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18. August 2016 | Worte des Bewegungsleiters | 

Aus den Herausforderungen der Zeit die Stimme Gottes heraushören


Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

Jetzt im August, in den Sommerferien finden viele Jugend- und Familientagungen der Schönstatt-Bewegung statt. Wer solche Treffen schon einmal (oder schon oft) mit vorbereitet und durchgeführt hat, weiß, wie viel in die Vorbereitung investiert wird.



Möglichst „ganzheitlich“ soll die Tagung werden: das Thema, die Gemeinschaft, kreative und erholsame Elemente, persönliche Verarbeitung, Gebet und Gottesdienst, alles ist wichtig für eine gleichzeitig ganz menschliche und ganz geistliche Erfahrung, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen sollen.

Besonders bei Kindern und Jugendlichen spielt die Entdeckung und Entfaltung von Können und Fähigkeiten eine große Rolle. Und in der Mitte von Abenteuer, Handwerken und Sport geht es auch um Gott, der mir Fähigkeiten geschenkt hat. Es geht um Wachstum von Können und auch um Wachsen der Persönlichkeit und auch um den Anspruch an sich selbst, authentisch und ethisch zu leben. Ja, es geht um Heiligkeit, wie sie zu mir und zu meinem Alltag gehört. Jesus nachfolgen in allen Aspekten meines Lebens und mit Radikalität, die etwas kosten darf.

Wenn man so viele Aspekte und Anliegen gleichzeitig im Blick hat und Entsprechendes geplant und vorbereitet hat, dann, ja dann beginnt erst mit der Durchführung und den Begegnungen die pädagogische Herausforderung.

Dem Leben dienen, wie es sich in den Einzelnen und im Klima der Gruppe entwickelt, ist Aufgabe und Chance jeder Tagung, jeder Freizeit und jeder Begegnung.

Es ist gut, wenn Leitungsteams von Veranstaltungen um diese Wachheit für den Heiligen Geist und um pädagogische Einfühlung beten und dafür auch Beter im Hintergrund mitwirken. Unsere Tagungen und apostolischen Initiativen brauchen diese vielfältige „Gnade des Augenblicks“, damit menschliche und göttliche Pädagogik sich berühren.

Schönstatt im Aufbruch

Aus dem Memorandum des internationalen Pfingstkongresses 2015

ein
ausgesprochen
pädagogisches
Charisma

Wir sind überzeugt, dass Schönstatt ein
ausgesprochen pädagogisches Charisma
hat. Wir sehen die Notwendigkeit ,
dieses vertieft zu erforschen, in den
heutigen pädagogischen Diskurs einzubringen
und in verschiedenen Bereichen
anzuwenden.

Den kompletten Text des Memorandums finden Sie hier: memorandum2015.schoenstatt.de

„Gottergriffen, menschenergriffen und zeitergriffen …“

In der ersten pädagogischen Tagung 1951 in Chile (Bellavista) spricht Pater Kentenich davon, dass die äußere Vielfalt und Richtigkeit aller Aspekte nicht ausreicht, wenn nicht die feurige Mitte des pädagogischen Prozesses dazukommt.

Aus den Herausforderungen der Zeit die Stimme Gottes herauszuhören ist für ihn die heute notwendige Verknüpfung von prophetischer und pädagogischer Antwort auf die Zeit. „Menschen dieser Art lernen und lehren Gott mehr und mehr durch die Zeichen der Zeit zu verstehen und durch das Zeitgeschehen und die Zeitengewitter auszudeuten. Sie erinnern sich, dass der Heiland von uns verlangt hat, die Zeichen der Zeit zu deuten. Der prophetische Führertyp ist ergriffen von der Sendung der Zeit. Zeitenstimmen sind für ihn Gottesstimmen. Er horcht auf die Stimme Gottes und hat den Mut, auf die Probleme der Zeit eine praktische Antwort zu geben.“

Die praktische Antwort, die hier gemeint ist, ist eine pädagogisch wirksame Antwort. Sich in einem großen Kontext sehen und verstehen und im eigenen Alltag lebbare und lebenswirksame Konkretisierungen zu gestalten, das macht die Fruchtbarkeit einer geistlichpädagogischen Bewegung aus.

