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16. September 2018 | Rund ums Urheiligtum | 

Pater Josef Kentenich - ein Gründergeist, der Gründergeist hatte


Feierlicher Gottesdienst mit Kardinal Marx zum Gedenken an den or 50 Jahren verstorbenen Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich (Foto: Brehm)

Feierlicher Gottesdienst mit Kardinal Marx zum Gedenken an den or 50 Jahren verstorbenen Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich (Foto: Brehm)

Hbre. Mit einem Pontifikalamt, dem Kardinal Reinhard Marx, München, vorstand, fanden die Gedenkfeiern, zu denen die internationale Schönstatt-Bewegung anlässlich des 50. Todestages ihres Gründers eingeladen hatte, ihren Abschluss. Der Gottesdienst in der voll besetzten Pilgerkirche in Schönstatt wurde von Chor und Orchester der Schönstätter Marienschule, Vallendar, unter der Leitung von Frau Inshad Maasri musikalisch frisch und jung gestaltet.

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland bei der Begrüßung (Foto: Brehm)

Pater Ludwig Güthlein, Leiter der Schönstatt-Bewegung Deutschland bei der Begrüßung (Foto: Brehm)

Chor und Orchester der Schönstätter Marienschule stemmten die musikalische Gestaltung  (Foto: Brehm)

Chor und Orchester der Schönstätter Marienschule stemmten die musikalische Gestaltung  (Foto: Brehm)

Einige Texte wurden in weiteren Sprachen vorgetragen (Foto: Brehm)

Einige Texte wurden in weiteren Sprachen vorgetragen (Foto: Brehm)

Eine Abordnung der Vallendarer Schützengesellschaft war beim Einzug dabei (Foto: Brehm)

Eine Abordnung der Vallendarer Schützengesellschaft war beim Einzug dabei (Foto: Brehm)

Die Zeichen der Zeit erkennen und den Blick auf Neues wagen

In seiner Predigt erinnerte Kardinal Marx an den vor 50 Jahren verstorbenen Gründer Schönstatts, Pater Josef Kentenich. Er bezeichnete ihn als eine große Gründergestalt, „ein Gründergeist, der Gründergeist hatte.“ Der Geistliche sei wach für seine Zeit gewesen und habe Ausschau nach dem Neuen gehalten. „Das muss auch unser Auftrag heute sein, die Zeichen der Zeit zu erkennen und den Blick auf das Neue zu wagen.“ Schönstatt mit seiner Gnadenkapelle sei ein Ort, der inspiriere und ermutige, an dem man hören könne, was der Geist zu sagen habe. „Wir sind hineingenommen in die Gemeinschaft der Kirche, wie es Papst Franziskus betont, als ein Volk, als eine Gemeinde. Der Geist ist immer am Werk, wir müssen nur aufmerksam sein für ihn und hören auf das, was er uns in dieser Zeit sagt. Dazu brauchen wir Mut, neue Wege zu gehen“, so Kardinal Marx. „Was will Gott uns in dieser Zeit sagen, welchen Auftrag hat er für uns? Das können wir uns nicht ausdenken, sondern brauchen Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, gerade um das zu erkennen, was passiert, auch das Negative. Wir dürfen nicht wegschauen“, rief Kardinal Marx den Gläubigen zu. Das gelte auch für die Verantwortlichen in der Kirche.

In der Kirche Neues denken

Aufbruch habe immer etwas mit Bruch zu tun, „es ist kein gemütliches Weitergehen, sondern die Frage nach dem, wie wir in der Kirche Neues denken können, ohne die Vergangenheit, die Tradition, den Weg der Kirche zu vergessen.

Pater Kentenich habe diesen Aufbruch gewagt, entgegen vieler Kritiker, die ihm gesagt haben: Das darfst du nicht. Zu den drei Punkten, die Marx in diesem Zusammenhang nannte und die in der damaligen Zeit wirklich ein Wagnis gewesen seien, zählt „das ganz persönliche und pädagogisch entfaltete Liebesbündnis, dass jeder in seiner Lebensgeschichte gerufen ist, seinen Bund zu schließen und sich auf den Weg zu machen.

