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26. September 2018 | Rund ums Urheiligtum | 

Grenzen der Wertschätzung – Umgang mit Selbstverliebten


Pater Elmar Busse beim Abendtalk im September im Haus der Familie, Schönstatt, Vallendar (Foto: schoenstatt-tv)

Pater Elmar Busse beim Abendtalk im September im Haus der Familie, Schönstatt, Vallendar (Foto: schoenstatt-tv)

Cbre. Der Abendtalk im September im Haus der Familie in Schönstatt/Vallendar, stand unter dem Thema: „Grenzen der Wertschätzung – Umgang mit Selbstverliebten“. Schönstatt-Pater Elmar Busse bearbeitete in seinem Kurzvortrag damit ein weiteres gesellschaftlich relevantes Thema. Im Anschluss an das Impulsreferat konnten die Teilnehmer der Veranstaltung ihre eigenen erfahrungen in die Diskussion einbringen. Dank der Initiative von Schönstatt-tv wird die Veranstaltung live über das Internet übertragen und kann von Interessierten im Netz auch nachträglich noch abgerufen werden.

Begrüßung der Teilnehmer und Einführung ins Thema durch Claudia und Heinrich Brehm, Schönstatt-Familienbewegung (Foto: schoenstatt-tv)

Begrüßung der Teilnehmer und Einführung ins Thema durch Claudia und Heinrich Brehm, Schönstatt-Familienbewegung (Foto: schoenstatt-tv)

Pater Elmar Busse beim Impuls zum Thema "Grenzen der Wertschätzung – Umgang mit Selbstverliebten" (Foto: schoenstatt-tv)

Pater Elmar Busse beim Impuls zum Thema "Grenzen der Wertschätzung – Umgang mit Selbstverliebten" (Foto: schoenstatt-tv)

„Ich bin besonders dankbar für diesen Veranstaltungstyp“, sagte ein Teilnehmer. „Hier werde ich kompetent informiert, kann mich über das Gehörte mit anderen auseinandersetzen und finde so meinen Standpunkt zum Thema heraus. In einer Zeit, wo Informationen nur so auf einen herunterprasseln und man gar nicht mehr zum Nachdenken und Einordnen kommt, finde ich hier Raum zur Auseinandersetzung und kann so bewusster leben, anstatt ständig das unangenehme Gefühl haben zu müssen, gelebt zu werden.“

Merkmale eines Selbstverliebten (Narzisst)

Elmar Busse begann seinen Impuls mit dem einem Ausschnitt aus dem Kleinen Prinzen von Saint-Exupéry und dessen Besuch auf dem Planeten des Eitlen. Zwei Merkmale der Selbstverliebten wurden dadurch deutlich: „Denn für die Eitlen sind die anderen Leute Bewunderer“ und „Aber der Eitle hörte ihn nicht. Die Eitlen hören immer nur die Lobreden.“

In der griechischen Sagenwelt wird der schöne Jüngling Narziss als einer beschrieben, der sich an einem Quellteich im Wasser wie im Spiegel sieht und so fasziniert ist von sich selbst, dass er ins Wasser stürzt und ertrinkt. Aus dieser Sage haben die Psychologen ein Krankheitsbild abgeleitet, das sie Narzissmus nennen, Selbstverliebtheit.

Ein Narzisst ist sich selbst der Nächste, kreist um sich selbst. Die alleinige Frage, die ihn umtreibt: Wie wirke ich auf andere? Und nicht: Wer bin ich wirklich? Er kann nicht selbstlos Verantwortung für andere übernehmen, ist leicht kränkbar und empfindet die leiseste Kritik als Majestätsbeleidigung.

Der Narzisst tut sich schwer, sich in den Dienst einer höheren Sache zu stellen und kann absolut nicht dienen. Er idealisiert sich selbst, ist also eitel und muss andere zwanghaft abwerten (Mobbing).

