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25. Januar 2019 | International | 

Einblicke in die Arbeit des Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat in Panama


Kuna Jugendliche und Padre Felix de Lama (rechts) heißen die Besucher herzlich willkommen. (von Mitte, links: Stephan Jentgens (Geschäftsführer von Adveniat), Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg), Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau), Vorsitzender der Jugendkommision der Deutschen Bischofskonferenz  Projektbesuch mit Mitgliedern der Bischöflichen Kommission, jugendlichen Pilgergruppen aus Deutschland, Vertretern der Presse und Adveniat Mitarbeitern im Adveniat Projekt: Pastoral Indígena Kuna in Kuna Negra, einer Kuna Gemeinde am Stadtrand von Panama-Stadt (Foto: Jürgen Escher, Adveniat (c))

Kuna Jugendliche und Padre Felix de Lama (rechts) heißen die Besucher herzlich willkommen. (von Mitte, links: Stephan Jentgens (Geschäftsführer von Adveniat), Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg), Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau), Vorsitzender der Jugendkommision der Deutschen Bischofskonferenz  Projektbesuch mit Mitgliedern der Bischöflichen Kommission, jugendlichen Pilgergruppen aus Deutschland, Vertretern der Presse und Adveniat Mitarbeitern im Adveniat Projekt: Pastoral Indígena Kuna in Kuna Negra, einer Kuna Gemeinde am Stadtrand von Panama-Stadt (Foto: Jürgen Escher, Adveniat (c))

Hbre. Das in Deutschland gegründete katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat nutzt im Rahmen des Weltjugendtages die Möglichkeit, den jugendlichen Pilgern Projekte des Hilfswerks in Panama-Stadt hautnah zu zeigen. Bei einer Pressekonferenz zum Auftakt des Weltjugendtages sagte Thomas Andonie, Bundesvorsitzender des BDKJ: „Es ist wichtig, dass die jugendlichen Pilgerinnen und Pilger aus Deutschland die Chance bekommen, die soziale Realität Panamas auch an den Rändern kennenzulernen“ Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens erklärte, dass in Panama rund 100.000 Kuna leben, davon 70.000 in der Hauptstadt. Neun von zehn Indigenen in Panama seien arm. Oftmals würden die Rechte der Kuna nicht geachtet. So sei zum Beispiel neben der Siedlung Kuna Nega die zentrale Mülldeponie von Panama-Stadt eingerichtet worden, ohne die Indigenen zu fragen. Jugendbischof Stefan Oster erklärte: „Ich hatte zuvor noch nie Kontakt zu den Kuna. Aber ich habe gemerkt, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, vor allem eint uns unser Glaube.“

Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Schönstatt-Jugend nutzten die Gelegenheit, sich am Sonntag, den 20. Januar 2019, aus erster Hand über die soziale Lebenssituation in Panama zu informieren. Dazu hatten sie drei Projekte ausgewählt: Integrationsprojekt mit Ureinwohnern; Ein Projekt mit aidskranken Menschen zur Alltagsbewältigung; ein Projekt mit Drogenabhängigen, Obdachlosen und auf der Straße lebenden Menschen. Lesen Sie die Beiträge von Jasmin Hoinka, Laura Brecht und Ula Cyganik, von Eva Hagmann und Melina Marx.

Besuch in einem Projekt der Hilfe für Drogenabhängige (Foto: Cyganik)

Besuch in einem Projekt der Hilfe für Drogenabhängige (Foto: Cyganik)

Die Besucher aus Deutschland und einige Mitarbeiter (Foto: Cyganik)

Die Besucher aus Deutschland und einige Mitarbeiter (Foto: Cyganik)

Hilfe für Drogenabhängige

Jasmin Hoinka, Laura Brecht und Ula Cyganik. Unsere Projektvorsteller Theresa und H. haben uns in einem Gespräch auf den bevorstehenden Besuch im Zentrum „El Centro de Orientación y Atención Integral San Juan Pablo II“ vorbereitet, was für Menschen uns erwarten und wie die soziale Situation in Panama ist.

Im Bezirk Panama City gibt es etwa 1000 Obdachlose, die auf Grund des Papstbesuchs zwangsweise von der Regierung und der örtlichen Polizei in umliegende Provinzen in geschlossene Lager gebracht wurden. Generell wurden Fassaden neu gestrichen und die Straßen gereinigt, um das schöne Bild von Panama für die Pilger und Touristen aufrecht zu erhalten.

