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28. Mai 2018 | Deutschland | 

„Mach, das mein Herz brennt.“ - Die Paderborner Schönstattfamilie nimmt Abschied von Dieter Große Böckmann


Archivfoto: Dieter Große Böckmann (Foto: Brehm)

Archivfoto: Dieter Große Böckmann (Foto: Brehm)

Am 14. Mai 2018 verstarb Dieter Große Böckmann im Alter von 78 Jahren. Über viele Jahre war er Diözesanverantwortlicher der Schönstatt-Bewegung im Bistum Paderborn sowie mit der Leitung der Gemeinschaft des Schönstatt-Männerbundes betraut. Sein Name ist auch eng mit dem Schönstatt-Zentrum in Paderborn-Benhausen verbunden. In der von ihm selbst gestalteten Todesanzeige ist zu lesen: „Sein Herz brannte für seine Familie, voller Leidenschaft für die Jugend und ein Leben lang für die Ziele der Schönstattbewegung“. Diese Selbstaussage fand eine beeindruckende Resonanz in vielen Zeugnissen über ihn, die die Verantwortlichen der Schönstatt-Bewegung im Bistum Paderborn, Albert und Aloisia Busch, Langenberg und Pastor Meinolf Mika, Herne, in den Tagen nach seinem Tod aus der diözesanen Schönstattfamilie und darüber hinaus erreicht haben und im folgenden Nachruf zusammengefasst sind.

Nachruf

Beeindruckend klar und überzeugend leuchtet die Persönlichkeit von Dieter Große Böckmann im Rückblick auf sein engagiertes Leben als „Urgestein Schönstatts“ und als tragender und beseelender „Motor“ der diözesanen Schönstattbewegung und am Schönstattzentrum in Paderborn-Benhausen vor uns auf. Sein Einfluss reichte weit in die Kirche und Gesellschaft hinein. Viele Menschen aus seinen unterschiedlichen Lebensbereichen haben ihn am Liebesbündnistag, dem 18. Mai 2018, auf seinem letzten irdischen Weg die Ehre erwiesen. Er hinterlässt seine Frau Reinhild und vier Kinder mit ihren Familien. Ihnen allen gilt unsere herzliche und aufrichtige Anteilnahme.

Besonderes Interesse für die Schönstatt-Pädagogik

Schon in seiner Jugendzeit hat Herr Große Böckmann sich für die Ziele der Schönstattbewegung begeistert und sich dafür eingesetzt. Sein besonderes Interesse galt der Schönstattpädagogik, die sein Wirken als Lehrer in den Fächern Deutsch, Geschichte und Soziologie am Gymnasium Rietberg und später als Studiendirektor am Gymnasium Paderborn-Schloß Neuhaus geprägt hat. Mehrere Jahre lang wurde er von seinen Schülern zum Vertrauenslehrer gewählt und von ihnen wertschätzend und wohlwollend freundschaftlich „Big Böck“ genannt.

Das Schönstatt-Heiligtum des Liebesbundes für Europa  (Foto: Archiv)

Das Schönstatt-Heiligtum des Liebesbundes für Europa  (Foto: Archiv)

Das Begegnungshaus im Schönstatt-Zentrum Paderborn-Benhausen (Foto: Archiv)

Das Begegnungshaus im Schönstatt-Zentrum Paderborn-Benhausen (Foto: Archiv)

Zusammenwirken auf verschiedenen Ebenen gefördert

Im Schönstattmännerbund beheimatet begründete Dieter Große Böckmann zusammen mit seiner Frau Reinhild eine Schönstattfamilie, die in ihrem Hausheiligtum ungezählt viele Menschen gastfreundlich aufgenommen hat. Es lässt sich nur erahnen, wieviel Gruppenstunden von Jugendlichen, Frauen und Männern dort stattgefunden haben, ebenso stundenlange Vereinssitzungen und Treffen der Leitungsteams der Schönstattfamilie. Wenn Herr Große Böckmann die Leitung inne hatte, ging es zur Sache – kernig, wesentlich, bodenständig, zielgerichtet – ohne viel drumherum, manchmal kantig herausfordernd und oft mit Witz und Humor gepaart. Seine Menschenfreundlichkeit und seine rhetorische Begabung schaffte immer wieder auch bei öffentlichen Veranstaltungen am Schönstattzentrum eine Atmosphäre, die familienhafte Begegnungen förderte und unterschiedlichste Menschen zusammen bringen konnte. Es verstand es das Zusammenwirken auf verschiedenen Ebenen zu fördern und die Schönstätter untereinander und Schönstatt mit der Kirche und den Gemeinden vor Ort zu vernetzen.

