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21. September 2017 | Impuls aus Schönstatt | 

Überleben werden wir nur gemeinsam - Liebesbündnis und Gemeinwohl


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Acht reiche Personen besitzen so viel wie die ärmeren 50% der Weltbevölkerung. Endloses Wachstum gilt als Ideal des Wirtschaftens, obwohl die Ressourcen unserer Erde doch begrenzt sind. Kann da der biblische Auftrag gelingen, die Schöpfung menschenwürdig zu gestalten und zu bewahren?

Allgemein wird davon ausgegangen, dass Konkurrenz und Wettbewerb die entscheidenden Antriebskräfte für das menschliche Handeln seien. Pater Josef Kentenich dagegen spricht von der „Grundkraft der Liebe“: Demnach wäre die Liebe der entscheidende Antrieb des Menschen. Das wird durch empirische Forschungsergebnisse bestätigt: Menschen strengen sich mehr an, wenn der Zweck ihres Handelns Zugehörigkeit und Kooperation mit anderen Menschen ist. Der Wunsch nach gelingenden Beziehungen wiegt mehr als Konkurrenz und Wettbewerb.

Alternative: positive Motive fördern

Die zurzeit geltende Wirtschaftsordnung fördert neben dem Fleiß (industria) im Wesentlichen Neigungen des Menschen, die negativ beurteilt werden: Habgier, Neid und Verschwendung. „Ökonomie“ (griech: Oikos = Haus) bedeutet jedoch: „Nach Gesetzen das Haus bewirtschaften“. Eine alternative Wirtschaftsordnung wird das Wirtschaften an Regeln orientieren, die die „guten“ Neigungen des Menschen fördert, das heißt: Wohl-Tätigkeit (caritas), Wohl-Wollen (humanitas), Mäßigung und Gerechtigkeit. Dann wird diejenige Firma, die am meisten mit der Herstellung und dem Vertrieb ihres Produkts zum Gemeinwohl beiträgt, erfolgreicher sein als eine Firma, die hohe Profite erzielt, doch ansonsten Menschen und Natur schadet. Dazu müssen jedoch rechtiche Rahmenbedingungen geändert werden.

Zeichen der Zeit lesen: unser gemeinsames Haus bestellen

  1. 2016 erneuerte Papst Franziskus in der Enzyklika „Laudato si’ – Die Sorge für unser gemeinsames Haus“ (2016) die Forderung seiner Vorgänger, die „strukturellen Ursachen der Fehlfunktionen der Weltwirtschaft zu beseitigen“ (LS 6). Er erinnert an das Ideal einer weltweiten „Kultur der Liebe“ (LS 231): „Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein.“ (LS 229)
  2. Weltweit lehnen 72% der Menschen die bestehende Wirtschaftsordnung ab, in Deutschland sind es sogar 88%. Dieses Zeichen der Zeit können wir so deuten: Wir sind viele mit unserer Sehnsucht nach einer besseren Welt!
  3. Zurzeit entstehen an vielen Orten in Deutschland, der Schweiz und Österreich „Vereine zur Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie“ für ein Wirtschaften, das auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzt. Bereits 2.200 Unternehmen und 9.000 Personen haben sich dieser Initiative angeschlossen. Der europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss diskutierte 2015 ihre Vorschläge und empfahl deren Integrierung in den Rechtsrahmen der Europäischen Union.

Was können wir konkret tun?

  • Im Kleinen anfangen: „Nicht alle sind berufen, direkt in der Politik zu arbeiten, doch im Schoß der Gesellschaft keimt eine zahllose Vielfalt von Vereinigungen auf, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. … In ihrer Umgebung entwickeln sich Bindungen oder werden solche zurückgewonnen, und es entsteht ein neues örtliches soziales Gewebe. So befreit sich eine Gemeinschaft von der konsumorientierten Gleichgültigkeit.“ (Papst Franziskus, LS 232)
  • Wir können unsere Meinung kundtun und so öffentliche Meinung mitformen.
  • Wir können Produkte (wie z.B. Fairtrade-Produkte) unterstützen, die nachhaltig und menschenwürdig produziert wurden und kleine, lokale Einheiten des Wirtschaftens unterstützen.
  • Mit Papst Franziskus können wir beten (LS 246):
    „Gott der Liebe,
    zeige uns unseren Platz in dieser Welt
    als Werkzeuge deiner Liebe
    zu allen Wesen dieser Erde,
    denn keines von ihnen wird von dir vergessen. Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
    damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit, das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
    und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen. Amen“

Für die „Impuls aus Schönstatt“ -Redaktion: Michaela Koch

Literatur:

  • Papst Franziskus, Enzyklika Laudato si’ – Über die Sorge um das gemeinsame Haus: DOWNLOAD (als PDF)
  • Christian Felber: „Gemeinwohl-Ökonomie - Wirtschaft neu denken“, Vortrag an der Universität Trier (hochgeladen im August 2017): Video hier ansehen
  • Machbar? – Die Gemeinwohl-Ökonomie, WDR5-Radiosendung vom 07.07.2017, 53 Min. Hier nachhörbar
  • Hartmut Rosa: Resonanz – Eine Soziologie der Weltbeziehung, Suhrkamp-Verlag 2016
  • Joachim Bauer, Prinzip Menschlichkeit – Warum wir von Natur aus kooperieren. Heyne-Verlag 2008.

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