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18. April 2017 | Worte des Bewegungsleiters | 

Begegnung mit Berufungsqualität


Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

In der Feier der Osternacht leuchtet der Horizont unserer menschlichen Existenz. In der Feier dieser Nacht ordnet sich all das, was im Jahreslauf und im ganzen Leben so vielfältig, so durcheinander, so unbeantwortet, belastend und unfertig ist. Immer wieder kommt mir in dieser Nacht, beim gemeinsamen Feiern der Auferstehung Jesu, die Frage: Wie man wohl leben kann, ohne diese Nacht und den Ostermorgen zu feiern, zu kennen und zu spüren?

Manchmal gibt Gott sichtbar seine Unterschrift unter ein lebenslanges Wirken

Noch vor der Erneuerung der Osterliturgie in den 50-er Jahren und im Konzil war es der Benediktiner P. Odo Casel – der übrigens von Koblenz-Lützel stammt –, der sein Leben lang für diese Erneuerung gewirkt hat. Selber ergriffen von der Kraft, die im gemeinsamen Feiern des Glaubens liegt, wollte er vielen Menschen die Gottesdienste der Kirche als Begegnung mit Gott nahebringen.

Biblische Begegnungen -
„Geh zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“

Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war.

Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf Hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Vgl. Joh 20, 11-18 (18. April 2017: Dienstag der Osteroktav)

In einem kurzen Lebensbild erzählen seine Mitbrüder: „Lange vor der Erneuerung der Liturgie der Heiligen Woche (1951 bzw. 1955) hatte er 1935 begonnen, mit uns die Osternacht zu feiern. Wie gewöhnlich übernahm er in der Paschanacht 1948 den Dienst des Diakons. Er konnte die brennende Osterkerze nicht mehr selbst tragen, rief der Gemeinde aber mit kräftiger Stimme das dreimalige „Lumen Christi – Licht Christi“ zu und erbat vom Zelebranten den Segen zum Gesang des Exsultet. Als er dann am Ambo das Buch aufschlug, brach er bewusstlos zusammen. Ein Hirnschlag, vielleicht durch die Konzentration auf den Augenblick ausgelöst, hatte ihn getroffen. Die Pascha-Nacht wurde für ihn zum Übergang vom Tod zum Leben. In der Morgenfrühe – es war der 28. März 1948 – begann für ihn in letzter Fülle der neue Tag, das Heute der Liturgie, von dem er so oft gesprochen, dem er entgegengelebt hatte. Mit seinen Mitbrüdern und vielen anderen Menschen begriffen wir, dass P. Odos Leben und Wirken durch diesen österlichen Heimgang besiegelt worden war.“

Begegnung mit Berufungsqualität

Die Bibel erzählt von verschiedenen Begegnungen mit Jesus nach der Auferstehung. Manchmal sind sie der Art und dem Inhalt nach ganz individuell. Eine besondere Innigkeit hat die Begegnung mit Maria von Magdala am leeren Grab „am ersten Tag der Woche frühmorgens, als es noch dunkel war“.

Die Liebe zu ihrem „Meister“ treibt sie in aller Frühe zum Grab. Lieber in der Nähe des Grabes weinen als irgendwo sich alleine verkriechen. Und sie geht nicht weg, wie die anderen Jünger, die das erstaunlicherweise leere Grab schon wieder hinter sich lassen. Sie bleibt. Sie sucht die Nähe. Sie ist voll Sehnsucht. Aufgebrochener kann das Herz nicht sein. Wie groß ist die Osterfreude, als Jesus, den sie gar nicht richtig sieht, hinter ihr stehend ihren Namen nennt. Was für ein Moment. Und Jesus macht aus dieser Begegnung eine Berufung. Sie soll für die Apostel und die Jünger Zeugin der Auferstehung sein. Im Jahr 2016 hat Papst Franziskus den Gedenktag von Maria Magdalena besonders hervorgehoben. In Zukunft soll der 22. Juli als ihr Fest begangen werden. Die neuen Gebete zu diesem Fest nennen sie „Apostolin der Apostel“. Nach vielen Jahrhunderten auch eine Art Unterschrift unter ihre Berufung durch den liturgischen Kalender der Kirche. Und eine Unterschrift darunter, dass Ursprungsgeist und Aufbruchsgeist des Glaubens etwas mit dem zu tun hat, was in den Herzen jedes einzelnen an Begegnung und Ergriffensein geschieht.

Evangelium im Aufbruch – Kirche im Aufbruch – Schönstatt im Aufbruch

Ostern ist das Fest, in dem aller Aufbruch des Glaubens und alle kirchliche Erneuerung ihre Quelle haben. Warum ist das so? Die Texte der Bibel, die von der Auferstehung Jesu erzählen, sind allesamt Texte von Begegnungen. Begegnungen, so tief, so unter die Haut gehend, dass sie zur Berufung werden, zu apostolischem Feuer. Unser Jahresmotto hat es wirklich in sich. „Er kam hinzu und ging mit ihnen“ (Lk 24,15). Es wirkt vielleicht sehr einfach und alltäglich und doch zieht es uns hinein in die Mitte unseres Glaubens.

Das Morgengebet aus der Gebetssammlung „Himmelwärts“ (Gebete zum Auswendiglernen, die P. Kentenich im Konzentrationslager Dachau formuliert hat) stellt den Dank für das immer neue Gegenwärtigsein Jesu an den Anfang jeden Tages: „Wir danken dir für alle Gaben, die wir so reich empfangen haben; dass Schönstatt du hast auserkoren und Christus dort wird neu geboren.“

In den Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten wollen wir bewusst miteinander diese Mitte, diese Begegnung im gemeinsamen Gebet suchen. „Ganz Schönstatt betet“ ist eine inoffizielle Überschrift und ein guter Vorsatz für das Pfingstgebet 2017. Das Heft dazu kann bestellt werden und es steht als Download zur Verfügung (siehe: www.pfingstgebet.schoenstatt.de).

Nutzen wir diese Gelegenheit. Wir brauchen die Begegnung mit der geistlichen Quelle – und wir brauchen es gemeinsam.

Mit frohen Ostergrüßen vom Urheiligtum

Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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