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18. Oktober 2017 | Worte des Bewegungsleiters | 

Gründergeist – „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“


Jahresmotiv 2018 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Jahresmotiv 2018 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,

im Zugehen auf das Datum des 50. Todestages unseres Gründers am 15. September 2018 hat das Generalpräsidium für die internationale Schönstatt-Bewegung ein „Kentenich-Jahr“ angeregt. Mit dem Motto „Dein Funke unser Feuer“ hat die Schönstatt-Mannesjugend im Jubiläumsjahr 2014 die Inspiration ausgedrückt, die Pater Kentenich, der Gründer unserer Bewegung, für sie darstellt. Um solche Funken geht es uns für die Schönstatt-Bewegung in unserem Land. Unser Engagement für eine umfassende Bündniskultur hat die Impulse und das Leben Pater Kentenichs als lebendige Quelle.

Gründergeist – „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“

Unser neues Jahresmotto ist ganz von der Zuversicht getragen: Die Kraft des Heiligen Geistes schenkt uns dieses Feuer. Wachheit für den Heiligen Geist soll in uns die lebendige Beziehung zu unserem Gründer vertiefen. Sein Geist und sein Charisma sollen an uns und in uns wirken. Und Gründergeist heißt für uns auch: In uns selber soll ein Geist von Neubeginn und Gründungsbereitschaft lebendig werden. Im politischen und wirtschaftlichen Bereich spricht man ja von der Förderung von Gründergeist. Man will die Interessen, die Fähigkeiten und den Mut von Menschen fördern, sodass sie Unternehmensgründer werden. Ihre persönlichen und innovativen Ideen sollen Realität werden können.

In meinen Überlegungen mache ich drei Schritte mit dem Ziel: Was braucht es, damit im Blick auf Pater Kentenich im Jahr seines 50. Todestages Gründerfeuer wach wird?

Aus dem Gebet zum Kentenich-Jahr:

„Gib uns von seinem Feuer.
Gib uns von seinem Gründergeist. Lass sein Charisma so in uns lebendig sein.“

1. Aus was heraus kann ein Kentenich-Jahr mit Gründergeist-Feuer wachsen?

Natürlich spricht das Datum selbst. 50 Jahre sind mehr als eine Einladung. Sie sind eine Aufforderung, ihn und das, was er heute zu geben hat, bekannter zu machen.

Auch die Erfahrung des Jubiläums kann uns wie eine göttliche Führung vorkommen. Wir haben die Treue der Gottesmutter zum Liebesbündnis als ihre Zusage an uns und als großes Geschenk erlebt. Das Jubiläum ist aufs Engste mit dem Geschenk des Urheiligtums verbunden. Vielleicht geht es jetzt besonders um den dritten Verdichtungspunkt unserer Spiritualität. Oft nennen wir die Beziehung zu Pater Kentenich und das Vertrauen auf seine bleibende, fürbittende Begleitung vom Himmel her die dritte Kontaktstelle für das innere Leben Schönstatts. Das Liebesbündnis mit der Gottesmutter, die Gnadenquelle des Heiligtums und eine lebendige Beziehung zu Pater Kentenich gehören zusammen.

Ich möchte noch einen Impuls dazulegen. Ich glaube, der Bezug zu Pater Kentenich gewinnt in dem Maß an Kraft und Überzeugung, wie wir ihn und seine Orientierungen als Antworten erleben auf das, was in uns und in den Menschen an Not, an brennenden Fragen und Herausforderungen lebendig ist. Wenn wirklich eine Not der heutigen Menschen in uns brennt, dann kann die Beschäftigung mit Pater Kentenich uns neu zeigen, wie hilfreich er für die Meisterung des modernen Lebens ist. Vor dem Finden einer Antwort liegt das Zulassen und Ernstnehmen der Fragen, die uns heute beschäftigen und manchmal auch quälen. Mit welcher Frage, welchem Zweifel, welcher Mutlosigkeit würde ich wirklich gern einmal mit ihm ins Gespräch kommen?

Wie viel Kraft der Selbstannahme und des Sich-ganz-einsetzen-Wollens ging von den Begegnungen aus, die Menschen mit Pater Kentenich hatten.

2. Es geht um einen persönlichen Zugang jedes Einzelnen zur Person und zum Charisma Pater Kentenichs

Der zweite Schritt meiner Überlegung möchte den Blick auf die ganz persönlichen und individuellen Zugänge zu Person und Anliegen unseres Gründers richten. In diesem Jahr möchten wir auch dem nachspüren, wie wir Verbundenheit mit unserem Gründer gemeinsam ins Wort bringen und sogar neu in Bild und Musik ausdrücken.

