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4. März 2017 | Kommentar der Woche | 

Herausforderung der Stunde


Kommentar der Woche (Grafik: POS, Brehm)

(Grafik: POS)

Dem biblischen Auftrag, die „Zeichen der Zeit“ genauer anzuschauen und zu deuten, will eine Kommentarreihe nachkommen, die seit dieser Woche regelmäßig wöchentlich auf der Internetseite www.basis-online.net erscheint. Thematisch stehen dabei aktuelle Ereignisse oder Vorgänge im Blick, die eine Deutung aus christlicher Sicht erfahren. Den Anfang macht Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg, der das "America first" als die Herausforderung der Stunde bezeichnet, dem es ein entschiedenes „Jesus Christus zuerst“ entgegenzusetzen gelte.

Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg (Foto: basis-online)

Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch, Freiburg (Foto: basis-online)

Robert Zollitsch

Herausforderung der Stunde

Jede Zeit ist Gottes Zeit – auch unsere und nicht zuletzt die Fastenzeit. Jede Zeit hat ihre Herausforderungen, ihre Gefahren und ihre Chancen. Die österliche Bußzeit lädt uns ein, uns der Gefahren bewusst zu werden, daran aber nicht hängen zu bleiben.

Angesichts eines Unberechenbaren, der in Amerika Präsident wurde, heißt die Devise nicht: uns darauf erstarrt zu fixieren, wie das Kaninchen vor der Schlange. Gegen das „America first“ gilt nicht ein „Frankreich zuerst“, ein „Deutschland zuerst“ und erst recht nicht ein „Ich zuerst“, sondern ein „Jesus Christus zuerst“ und mit ihm „Solidarität zuerst“: nicht Mauern und Zäune errichten, sondern Brücken bauen und das Gemeinsame an die Spitze und in die Mitte stellen.

Jesus Christus ist nicht in der Herrlichkeit des Vaters geblieben, sondern aus sich herausgetreten und einer von uns geworden. Die österliche Bußzeit fordert uns heraus, Egoismus und Selbstbehauptung hinter uns zu werfen und das zu tun, was in die Zukunft führt: uns für eine wahrhaft menschliche Welt, eine Gesellschaft in gegenseitiger Achtung und Solidarität, einzusetzen – und dies nicht nur in unserem Land, sondern in Europa und in der ganzen Welt.

Was in eine menschliche Zukunft führt, ist, so Papst Franziskus in seiner Botschaft zur Fastenzeit, „eine Kultur der Begegnung in der einen Menschheitsfamilie“.

Dr. Robert Zollitsch
Erzbischof em., Freiburg


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