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18. September 2017 | Worte des Bewegungsleiters | 

Bei dem Kreuz Jesu stand seine Mutter


Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,

in seinem Nachruf nach dem Sterben von Schönstatt-Pater Josef Weigand († 1978) erinnerte Pater Joaquin Alliende daran, dass es Pater Weigand war, der Pater Kentenich in der Stunde seines Heimgangs die Krankensalbung spenden durfte. Die Zeile in dem Gedicht lautet so: „Die den Tod berührt haben an Händen und Schläfen, sind die einzig Verlässlichen auf dieser Erde.“ Die poetische Übertreibung „die einzig Verlässlichen“ irritiert und macht nachdenklich. Treue bis in den Tod, an der Grenze der menschlichen Existenz Nähe zeigen und nicht davonlaufen, berühren und sich berühren lassen, obwohl man sich ganz ohnmächtig erlebt, im Leid mitleiden: darin zeigt sich eine besondere menschliche Qualität.

„Die den Tod berührt haben an Händen und Schläfen, sind die einzig Verlässlichen auf dieser Erde.“

Auch in dem tiefsitzenden Wunsch, allem auszuweichen, was mit Leiden und Sterben zu tun hat, zeigt sich eine echte Wahrheit. Es widerspricht ganz fundamental dem, was in uns Menschen an Sehnsucht und Hoffnung steckt. Freude, Glück, Erfüllung, Liebe, die kein Ende kennt: dafür ist der Mensch, dafür sind wir alle geschaffen.

Biblische Begegnungen

„Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.“

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!

Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.

Vgl. Joh 19,25-30 (15. September: Gedächtnis der Schmerzen Mariens)

Die Spannung von innerer Sehnsucht und vielfacher Lebensrealität ist unausweichlich. Und gerade da erweist sich unsere Menschlichkeit. Muss man nicht staunen, wie viel Pflege, Sorge und Liebe Menschen für ihre Angehörigen in Krankheit oder im Alter investieren? Oft bis an den Rand der eigenen Kraft. Und auch darüber hinaus. Die Nähe Jesu zu den Kranken, die sich Heilung erhoffen, ist sehr vielfältig biblisch bezeugt. Es ist auch ein Kennzeichen seiner Jünger und Jüngerinnen durch alle Zeiten. Die Caritas, die Diakonie ist grundlegend für die Verkündigung des Evangeliums.

Jesus kennt beide Seiten. Er kann Heilung schenken und Hunger stillen. Er verhilft zur Umkehr und zu neuer Hoffnung. Er wird als Erlöser in vielfältigen Nöten erlebt.

Zum Erlöser in der ganzen Tiefe der menschlichen Erlösungsbedürftigkeit ist er jedoch geworden, weil er auch die Not, die Wunden und die Ohnmacht der Menschen bis in den Tod hinein teilt und auf sich nimmt. Auch sein Sterben ist eine Stunde der Verlassenheit. Nur wenige sind noch bei ihm und stehen unter dem Kreuz. In seiner Verurteilung bündeln sich Unrecht und Schuld. In dieser Stunde öffnet sich aber auch die Tür zum Ostermorgen. Sie ist der Anfang einer neuen Zeit.

Das Johannesevangelium deutet dies an in der Formulierung „... und gab seinen Geist auf“. Er übergibt seinen Geist. Dies vollendet sich im Anhauchen und in der Sendung des Heiligen Geistes bei der Begegnung der Jünger mit Jesus nach der Auferstehung. Ende und Neubeginn kommen zusammen.

Die ältesten Texte der christlichen Überlieferung sind die Passionsberichte. Der Blick auf Tod und Auferstehung Jesu ist der Blick auf die Mitte der Schrift. Die wunderbare frohe Botschaft von der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und unsere Vollendung in seiner ewigen Liebe hat das Kreuz Jesu als das Tor, durch das unser Leben geht und gehen muss.

Im Abendgebet das endgültige Vertrauen und die letzte Lebenshingabe üben

Das Abendgebet, das Pater Kentenich in Dachau formuliert hat, lädt dazu ein, unsere endgültige Lebenshingabe immer wieder zu meditieren. Der Text erinnert an den alten Ritus der Krankensalbung, bei dem Stirn, Hände, Füße und die Sinne des Menschen: Augen, Ohren, Mund mit dem Krankenöl berührt wurden:

„Jeden Sinn berührt die Hand, bittet: Lös das Sklavenband,
das ihn heute hat umstrickt und der Seele Kraft geknickt.
Was wir fehlten, reut uns sehr, tauchen in das Liebesmeer
unser schuldig Herz hinein, um es ganz dir neu zu weihn.“

Das Loslassen am Abend eines Tages und am Abend des Lebens verändert die Bewertungen und Einordnungen. Neu soll sich ordnen, was wirklich wichtig ist. Die eigenen Erwartungen und Ansprüche, das eigene Können und die eigene Ohnmacht, das, was sein müsste und was oft nicht gelingt: Über all das hinaus das Vertrauen auf Gott, der mich besser kennt als ich mich selbst, größer sein lassen. Mit Jesus lernen wir sein ganz persönliches Abendgebet zu beten und zu leben: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ Lk 23,46.

Die Gottesmutter steht in dieser Stunde bei Jesus. Jesus vertraut sie und den Lieblingsjünger einander an. Zurecht vertrauen wir darauf, dass Maria auch in jeder menschlichen Sterbestunde nahe ist und zu uns steht.

Ein Jahr im Blick auf den 15. September 1968

Die weltweite Schönstatt-Bewegung blickt im kommenden Jahr auf den 50. Todestag Pater Kentenichs. Am Morgen des 15. September 1968, am Fest der Sieben Schmerzen Mariens, wurde unser Gründer nach seiner ersten heiligen Messe in der neuen Dreifaltigkeitskirche in Schönstatt nach dem Ablegen der liturgischen Gewänder zu Gott heimgerufen. Der Gedenktag der Schmerzen Mariens folgt unmittelbar auf das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September und steht zu ihm in innerer Beziehung.

Die Erinnerung an den Heimgang Pater Kentenichs stellt uns durch die Symbolik des Datums in diesen ernsten Zusammenhang. Wie ist das mit unserer Verlässlichkeit? Wie ist unser Stehen zu ihm, unser Mitgehen und unsere Weggemeinschaft angesichts von Widerständen und Schwierigkeiten?

Schon in den Tagen im September 1968 war auch ein zweiter Aspekt lebendig: Jetzt muss für Schönstatt eine besondere Zeit des Heiligen Geistes kommen. Lebendigkeit und Zukunft ist ohne Offenheit für die Führungen und Anregungen des Heiligen Geistes unmöglich. Und diese Offenheit und die Bereitschaft zu antworten ist eine gemeinsame Aufgabe und auch ein Anspruch an jeden Einzelnen.

Wir haben für dieses kommende Jahr eine sehr schwungvolle Jahresparole gefunden:

Gründergeist – „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen“ Apg 1,8

Die Jahreskonferenzen und das Oktobertreffen ist unser Auftakt für dieses kommende Jahr im Blick auf die heute aktuelle Inspiration, die uns in Pater Kentenich geschenkt ist.

Die Einladungen finden Sie hier:

Mit herzlichen Grüßen vom Urheiligtum, unserer Quelle für ein geistbewegtes Engagement,

Ihr

P. Ludwig Güthlein

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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