Heiligtum des Liebesbundes für Europa

Neben seinem langjährigen Engagement im Diözesanfamilienrat setzte sich Dieter Große Böckmann mit großer Leidenschaft und Weitsicht für das Schönstattzentrum in Paderborn-Benhausen ein. Bereits 1992 übernahm er die Aufgabe als 1. Vorsitzender des Vereins „Schönstattbewegung St. Liborius e.V.“ und strebte zusammen mit weiteren Mitgründern den Bau von Heiligtum und Haus am Goldenen Grund in Benhausen an. Im Jahr 2000 konnte das „Heiligtum des Liebesbundes für Europa“ als konsekrierte Gnadenkapelle eingeweiht werden. Damit dieses Heiligtum seine Sendung erfüllen kann, initiierte und unterstütze Herr Große Böckmann nicht nur Begegnungen mit Schönstattzentren aus anderen europäischen Ländern, sondern er lud Schüler seiner Schule zu Radpilgerfahrten von Le Mans nach Paderborn ein, um den „Liebesbund der ewigen Bruderschaft“ der beiden Bistümer, der seit dem 9. Jahrhundert besteht, mit der Bindung an den Paderborn Dom und an das Paderborner Heiligtum originell zu verlebendigen.

Mit dem Pilgerkreuz „heimwärts zum Vater“

Das Pilgerkreuz, das die Paderborner Pilger 2013 auf ihrem Weg nach Schönstatt geleitet hat, hat am vergangenen Freitag auch Dieter Große Böckmann den Weg „heimwärts zum Vater“ gewiesen. Im Kreuz der Einheit wurde noch einmal sichtbar, wer er als authentischer Christ war: ein marianischer und Christus verbundener Mensch, der in seinen vielen Weggefährten den Glauben an die Auferstehung neu geweckt oder bestärkt hat.

Mit ihm im Liebesbündnis verbunden beten wir:

Dreifaltiger Gott, hier und heute danken wir Dir für das Geschenk des Lebens, dass Du uns durch Dieter Große Böckmann gemacht hast.

Stellvertretend für den Diözesanfamilienrat der Schönstattbewegung im Erzbistum Paderborn und als Mitverantwortliche am Schönstattheiligtum in Paderborn-Benhausen danken wir Dir besonders für Dieters Jahrzehnte lange treue Weggemeinschaft und seine in die Zukunft weisende Führung.

Durch seine Initiativkraft hat Dieter wesentlich dafür gesorgt, dass das Schönstattzentrum in Benhausen gebaut und mit Leben gefüllt werden konnte.

Wir danken Dir

  • für Dieters pädagogisches Geschick, Menschen in ihren unterschiedlichen Gaben und Fähigkeiten zu bestärken und zur Mitarbeit zu bewegen,
  • für seine manchmal kantige und kraftvolle männliche Art, die uns oftmals herausgefordert hat, weiter und tiefer zu sehen,
  • für sein Glaubenszeugnis, für seine Lebensfreude und für seinen Humor,
  • für seine Großherzigkeit und Menschenfreundlichkeit,
  • für seine Visionen und für seinen unermüdlichen Einsatz, die Ziele der Schönstattbewegung originell zu verwirklichen,
  • für seine innige Liebe zu Christus und Maria.

Angeregt durch den „Liebesbund ewiger Bruderschaft“ zwischen den Bistümern Le Mans und Paderborn und durch das Liebesbündnis mit der Gottesmutter in Schönstatt erhielt die Schönstattkapelle in Benhausen durch Dieters Mitwirkung den Namen “Heiligtum des Liebesbundes für Europa“. Dieser Name ist Programm und Zeichen der Hoffnung für die Zukunft: der Einsatz für ein christlich geprägtes Europas und ein gutes, familienhaftes Zusammenwirken am Schönstattzentrum und in Kirche und Welt bleiben Auftrag und Aufgabe der Paderborner Schönstattfamilie über seinen Tod hinaus.