„… in den heutigen pädagogischen Diskurs einbringen“

Der Pfingstkongress sah eine doppelte Gefahr im Blick auf das pädagogische Charisma unseres Gründers und seine Fruchtbarkeit in und durch die Schönstatt- Bewegung. Das Memorandum spricht von der Notwendigkeit, die Pädagogik Kentenichs „in den pädagogischen Diskurs“ einzubringen.

Pater Günther Boll hat uns in einem Terziat einmal dargelegt, wie seinerzeit das Konzept vom „Persönlichen Ideal“ Eingang gefunden hat in ein allgemeines pädagogisches Lexikon. Eine Wirkung der vielen pädagogischen Tagungen, die Pater Kentenich damals gehalten hat und die das Interesse von Pädagogen und Psychologen gefunden haben. In der Neuauflage des Lexikons war dieser Artikel nicht mehr vorhanden. Ein Zeichen dafür, das Schönstatt nicht mehr mit der gleichen Kraft Teil des pädagogischen Diskurses war. Pädagogische Kongresse, Akademien zu familienpädagogischen und entwicklungspädagogischen Fragen kosten Einsatz und Anstrengung. Wir dürfen als ganze Bewegung dankbar sein für alles, was an konkretem Einsatz und an Kompetenz im Bereich von Schul- und Kinderpädagogik, von Lebensschulen mit jungen Erwachsenen, von Lebenshilfe, psychologischer Beratung und therapeutischen Berufen im Raum unserer Bewegung angeboten wird und von Kentenich inspiriert wird.

Dass man nur dann ein ernstzunehmender Gesprächspartner ist, wenn man selber Teil der heutigen pädagogischen und psychologischen Grundlagen und Ausbildungen ist, ist offensichtlich. Vielleicht könnte uns da internationale pädagogische Reflexion und Kompetenz zur Hilfe kommen. Ich kenne entsprechende Initiativen von Argentinien und Ungarn, und sicher gibt es vieles, was mir nicht präsent ist.

„Funke“ vom pädagogischen Charisma des Gründers

Gleichzeitig brauchte Pädagogik immer konkrete Projekte, wo Theorie und Leben verbunden werden. Schönstatt als pädagogische Bewegung braucht Persönlichkeiten mit ausgesprochen pädagogischen Herzen und Kompetenzen. Vielleicht brauchen gerade diese eine persönliche Begegnung mit dem Charisma des Gründers selbst: einen Funken von seiner pädagogischen Stärke und von seiner Liebe zu jedem einzelnen Menschen und seinem Lebensweg.

Selbst die Erzählungen von Menschen, die persönliche Begegnungen mit Pater Kentenich hatten, vermitteln noch die Kraft, die von ihm ausging. Begegnungen und Gespräche mit ihm haben Zuversicht geweckt und Wachstumsenergien freigesetzt, wie kompliziert auch immer sich die jeweilige Lebenssituation dargestellt hat.

„Miteinander für Europa“

Ich möchte diesen Leitartikel nicht beenden, ohne einen großen Dank zum Ausdruck zu bringen. Die Begegnungen beim Kongress in München und bei der Kundgebung auf dem Stachus im Rahmen des „Miteinander für Europa“ waren reich gesegnet. Es hat etwas vom pfingstlichen Feuer, wenn man dann auf dem Grund des vielfältigen ökumenischen Miteinanders den echten Glauben an das Evangelium und die Liebe zu Jesus erleben darf.

Bei einem Nachtreffen am Sonntagmorgen am Schönstattzentrum in München mit Teilnehmern und Helfern aus der Schönstatt-Bewegung und Freunden aus anderen Bewegungen war die Dankbarkeit für die Erlebnisse der vergangenen Tage bei allen zu spüren. Dass so viele aus Schönstatt mitgewirkt und sich eingebracht haben, war für uns alle eine besondere Freude. Die Früchte der Pressearbeit und der engagierten Mitwirkung unserer Pressestelle sind zu finden unter www.together4europe.org/de/archive/munich2016/ und www.miteinander-wie-sonst.org/muenchen-2016/pressespiegel/

Schlüssel Bündniskultur (Foto: Güthlein)

Der Schlüssel von der Kundgebung als Symbol für geöffnete Türen des „Miteinanders für Europa“ ist auch ein Symbol für gelebte Bündniskultur.

Ich wünsche Ihnen allen reich gesegnete Sommerveranstaltungen in allen Diözesen und Gliederungen unserer Bewegung.

Vom Urheiligtum in Schönstatt,

Ihr

P. Ludwig Güthlein

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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