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30. August 2017 | Deutschland | 

Fellbach lädt zum Gedenken an Pater Albert Eise SAC ein


75. Todestag von Pater Albert Eise (Foto: AUTOR)

75. Todestag von Pater Albert Eise (Foto: AUTOR)

Hbre. Geboren wurde er am 7. November 1896 in Öffingen bei Fellbach. Sein Leben verlor er vor 75 Jahren, am 3. September 1942 im Konzentrationslager Dachau. Voraus gingen seit August 1941 Monate der Haft zunächst im Gestapo-Gefängnis in Koblenz und ab Mitte November 1941 im KZ Dachau. Eise starb schließlich an Entkräftung und Hungerruhr. Ursache für die Verhaftung des damaligen Leiters der Schönstatt Familien- und Studentinnenbewegung durch die Gestapo war seine klare Oppositionshaltung zur NS-Ideologie, aufgrund derer nicht nur er, sondern auch Pater Josef Kentenich und weitere Führende Mitglieder der Schönstatt-Bewegung beobachtet, kontrolliert und schließlich verhaftet wurden. Die Stadt Fellbach lädt anlässlich des 75. Todestages von Pater Albert Eise unter dem Stichwort „Niemand kann es ertragen auf die Dauer Sklave zu sein“ - Glaube, Zivilcourage und Widerstand zu drei Gedenkveranstaltungen ein.

75. Todestag von Pater Albert Eise SAC, Cover der Gedenkschrift (Stadt Fellbach)

75. Todestag von Pater Albert Eise SAC, Cover der Gedenkschrift (Stadt Fellbach)

Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit

„Wir schauen auf den Pallottinerpater Albert Eise mit Respekt und Dankbarkeit für seine Aufrichtigkeit und seine Standhaftigkeit“ schreibt Jens-Uwe Schwab, Pfarrer der Seelsorgeeinheit Fellbach im Vorwort einer Gedenkbroschüre, die die Stadt veröffentlicht hat. Weder Einschüchterungsversuche noch Gestapoverhöre hätten Eise davon abhalten können, offen gegen die Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten Stellung zu beziehen, die Millionen Menschen den Tod gebracht habe. „Personen wie Albert Eise erinnern uns bis heute daran: Menschen- und Bürgerrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind keine Selbstläufer. Es bedarf vielmehr der Aufmerksamkeit und Wachsamkeit von uns allen, damit die Grundrechte eines jeden Menschen gewährleistet und respektiert sind“, so Schwab weiter.

Vorbild für die junge Generation

Menschen wie Albert Eise könnten auch heute noch ein Beispiel dafür geben, „wie man trotz Bedrohung der eigenen Existenz an der durch Erkenntnis und Glauben gewonnenen Überzeugung festhält und darüber hinaus öffentlich für sie eintritt“, schreibt Gabriele Zull, Oberbürgermeisterin der Stadt Fellbach, in ihrem Wort des Gedenkens. Pater Eise könne gerade auch für die junge Generation, die die NS-Zeit nur noch aus dem Schulunterricht kenne, ein Vorbild sein. „Unsere Gesellschaft bietet viele Freiheiten, aber wir brauchen auch Orientierung, einen inneren Kompass, der uns hilft, fair zu sein, solidarisch und mutig, wenn es die Umstände erfordern“, so die Oberbürgermeisterin.

Das Steuer des Lebens selbst in die Hand nehmen

Albert Eise war 1914 im Studienheim der Pallottiner in Schönstatt / Vallendar mit Pater Josef Kentenich in Kontakt gekommen, der dort aufgrund seiner begnadeten menschlichen und erzieherischen Fähigkeiten für viele der Schüler ein geistlicher Vater wurde in dessen Vertrauen sie aufblühen und sich zu festen und freien Persönlichkeiten entfalten konnten. In der Schule Pater Kentenichs konnte er jenen inneren Freiraum entwickeln, in dem er sagen konnte: „Ich tue dies und jenes nicht nur, weil ich es tun muss, sondern weil ich es tun will“. So konnte er lernen, das Steuer seines Lebens selbst in die Hand zu nehmen.

Pfarrer Oskar Bühler, Mitglied im Schönstatt-Institut Diözesanpriester, betonte in einer Predigt anlässlich des Gedenkens an den 70. Todestag Pater Eises, dass dieser fast sein ganzes Leben in der Gefolgschaft Pater Kentenichs und unter dem Einfluss dieses geistlichen Vaters gestanden habe, der eine „Freiheitserziehung von innen heraus über den Weg des liebenden Vertrauens“ sein Leben lang durchgehalten habe. „Ihr Lebensweg führte beide in der Zeit des Nationalsozialismus in das Konzentrationslager, das später als ‚Hölle von Dachau‘ bezeichnet wurde“, so Bühler. Unzählige Häftlinge seien in dieser unmenschlichen Situation der Erniedrigung und Unterdrückung innerlich zerbrochen und verroht. Nicht so Albert Eise. Er sei durch die geistliche Führung, die er von Pater Kentenich erfahren hatte und die ihm auch im KZ zuteil wurde, vorbereitet gewesen. „Er konnte ein aufrechter Mann bleiben, den die äußere Unfreiheit nicht nieder drückte, weil eine innere Freiheit in ihm gereift war.“ In der väterlichen Sorge seines geistlichen Begleiters habe Eise die Vatersorge Gottes erfahren und zur ‚Freiheit der Kinder Gottes‘ gefunden. In dieser geistlichen Schule sei er auch darauf vorbereitet gewesen, „sein Leben frei in die Hand Gottes zurück zu schenken“, so Oskar Bühler.

Gedenkveranstaltungen

  • Sonntag, 3. September 2017, 10 Uhr
    Gedenkgottesdienst in der Christus König Kirche Oeffingen
    Anschließend Eröffnung der internationalen Ausstellung „Namen statt Nummern“ und „Geistliche im KZ Dachau“ herausgegeben vom Trägerkreis Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau
    Einführende Worte: Manfred Kaiser, Andreas Kreutzkam vom Trägerkreis Gedächtnisbuch,
    und Maria Gross, Autorin des Gedenkblattes
  • Samstag, 21. Oktober 2017, 7 Uhr
    Tagesfahrt nach Dachau
    mit Vorstellung des Gedenkblattes für Albert Eise und ökumenische Führung durch die Dokumentations- und Erinnerungsstätte
  • Donnerstag, 16. November 2017, 19 Uhr
    Aufrechter Gang. Zum Verhältnis von Widerstand in der NS-Zeit und Zivilcourage heute.
    Vortrag im Rathaus der Stadt Fellbach, Großer Saal
    Professor Dr. Peter Steinbach, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin

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