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18. Januar 2017 | Worte des Bewegungsleiters | 

„Warum verfolgst du mich?“ (Apg 9,4)


Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Jahresmotiv 2017 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: Grabowska)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

In den monatlichen Betrachtungen, die im Bündnisbrief der Schönstatt-Bewegung Deutschland erscheinen und die an dieser Stelle jeweils zum 18. des Monates online veröffentlicht werden, soll in unterschiedlichen biblischen Begegnungen immer wieder zum Leuchten kommen, was die Gegenwart Jesu für eine Kraft und Wirkung entfaltet.

Gerade hat das neue Jahr begonnen. Vielleicht ist das neue Jahr schon wieder so alt, dass wir bereits unsere übliche Erfahrung mit den Neujahrsvorsätzen machen: Wir kennen die besseren Absichten in uns und erleben doch immer wieder, dass es weitergeht wie gehabt.

Wenn man in die Anfänge des Christentums hineinschaut oder auch in die Berufungsgeschichten zu allen Zeiten und in allen Kulturen, in die die christliche Glaubensbotschaft hineingewachsen ist, so geht es immer um den besonderen Moment, der etwas im Menschen verändert.

Biblische Begegnungen -
Warum verfolgst du mich?

Saulus wütete immer noch mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, um die Anhänger des (neuen) Weges, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen. Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst.

Apg 9,1-5
(25. Januar: Bekehrung des Apostels Paulus)

Bekehrung ist das Wort für eine Erfahrung, aus der eine Neuausrichtung des Lebens entsteht

Einerseits ist das ganz selbstverständlich – echter Glaube an Jesus Christus braucht das ganz persönlich empfundene und entschiedene Ja zu ihm und zu seinem Evangelium – und doch ist es für uns vielleicht gar nicht so leicht, den einen Moment oder den genauen Weg unserer eigenen Bekehrung zu benennen. Man ist eben hineingewachsen. Vielleicht gibt es im Zusammenhang mit dem Kennenlernen von Schönstatt für viele von uns so ein Moment einer bewussteren Entscheidung.

Paulus brauchte, so berichtet es wenigstens die Apostelgeschichte im 9. Kapitel, eine tiefgreifende innere Erschütterung: „Er stürzte zu Boden“, heißt es da. Danach konnte er nichts mehr sehen. Ganz und gar nach innen musste sein Blick gerichtet sein. Er selber musste in sich die Antwort suchen und finden, die die Begegnung vor den Toren von Damaskus von ihm verlangte. „Warum verfolgst du mich?“, war die Frage, die seine bisherigen Klarheiten umgeworfen hat. Sein Kampf gegen die Anhänger Jesu war leidenschaftlicher Eifer gegen Irrtum und falsche Glaubensüberzeugungen. Und plötzlich wird sein Kampf für die Wahrheit zu einer Begegnung. Das Gerede von der Auferstehung Jesu wurde umgestoßen von der Begegnung mit dem Auferstandenen selbst. Und sein Eifer gegen irgendwelche Menschen und Meinungen war plötzlich Verfolgung des Einen, mit dem er nichts zu tun haben wollte.

Zu Boden stürzen, eine Stimme hören, Erblinden und Geheiltwerden

sind eher ein seltener Ablauf einer Bekehrung. Die Frage, die eine persönliche Antwort verlangt, ist aber oft genau die, um die es auch für Paulus gegangen ist. Ganz unterschiedliche Lebensereignisse können zur Herausforderung werden: „Erkennst du mich?“ Erkennst du in und hinter diesem Ereignis mich als den, durch den Gott dein Leben berührt?

Pater Kentenich hat gelegentlich dazu angeregt, Gott zu suchen besonders hinter einem großen Leid, hinter einer großen Schuld, hinter einer großen Liebe meines Lebens.

Vielleicht ist es besser als alle Vorsätze, die wir machen können, einfach damit zu rechnen, dass genau die Begegnungen auf mich zukommen werden, durch die Gott meine immer tiefere und persönlichere Hinkehr zu ihm bewirken wird.

Ein befreundeter Priester, der inzwischen für acht Pfarreien mit noch ein paar mehr Kirchen zuständig ist, sagte mir das vor Kurzem so: „Eigentlich schaue ich ja schon Richtung Pensionierung. Beim Bibelteilen mit einer Gruppe wurde mir noch mal etwas geschenkt. Es war kein Gespräch darüber, was diese Bibelstelle für mich bedeuten könnte, sondern die Begegnung mit dem biblischen Text wurde zu einer Begegnung mit Jeus. Er selbst sagte mir ein Wort. Und dieses Wort und die Freude, dass er selber mich in meine Aufgabe schickt, wie sie eben ganz konkret in den verschiedenen Gemeindesituationen ausschaut, das hat mir wieder einen zuversichtlichen Grundton geschenkt.“

Auf die Begegnung kommt es an. „Er kam hinzu und ging mit ihnen!“ – Unser Jahresmotto ist unsere gemeinsame und persönliche Erwartung in diesem Jahr.

Ihr

P. Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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