Das, was mich an Pater Kentenich interessiert und anspricht, ist Ausdruck meiner persönlichen Art und Weise. Was für mich stimmig ist, kann für einen andern zu viel oder auch zu wenig sein. Der eine erlebt sich vor allem mit Pater Kentenich verbunden, weil ihm seine Worte, seine Schriften, einzelne Erzählungen inspirieren oder wichtige Ausrichtungen und Zusammenhänge aufzeigen. Ein anderer ist ihm beim Beten einer Novene nahegekommen und wendet sich immer wieder in bestimmten Situationen und Anliegen an ihn und vertraut auf seine Fürbitte. Für andere sind es die Zeugnisse von Menschen, die Pater Kentenich „live“ erlebt erhaben, Begegnungen, in denen eine Art Lebensübertragung und Nähe entsteht. Wieder andere erleben sich vor allem mit ihm verbunden im Engagement für Schönstatt oder ein bestimmtes Projekt, für das sie brennen.

In dieser Vielfalt suchen wir immer wieder nach einer persönlich stimmigen Sprache und auch nach gemeinsamen Worten. Wir sprechen von ihm als ‚Pater‘ Kentenich. In der lateinischen Anrede schwingt mit, was im Spanischen oder Englischen sich mit ‚Padre‘ oder ‚Father‘ ausdrückt. ‚El Padre‘, ‚der Vater‘ oder ‚Herr Pater‘ oder ‚unser Vater‘ will die Erfahrung der Väterlichkeit in der Beziehung zu Pater Kentenich noch mehr ausdrücken.

Ganz unterschiedliche Aspekte bringen wir im Blick auf ihn und sein Charisma zum Ausdruck, wenn wir ihn Gründer, Prophet, Priester, Erzieher nennen. Im Priesterjahr war es interessant, dass bei der Zusammenarbeit mit anderen Bewegungen und Gemeinschaften diese besonders von dem Aspekt ‚prophetischer Priester‘ beeindruckt waren.

Wir wünschen uns – auch von diesem Kentenich-Jahr –, dass Pater Kentenich immer breiter bekannt und mit seinen Anliegen wirksam wird. Breite und Weite brauchen die offene Sympathie für unterschiedlichste Arten des Kontaktes und Umgangs mit der Person Pater Kentenichs und was er für den Einzelnen bedeuten kann.

3. Gründergeist – gemeinsam mit anderen und mit dem Gründer Neues beginnen

Gründergeist ist natürlich der Geist des Gründers, den wir lebendig in uns tragen wollen. Aber es ist auch der Geist, selber gründen zu wollen, selber etwas mit Freude anzupacken. Auf Neues zugehen ist ein Risiko, und man darf keine Angst davor haben, dass etwas scheitert. Gründer und Neugründungen benötigen Fehlertoleranz.

In einem Brief an Pater Menningen schreibt Pater Kentenich einmal, wie ernst er die Themen Neugründung und Mitgründerbewusstsein nimmt. Im Umgang mit Jubiläen geht es um Erneuerung. „Für gewöhnlich bleibt man in dem Zusammenhang stehen bei der Idee des erneuten Aufbrechens der Grundkräfte und der Grundquellen unseres Familienlebens und unserer Familiengeschichte. Ansatz und Mittelpunkt bleibt gemeiniglich 1914. Solche Auffassung dürfte als zu eng angesehen werden. Wir müssen einen so gezogenen Rahmen nach allen Richtungen hin sprengen. Schon seit Wochen hat in meiner Denk- und Sprechweise der Begriff Neugründung einen anderen Sinn, als das bisher gemeiniglich der Fall war. Ich verstehe darunter nicht nur eine Erneuerung des ursprünglichen Geistes, sondern auch einen wirklichen Neuaufbau des gesamten Werkes, so dass das Wort ‚Gründergeneration‘ im Vollsinn des Wortes zu nehmen und auszukosten ist.“

Dass uns bei der gemeinsamen Suche der zentralen Ausrichtung für 2018 als Frucht des Suchens und Diskutierens das Wort „Gründergeist“ in seiner doppelten Bedeutung geschenkt worden ist, bestärkt mich in der Überzeugung, dass Pater Kentenich dieses Wort an Pater Menningen auch uns, seiner Schönstatt-Bewegung, im Jahr 2018 zuspricht.

Das Leben der Gottesmutter war bestimmt von der Zusage: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“. (Lk 1,35)

Aus unserem Jahresmotto kann viel werden!

Ich wünsche Ihnen allen einen reich gesegneten 18. Oktober

Ihr

P. Ludwig Güthlein

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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