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Karl Leisner wurde vor 20. Jahren von Johannes Paul II. selig gesprochen
Papst Johannes Paul II. hat Karl Leisner am 23. Juni 1996 im Olympiastadion in Berlin selig gesprochen (Foto: Archiv/DPA)
Hbre. „Sein Glaubensmut und seine Begeisterung für Christus sollen vor allem den jungen Menschen, die in einem weithin von Unglauben und Gleichgültigkeit geprägten Umfeld leben, Anstoß und Vorbild sein.“ Dieses Wort von Papst Johannes Paul II, das dieser am 23. Juni 1996, also heute vor 20 Jahren, bei der Seligsprechung von Karl Leisner im Olympiastadion in Berlin gesprochen hat, ist heute so aktuell wie damals. Der erste „Selige“ aus der Schönstattfamilie hat heute viele Freunde, die dazu beitragen wollen, das Lebenszeugnis dieses entschiedenen Christen und Priesters lebendig zu halten und immer weiteren Kreisen zugänglich zu machen.
Pfr. Oskar Bühler hat auf der Homepage des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester (www.moriah.de), zu dem Karl Leisner gehörte, aus Anlass des 20. Jahrestages der Seligsprechung eine Zusammenstellung von Orten und Zeugnissen der Verehrung und des Gedenkens an Karl Leisner veröffentlicht.
Dr. Peter Wolf, Generalrektor des Schönstatt-Instituts Diözesanpriester, hat schoenstatt.de aus Anlass des 20. Jahrestages der Seligsprechung Karl Leisners den nachfolgenden Text zur Verfügung gestellt, in dem er seine Überzeugung zum Ausdruck bringt, „dass Karl Leisner ganz wesentlich aus schönstättischer Spiritualität zum Seligen geworden ist.“ Er lädt dazu ein, den Jahrestag der Seligsprechung Leisners als Einladung zu sehen, wie Karl Leisner nach einer Bereitschaft zur Ganzhingabe zu streben.
Zum 20. Jahrestag der Seligsprechung Karl Leisners
Dr. Peter Wolf. Heute am 23. Juni 2016 werden es 20 Jahre, dass Papst Johannes-Paul II Karl Leisner im Olympia-Stadion von Berlin selig gesprochen hat. Ich war damals im Stadion und erinnere mich, wie zu Beginn des Gottesdienstes Bischof von Münster in engagierter und begeisterter Weise und offensichtlich abweichend vom Protokoll Karl vorgestellt hat. In der Predigt zitierte der Heilige Vater dann aus dem Tagebuch von Karl und brachte seine Beziehung zu Schönstatt zum Ausdruck: „Noch bevor er in Dachau gefangen war, entwickelte er bereits eine tiefe Marienverehrung, zu der er von Pater Kentenich und der Schönstatt-Bewegung angeregt worden war. Sein Glaubensmut und seine Begeisterung für Christus sollen vor allem den jungen Menschen, die in einem weithin von Unglauben und Gleichgültigkeit geprägten Umfeld leben, Anstoß und Vorbild sein“.
Im Umfeld der Seligsprechung hat der Uniti Patri-Kurs [des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester – Anm. d.R.] die Initiative ergriffen, um den neuen Seligen in unserem Moriah-Heiligtum präsent zu machen. Vor der Seligsprechung hatten wir immer das bekannte Foto mit dem Pulli aus dem KZ in der Dachau-Kapelle. Dabei bewegte die Mitbrüder die Frage, wie der selige Karl Leisner in Zukunft einmal dargestellt werden wird. Die christliche Ikonographie kennt ja seit Jahrhunderten die Zuordnung von bestimmten Attributen zu den Heiligen, an denen sie erkannt werden können. Die Mitbrüder im Kurs wollten mit ihrer Darstellung dazu einen Vorschlag einbringen.
Der Münchner Künstler Johannes Potzler hat das Bronzerelief von Karl Leisner im Schönstatt-Heiligtum Berg Moriah, Simmern-Schönstatt geschaffen (Foto: Benjamin Hoch)
Bronzeplastik mit Gitarre und Priesterhostie
In der Diskussion ergaben sich zwei Attribute, die zu Karl und seinem Leben ausgezeichnet passen: die Gitarre und die Priesterhostie. Schon als Jugendlicher und Theologiestudent hat Karl über viele Jahre mit großer Begeisterung Gruppen geleitet und Jugendlager veranstaltet. Er konnte andere begeistern und mitreißen, was ihn ins Visier der Gestapo brachte. Die Gitarre war ihm so lieb geworden, dass er sie sich sogar ins KZ schicken ließ, um die Kranken und Gefangenen mit seinem Spiel aufmuntern zu können. Die Priesterhostie in seinen Händen steht für seine Liebe und Begeisterung für Christus. Jahrelang hat er auf den Priesterberuf hin gelebt und um seine Berufung gerungen. Im KZ erfüllte sich seine Sehnsucht. Durch den mitgefangenen Bischof Gabriel Piguet wurde seine Priesterweihe möglich.
Unterschrift auf einem leeren Blatt
In der Darstellung des Bronzeplastik des Münchner Künstlers Johannes Potzler wurden darüber hinaus noch zwei weitere Motive künstlerisch umgesetzt, die Karl in seiner Verbundenheit mit Schönstatt sichtbar machen. Da ist zunächst die Schrift oben im Bild: VICTOR IN VINCULIS. Es entspricht dem Ideal seiner Schönstatt-Gruppe, der Karl im KZ seit 1943 angehörte. Dieses Wort war auch am Bischofsstab zu lesen, der für die Feier im KZ geschnitzt worden war und den der Papst bei der Seligsprechung in Händen hielt. Links unter in der Bronzeplastik findet sich der Name unseres neuen Seligen. Der Künstler hat den Namen bewusst mit der Handschrift von Karl gestaltet. So steht sein Name als Unterschrift auf einem leeren Blatt und will an die Blankovollmacht erinnern, welche seine Schönstatt-Gruppe aus dem Seminar in Münster im Urheiligtum in Schönstatt auf diese Weise vollzogen hat. Karl hat seine Verhaftung und seine Gefangenschaft immer wieder im Kontext dieses "Blankoschecks" gegenüber der Gottesmutter verstanden. Für mich ist dies ein sprechendes Zeichen, dass Karl Leisner ganz wesentlich aus schönstättischer Spiritualität zum Seligen geworden ist. Der Tag der Seligsprechung mag uns eine Einladung sein, immer neu nach dieser Bereitschaft und Ganzhingabe zu streben, aus der unser seliger Karl Leisner gelebt hat.
Dr. Peter Wolf