Du Gott des Lebens und der Geschichte, mach, dass auch unsere Herzen brennen. Amen.

Für die Schönstattbewegung im Erzbistum Paderborn

Familie Albert und Aloisia Busch, Langenberg

Pastor Meinolf Mika, Herne

Joachim Konrad, derzeit Leiter des Schönstatt Männerbundes hat im Rahmen der Beisetzung den folgenden Nachruf verlesen:

Nachruf

Liebe Angehörige und Freunde unseres verstorbenen Bundesbruders Dieter,

ich habe Dieter vor über 20 Jahren bei einem Interes­sententreffen für den Schönstatt-Männer­bund kennen­gelernt. Mein erster Eindruck damals war, da ist jemand, der weiß, was er sagt, und der lebt, was er sagt. Er hat uns behutsam angeleitet, uns selbst einen solchen Weg auch für uns zu erarbeiten. Dadurch ist eine besondere Bindung entstanden.

Seine Vision des gottbezogenen Mannes und seiner Sendung für ein christliches Europa ist für uns immer wieder Ansporn und Anspruch.

Er hat seine Visionen nicht nur bei uns in der Gemeinschaft gekündet, sondern auch hier vor Ort in Paderborn umgesetzt. Nur 2 Beispiele, von denen er uns immer wieder erzählte:

  • Seine Tätigkeit als Lehrer, die in den Ferien dann mit den Fahrrad-Pilgerreisen von Le Mans nach Paderborn ihre Fortsetzung fanden zu Ehren des Paderborner Diözesanpatrons des hl. Liborius.
  • das Bemühen um die Schönstattfamilie vor Ort. Hier konnte er mit viel Diplomatie und Engagement erreichen, dass das Schönstattzentrum im Benhausen gebaut werden konnte und Leben ausstrahlt.

Erst im Lauf der Jahre habe ich seine Bedeutung als Neugründer zusammen mit einer ganzen Wurzelgeneration für unseren Männerbund verstanden. Im Juni 1966 hielt P. Kentenich einen Neugründungsvortrag für die Männersäule in Schönstatt. Das war der Startschuss für die Über­legungen einer Neugründung auch unseres Männerbundes, die Dieter maßgeblich mit prägte. Wie es seine Art war, nicht als Einzelgänger, sondern zusammen mit anderen Männern, die er aus Schönstatt kannte. Sie machten Wer­bung bei Männern, von denen sie sich erhofften, dass diese für die Aufgabe einer Neugründung der Männersäule, insbesondere des Schönstatt-Männer­bundes bereit wären.

1967 trafen sich dann die ersten 5 Männer zu einem Interessententreffen. Der 6. aus Berlin war aus dienstlichen Gründen verhindert. 1969 stießen dann noch zwei weitere Männer zu diesem ersten Kurs dazu. Die letzten beiden Lebenden aus diesem ersten Kurs sind heute auch hier, um sich nach diesen gemeinsamen 50 Jahren von Dieter zu verabschieden.

Dieter wurde in der Folge zum ersten Bundesführer des neu aufgebauten Männerbundes gewählt. Mit seinem scharfen, wachen Verstand konnte er die Lehren Pater Kentenichs zum Wohle des Bundes verwirklichen und selbst daran in der Selbsterziehung wachsen. In dieser Aufgabe half ihm sein pädagogisches Geschick.

Auch später hat er immer wieder führende Aufgaben in der Gemeinschaft übernommen, zuletzt hatte er erneut bis 2011 das Amt des Bundesführers inne.

Er konnte unsere Veranstaltungen und Gespräche immer wieder mit seinem ausgeprägtem Humor und Witz auflockern.

Er wird mir mit seinem Rat fehlen, aber wie ich Dieter einschätze, wird er auch im Himmel nicht die ewige Ruhe suchen, sondern für uns hier auf Erden weiter aktiv eintreten.

Ich habe ihn bewundert, wie er seine Treue zum Vatergott, unserer himmlischen Mutter und in der Nachfolge des Gründers von Schönstatt Pater Josef Kentenich auch in seiner Krankheit durchgetragen hat. An seinem „Ja, Vater“ hat er bis zum Schluss festgehalten.

Joachim Konrad


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