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30. November 2017 | Impuls aus Schönstatt | 

Ökumene als offener Prozess unter Führung des Heiligen Geistes


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Was bleibt nach dem Jahr, in dem die Kirchen an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren gedacht haben? Begriffe wie „versöhnte Verschiedenheit“, „versöhnte Gemeinsamkeit“ oder „versöhntes Miteinander“ wurden in diesem Jahr immer wieder verwendet und drückten die Hoffnung auf mehr Gemeinschaft aller Christen aus. Und über allem standen der Wunsch und die Forderung Jesu: „Alle sollen eins sein“ (Joh 17,21).

Die erste Anfrage, die bleibt, ist die nach dem Modell, nach dem der Prozess der Ökumene weiter vorangetrieben werden soll. Ausgesprochen oder unausgesprochen stehen  folgende Leitbilder im Hintergrund:

  • Die einen meinen, alle Christen kommen zusammen und finden zu einer einheitlichen Glaubensüberzeugung und Glaubenspraxis.
  • Katholiken verstehen darunter oft die Rückkehr der anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in die „eine, heilige, katholische Kirche“, wie es das Glaubensbekenntnis ausdrückt.
  • Kirchen der Reformation denken oft eher an Abstriche, die die katholische Kirche etwa bei der Autorität des Papstes machen müsste.
  • Andere denken bei Ökumene eher an eine konföderative Einheit, in der die verschiedenen Gemeinschaften in ihrer gewachsenen Tradition bleiben, aber in den wesentlichen Glaubensvollzügen zusammenwirken.

Ferner gilt zu bedenken, dass in den Kirchen durch die lange Zeit der Trennung – und hier geht es dann nicht nur um die reformatorischen Kirchen, sondern auch um die orientalischen und orthodoxen Kirchen – eigene Überzeugungen, Formen, Bräuche und Rituale gewachsenen sind, die für andere befremdlich sein können (etwa Heiligenverehrung, Weihrauch oder Weihwasser auf der einen Seite, die Bibel in Lutherdeutsch auf der anderen Seite). Diese Unterschiede prägen oft mehr die Mentalität einer Gemeinschaft als theologische Aussagen über das Verständnis der Kirche und der Sakramente.

Der gemeinsame Weg der Geistlichen Bewegungen im Prozess des „Miteinander für Europa“ kann wegweisend sein, wie Ökumene verstanden und gelebt werden kann. In diesem Prozess werden Grundzüge eines gelingenden Miteinanders deutlich, die für die Ökumene überhaupt Geltung haben sollten:

  • die gemeinsame Überzeugung, dass die Einheit der Christen nicht zuerst ein Organisationsproblem ist, sondern ein Geschenk des Geistes Gottes, um das alle bitten müssen;
  • die gemeinsame Überzeugung, dass der Geist Gottes in jeder Gemeinschaft im Laufe ihrer Entwicklung wirksam war;
  • die Ehrfurcht vor der Tradition der anderen, die den jeweils anderen sein lässt, wie er ist, und zugleich die Suche nach gemeinsamen Wegen fördert.
  • Kreativität, gemeinsame Wege zu gehen, in dem Bewusstsein, dass menschliche Kreativität ein Geschenk des „creator spiritus“ ist.
  • Dabei braucht niemand Angst zu haben, seine gewachsene Identität aufgeben zu müssen, vielmehr darf eine geistliche Freude an den Charismen der anderen entstehen.
  • Die gemeinsame Suche nach Einheit wird getragen von Wertschätzung, Respekt, Dialogbereitschaft, Begegnung und Bereitschaft, sich führen zu lassen. Auf dem Weg der Befreundung entsteht die Basis für eine Ökumene der konkreten Beziehungen.

Für die „Impuls aus Schönstatt“ - Redaktion: Hubertus Brantzen


Leserbeiträge

4.12.2017, 15:47 Uhr Peter Speth, Klingenberg (Bayern)

Ganz einfach: Tun, was uns eint. Was uns jetzt noch spaltet, dem Geist Gottes überlassen.

Peter Speth

11.12.2017 20:51 Bruno Kulinsky, Uhingen

Die ökumenischen Visionen bleiben leider zu oft in strukturellen und theologischen Dimensionen hängen. Vereint sind aber die christlichen Kirchen in ihrem Glauben an den dreieinigen Gott und in der Nachfolge Christi. Aus der Begegnung mit Nichtkatholiken im Umfeld des „Miteinander für Europa“ und aus mehrjähriger Nachbarschaft zu einem evangelischen Ehepaar, mit dem wir uns sehr oft über den Glauben ausgetauscht haben, weiß ich sicher, dass eine Ökumene da stattfindet, wo Christen sich begegnen und gemeinsam, aber mit unterschiedlichen Akzenten, eine Beziehung zum Gott des Lebens pflegen. Das ist für mich konkret gelebte Ökumene.

Ich teile die Meinung der evangelischen Bischöfin Margot Käßmann, die sich in diesem Lutherjahr 2017 dafür ausgesprochen hat, die Ökumene in Verschiedenheit zu leben. Sie sagte: „Ich glaube, dass wir uns im Kern, also im Glauben an Jesus Christus und die Bibel, auf die wir uns beziehen, nahe sind. Für mich bedeutet Ökumene nicht, alles gleich und einheitlich zu machen, sondern in der Verschiedenheit das Gemeinsame zu sehen.“ Die Kirchen in Deutschland können aber in ökumenischer Einheit durch Kooperationen und Bündnisse caritative und gesellschaftliche Aufgaben übernehmen. Da ist Vieles möglich, um die Herausforderungen der Zukunft national und international gemeinsam zu stemmen und im christlichen Sinne zu gestalten.

Ich wünsche mir, dass die verfügbare Kapazitäten auf beiden Seiten für die Seelsorge und das Apostolat eingesetzt werden. Unsere Gesellschaft ist auf dem Weg der völligen Säkularisation. Die Volkskirchen sind tot, es braucht deshalb eines erhöhten Engagements, profilierten Auftretens, kritischer Auseinandersetzung mit dem Mainstream und eigener Überzeugung im Christsein, in der Kindschaft Gottes. Die Ökumene heißt hierbei – gemeinsam für die Menschlichkeit und das Wohl der Menschen kämpfen und gemeinsam an Gott, der die Liebe ist, erinnern und von vom Leben mit Gott erzählen.

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