zum Werden und Schutz.

„Eine ökologische Spiritualität kann man vom Garten lernen“, so Pater Unkel. Und das Projekt sei ganz praktisch umgesetzt worden: Die Studenten haben Jede Woche zwei Stunden Gartenarbeit. Auf Schulgebiet gibt es kein herumliegendes Plastik mehr. In den Monaten März, April und Mai wird wenig Wasser verbraucht. Man duscht „mit einem Becher Wasser“. Um Energie zu sparen werden Bügeleisen mit heißen Kohlen verwendet. Die Studenten veranstalten Workshops mit den umliegenden Schulen über Ökologie und Menschenwürde.


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