Moralischer Narzissmus

Neben dem Narzissmus einzelner Menschen gäbe es auch eine Mentalität, die mit „moralischen Narzissmus“ beschrieben werden könne, so Busse. Der moralische Narzisst idealisiere seine Weltanschauung dermaßen, dass diese für ihn immer mehr zur einzig möglichen Meinung, ja zur Wahrheit schlechthin würde. Dadurch werde er dialog- und kompromissunfähig, sehe sich als moralisch gut, über jeden Zweifel erhaben, verdränge jegliches persönliche Fehlverhalten und sei zutiefst empört über andere Meinungen und vergäße dabei die Grundlage der Demokratie: Wir müssen auch mit denen kommunizieren, die anderer Meinung sind.

Auch die Kirche seit im Laufe der Geschichte nicht frei gewesen von diesem „moralischen Narzissmus“. Noch auf dem Vatikanum II, als es um die Religionsfreiheit ging, habe man diese für sich beansprucht, aber sie anderen Religionen nicht zubilligen wollen. Gottseidank sei schließlich im Abschlussdokument Religionsfreiheit als allgemeines Menschenrecht anerkannt worden, ohne aber den Missionsauftrag Jesu zu relativieren.

Umgang mit Selbstverliebten

Auf die Frage, wie wir uns in einer Welt zurechtfinden, die so von narzisstischer Mentalität geprägt ist und in der so viele Narzissten herumlaufen, antwortete Pater Busse:

„Zunächst erst einmal, indem wir uns nicht bluffen lassen, sondern nachschauen, was steckt hinter der Fassade dieses Menschen? Glanz oder Ruine?“

Und dann auch: „Indem wir den Sicherheitsabstand zu extremen Narzissten vergrößern.“

Ein Narzisst bräuchte es, dass er so erschüttert wird, dass seine Fassade bricht und er dann Menschen findet, durch die er erleben darf, ich bin geliebt auch ohne meinen ganzen Tand, einfach nur weil ich geschaffen bin und sein darf.

Was kann man tun, um nicht in die Narzisstenfalle zu tappen?

Es gehe darum, so Busse, sich selbst um Selbsterkenntnis und Selbstannahme zu bemühen. „Was ist mein wahres Ich? Das lebe ich! Das, was ich mir anklebte oder ankleben ließ, das unechte lasse ich wieder liegen.“

Hilfreich sei auch, sich über die Leistungen und Erfolge anderer freuen zu können, ohne aber die eigenen klein zu reden. Außerdem sei es gut, Dankbarkeit über den eigenen Erfolg zu lernen und dadurch in die Dankbarkeit Gott gegenüber hineinfinden. Das schütze vor eigenen narzisstischen Entwicklungen. In der Tageslesung habe es geheißen: So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt. (vgl. 1 Kor3,7)

Ehrlich loben und kritisieren – beides getragen vom emporbildenden Verstehen – lasse Menschen aufblühen und ihre Fähigkeiten zu Tage fördern. Emporbildendes Verstehen (Wertschätzung, Einfühlung, Ermutigung) sei ein Begriff den der Schönstattgründer Pater Josef Kentenich oft benutzt und selbst vorgelebt habe. Wenn wir anderen zu verstehen geben, dass wir ihnen Liebe bedingungslos schenken, und sie sich diese nicht erst durch erwartungsgemäßes Verhalten verdienen müssen, „können wir in innerer Freiheit unseren Weg gehen, Beziehungen knüpfen und pflegen mit Menschen, die unsere Seele nähren und nicht aussaugen.“, so Busse.

Am Ende des Vortrags wurde unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern lebhaft diskutiert. Viel Stoff für die eigene Persönlichkeitsbildung lag vor. Beim Umgang mit Selbstverliebten, wenn diese die Vorgesetzten und Chefs sind im Betrieb wurde als Ausweg nur gesehen, den Betrieb zu verlassen und anderswo eine neue Stelle zu finden.

Im abschließenden gemeinsamen Abendgebet konnte die Dankbarkeit für die vielen kleinen Überraschungen während des Tages gleich praktisch ausprobiert werden.

Mehr Information

Nachfolgend haben Sie die Möglichkeit, sich den Mitschnitt von www.schoenstatt-tv.de anzusehen.


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