Trotz dieser Maßnahmen findet Ariel, der Leiter des Zentrums, immer wieder Menschen auf der Straße, die täglich zu Besuch kommen möchten. Das Haus bietet tägliche Mahlzeiten und, grundlegende medizinische Versorgung, Duschmöglichkeiten, einen Friseur, eine Kleiderkammer, psychologische Beratung sowie persönliche Gespräche, ein offenes Ohr und die Möglichkeit in einer kleinen Kapelle zu beten. Auch wird Hilfe bei der Arbeitssuche und Weiterbildung angeboten. Für viele ist dieses Zentrum die einzige Chance der Sackgasse zu entfliehen und wortwörtlich das eigene Leben zu retten. Im Gespräch mit Jennifer, einer Hilfebedürftigen, die schon seit zwei Jahren täglich das Zentrum aufsucht, zeigte sich deutlich wie lebensrettend die Arbeit der Ehrenamtlichen ist. Als Obdachlose hatte sie einen Punkt in ihrem Leben erreicht, wo sie keine Hoffnung mehr für sich sah. Ariel hatte sie im richtigen Moment bei einem seiner täglichen Rundgänge im Viertel eingeladen, ins Zentrum zu kommen. Mit seiner freundlichen Art und seinem Fahrrad, dass Werbung für das Haus macht, erreicht er viele Bedürftige.

Heute durften wir mit dabei sein, als er im Park und auf dem Weg Menschen angesprochen hat, die er teilweise kannte und eingeladen hat eine warme Mahlzeit zu bekommen.

Am Ende kamen etwa 20 Personen, mit denen wir zusammen als Gruppe nach einem Gebet und Lied das Mittagessen teilen konnten. Die Freude und Dankbarkeit der Menschen konnte man sehen und spüren.

Besuch in einem Projekt der AIDS-Hilfe (Foto: McClay)

Besuch in einem Projekt der AIDS-Hilfe (Foto: McClay)

Hilfe zur Selbsthilfe für an AIDS erkrankte Menschen

Eva Hagmann. Nach kurzer Busfahrt wurden wir in einem Haus für an Aids erkrankte Menschen herzlich empfangen. Nach der Begrüßung wurde uns der Aufbau des Hauses erklärt und wir wurden in die Arbeitsweise des Projektes eingeführt. Das Besondere ist, dass sowohl auf die physische wie auch auf die psychische Gesundung geachtet wird. Die Bewohner werden medizinisch und psychologisch begleitet. Beeindruckend war zu hören, das 90% der Patienten trotz anfänglicher Diskriminierung durch die Familie und am Arbeitsplatz in ein normales Leben zurück finden.

Nach dieser Einführung bekamen wir eine Führung durch das Haus. Die Bewohner teilen sich Zimmer und müssen alle im Haus mithelfen. Danach fanden sich zwei mutige Bewohner, die von ihrem Leben, ihrer Erkrankung und ihren Zukunftsplänen erzählten. Sehr beeindruckend waren die jeweiligen Entwicklungen, sowohl physischer als auch seelischer Art. Man konnte sehen, dass die beiden in dem Projekt eine Heimat und eine Familie gefunden haben, die ihnen die Heilung ermöglichen.

Anschließend gab es noch Fragen von uns an die Bewohner, aber auch von ihnen an uns, z.B. wie es in Deutschland mit der Behandlung von HIV Erkrankten aussieht.

Dieses beeindruckende und wichtige Projekt wird allein über Spenden finanziert.

Besuch in einem Internats-Projekt für indigene Jugendliche zur Bildungsförderung (Foto: Cyganik)

Besuch in einem Internats-Projekt für indigene Jugendliche zur Bildungsförderung (Foto: Cyganik)

Bildungsförderung für indigene Jugendliche

Melina Marx. Wir besuchten mit unserer Kleingruppe ein Internat. Dort wird indigenen Jugendlichen die Bildung ermöglicht, welche sie in ihren Heimatdörfern aus verschiedenen Gründen nicht bekommen können. Wir wurden sehr herzlich von den Mädchen und den Schwestern empfangen und spielten direkt zu Beginn ein Kennenlernspiel. Danach durften wir ihren Lebensalltag bei einer Führung durch ihre Schule und den Garten besser kennenlernen.

Die Mädchen teilten mit uns die Vorteile und Nachteile des Internats und erzählten uns etwas über ihre Herkunft und das Leben in ihren Dörfern. Sie alle waren sehr dankbar, dass sie die Möglichkeit bekommen haben, weiter zur Schule zu gehen und haben ein festes Ziel vor Augen. Ein Mädchen hat dieses Jahr begonnen, Grundschullehramt zu studieren und möchte nach dem Studium zurück in ihr Heimatdorf kehren, um dort den Kindern Bildung zu ermöglichen.

Zum Abschluss zeigten uns die Mädchen einen traditionellen Tanz aus ihren Stämmen und luden uns zum Mitmachen ein. Danach waren wir dran und versuchten mit allen gemeinsam die Kuckuckspolka zu tanzen. Es war eine sehr schöne Begegnung und eine Bereicherung für uns alle.

 

Die Jugendlichen Pilger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren dankbar, dieses Erlebnis im Rahmen des Weltjugendtages „mitnehmen zu dürfen“. Jeden einzelnen haben die Begegnungen berührt und nachdenklich gemacht: „Manchmal muss man erst im Ausland hilfsbedürftigen Menschen begegnen, um die sozialen Probleme in der eigenen Heimat kritisch zu hinterfragen und die eigene Lebenssituation schätzen zu lernen“, so der Kommentar einer Pilgerin.

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