Als zweiten Punkt nannte Marx das neue Verhältnis von Priestern und Laien. Das sei in der Kirche etwas Neues. In der Schönstatt-Bewegung sei eine Bereitschaft da, nicht einfach in einer Linie zu denken. Die Bewegung sei eine Gemeinschaft, in der die verschiedenen Charismen mit großer Ehrfrucht gesehen würden.

Als dritten Punkt nannte der Münchner Erzbischof Pater Kentenichs Offenheit für das, was sich entwickelt. Schönstatt habe sich auf den Weg gemacht, nicht alles abzugrenzen und sich der Offenheit für das Neue nicht zu verschließen durch zu starre Strukturen.

Halten wir Ausschau nach dem, was jetzt dran ist, was wir tun können, was wir wagen dürfen, ja auch riskieren können“, so Kardinal Marx. Pater Kentenich habe etwas riskiert im Leben. „Ich empfinde die Gnadenkapelle immer wieder als Quelle der Ermutigung und der Kraft. Der Schönstatt-Bewegung sage ich Dank für den Dienst des Gebetes, des Aufbruchs und der geistigen Erneuerung in der Kirche, die durch die Gründergestalt Pater Kentenichs ihren Weg genommen hat“, so Kardinal Marx.

„Wir stehen an der Seite der Betroffenen sexuellen Missbrauchs“

Bereits zu Beginn des Gottesdienstes hatte Kardinal Marx - angesichts der von mehreren großen Tageszeitungen in Teilen vorab veröffentlichten Studie der Deutschen Bischofskonferenz zu Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche im Zeitraum von 1946 bis 2014 – dazu aufgerufen, vor den Leiden der Betroffenen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche nicht wegzuschauen. Kardinal Marx sagte: „Die Kirche geht durch Höhen und Tiefen. Gerade in diesen Tagen denken wir an die dunklen Seiten dessen, was in der Kirche geschehen ist und geschieht. Tief bedrückt, erschüttert und beschämt sind wir von der Realität sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in der katholischen Kirche.“

Seit 2002, dann besonders ab 2010 und jetzt wieder, spüre die Kirche, dass die tiefe Wunde des Missbrauchs nicht verheile. „Wir stehen an der Seite der Betroffenen sexuellen Missbrauchs. Das ist unsere bleibende Verpflichtung. Es ist noch immer erschütternd, was Kindern und Jugendlichen, die sich Priestern anvertraut haben, durch dieses unvorstellbare Leid widerfahren ist. In den Betroffenen schaut Gott uns an, er leidet wie die Opfer unter dem was Priester – Männer die Gott folgen wollten – Minderjährigen angetan haben. Gott leidet an dem, was wir übersehen, wo wir weggeschaut haben, was wir nicht wahrhaben wollten. Er schaut uns an in den Betroffenen, den Geschlagenen, den Verwundeten. Deshalb braucht es einen neuen Aufbruch in dieser Kirche, gegenüber den Betroffenen und Gott“, so Kardinal Marx.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) betonte, dass die von der DBK selbst in Auftrag gegebene Studie dazu beitragen werde, den Blick noch einmal zu schärfen. „Wir werden darüber in der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda sprechen und uns fragen, was daraus folgt“, sagte Kardinal Marx. Deshalb sei dieser Gottesdienst in Schönstatt in besonderer Weise unter das Erbarmen Gottes gestellt. „Dieses Erbarmen brauchen wir, um das Geschenk des Glaubens zu erneuern. Wir brauchen das Erbarmen auch für die Wahrheit dessen, was inmitten unserer Gemeinschaft geschieht – durch mangelnde Aufmerksamkeit, fehlende Sensibilität, durch das Fehlen von Liebe. Deshalb bittet die Kirche um das Erbarmen Gottes für die Kirche und alle Menschen“, so Kardinal Marx.

 

Mehr Information

Nachfolgend haben Sie die Möglichkeit, sich den Mitschnitt von www.schoenstatt-tv.de anzusehen.


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