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18. Juni 2016 | Worte des Bewegungsleiters | 

"Person und Charisma Pater Kentenichs"


Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

Der Blick auf das Memorandum lenkt unseren Blick hin auf „Person und Charisma Pater Kentenichs“. Hinter dem Satz: „Es liegt an uns, sein Charisma kreativ fruchtbar zu machen“ liegen interessante Erfahrungen, Kommentare und Diskussionen des Pfingstkongresses. Und das Wort „kreativ“ hat es in sich.

Viele Ausdrucksformen der Beziehungen zu unserem Gründer sind in den verschiedenen Ländern und Kulturen entstanden.

Texte, Bilder, Gebete und Gebetserhörungen, ein Satz von ihm aus dem Vatertelefon, Orte seines Wirken besonders gestalten und aufsuchen, sich erzählen lassen. An vielen Orten laden lebensgroße Statuen ein, sich eine Begegnung mit ihm äußerlich vorzustellen und innerlich zu erleben. An manchen Schönstatt-Zentren in Südamerika lädt ein „Vater-Wäldchen“ dazu ein, in einem besinnlichen Spaziergang die eigenen inneren Gedanken mit ihm ins Gespräch zu bringen. Fotos und Symbole kultivieren eine ganz alltägliche „Weggemeinschaft“ mit ihm. Beziehung braucht Ausdruck und Zeit.

An vielen Schönstatt-Zentren in unserem Land ist jetzt die Zeit, sich an seine Besuche vor 50 Jahren zu erinnern. Immer geht es dabei darum, angesichts der heutigen Lebenssituation sein prophetisches Feuer neu wirken zu lassen.

Ich glaube, hinter diesen Erinnerungsdaten liegt eine Einladung. Veränderungen der Zeit spiegeln sich wieder und werden inspiriert in den Suchbewegungen und Neuentdeckungen seiner Person und seiner Anliegen durch jede neue Generation.

Schönstatt im Aufbruch

Aus dem Memorandum des internationalen Pfingstkongresses 2015

Person und Charisma Pater Kentenichs

Als Kongress sehen wir zentrale Aufgaben und Herausforderungen für unseren gemeinsamen Weg als internationale Bewegung in die Zukunft. Diesen wollen wir uns stellen.

  • Wir sehen in Person und Charisma Pater Kentenichs ein großes Geschenk an Kirche und Welt. Es liegt an uns, sein Charisma kreativ fruchtbar zu machen.
  • Damit verbindet sich auch das Anliegen der Heiligsprechung.

Den kompletten Text des Memorandums finden Sie hier: memorandum2015.schoenstatt.de

Eine „dritte Generation“ in der Beziehung zu Pater Kentenich?

Pater Stefan Strecker hat bei der Delegiertentagung einen intensiven Impuls gegeben zur Frage der Generationen in unserer Bewegung. Ich möchte einen Teil seiner Überlegungen hier zitieren aus dem Arbeitsheft zur Delegiertentagung, das inzwischen über das Büro des Bewegungsleiter erhältlich ist.

Pater Strecker macht einen Vergleich zur Geschichte des Christentums. „Aus der Geschichte des Christentum wissen wir, wie wichtig es ist, die verschiedenen Generationen richtig zu verstehen. Bei Jesus und bei vielen Gründern in der Kirchengeschichte bilden diejenigen, die Jesus oder die Gründerin, den Gründer persönlich kennengelernt haben, die sogenannte ‚erste Generation‘. Meist leben sie von dem, was Jesus oder der Gründer ihnen gesagt hat. Auch die erste Generation in Schönstatt erzählt vor allem, was sie mit Pater Kentenich erlebt hat. Oft zitieren die Mitglieder dieser Generation aus ihrem Lieblingsbuch oder ihren Lieblingstexten, welche sie an die Erlebnisse mit Pater Kentenich erinnern.

Das Neue Testament aber wurde von jenen geschrieben, die welche kennen, die mit Jesus zusammen waren. Die Apostelschüler sind es, die beginnen, Jesusworte und -geschichten aufzuschreiben, zu sammeln und zu publizieren. Jesus selbst haben sie nicht mehr gekannt. Sie notieren jedoch das, was ihnen die Zeugen mitteilen. Das große Verdienst dieser ‚zweiten Generation‘ in Schönstatt ist es, den Gründer veröffentlicht zu haben. Was er gesagt und geschrieben hat, wurde gesammelt und im besten Sinne des Wortes konserviert. Diesen Schatz gibt die zweite Generation gerade in seiner ganzen Fülle weiter. Er kursiert bereits überall in der Welt und füllt Bibliotheken.

Die nächsten Generationen in Schönstatt, die weder den Gründer erlebt haben und die heute nur noch wenige Zeugen der zweiten Generation kennenlernen können, diese ‚dritte Generation‘ geht mit Pater Kentenich um, wie Christen heute mit der Bibel umgehen: Sie lassen sich inspirieren. Viele von ihnen haben ebenfalls ihre Lieblingsworte und -texte. Diese dritte Generation in Schönstatt aber tritt nun in die Fußstapfen der großen Kirchenväter. Ja, sie muss es tun! Auf der Grundlage der biblischen Texte haben die sogenannten Kirchenväter sich den Herausforderungen ihrer damaligen Zeit gestellt. Sie haben Antworten für ihre Zeit formuliert. Der Funke, der hieraus entsteht, entzündet das Feuer, Theologie zu betreiben und die Themen des Lebens und der Zeit aus dem christlichen Glauben heraus zu reflektieren. Die Aufgabe der dritten Generation in Schönstatt wird es sein, Kentenich mit den Fragestellungen des 21. Jahrhunderts zu konfrontieren und mit ihm kreativ umzugehen. Ich meine, die Voraussetzungen hierfür sind in unseren nächsten Generationen vorhanden. Sie trauen es sich nämlich zu. Und dieses Bewusstsein ist der wichtigste Impulsgeber für eine dritte Generation.“

Sie trauen es sich zu – wir trauen es einander zu – wir trauen es ihm zu

Das kleine Wort “kreativ” war auch beim Pfingstkongress das eigentlich spannende, diskutierte und fruchtbare Wort. Mit Pater Kentenich haben wir einen Gründer, von dem ganz außergewöhnliche Kreativität und Fruchtbarkeit in Richtung Vielfalt ausgegangen ist. Denn seine Kreativität war Kreativität aus Begegnung. Was immer er in anderen an Leben, an Anliegen und Kräften entdeckt hat, wurde in ihm zur Inspiration, zu einer wirklichen Stimme und Einladung des Heiligen Geistes, die Führungen und Pläne Gottes im Leben des andern zu bestärken und weiterzubringen.

Von ihm ging die Kraft des Zutrauens aus, und es geht auch heute über Zeit- und Mentalitätsgrenzen hinweg diese Kraft des Zutrauens aus.

„Sein Charisma kreativ fruchtbar machen“. Vielleicht geht es dabei um nichts mehr, als um das gegenseitige Zutrauen, dass aus der je neuen Erfahrungswelt jeder Generation in der Begegnung mit Kentenich, welche Formen sie auch sucht und findet, der Funke neuer Aufbrüche entsteht.

Am Schluss seiner Überlegungen hat uns Pater Strecker noch ein Bild mit auf den Weg gegeben. Er hat vom Pfeil der Generationen gesprochen. Generationen stehen nicht einfach nebeneinander. Sie habe eine je spezifische Aufgabe füreinander und in der Kraftentfaltung für die Zukunft. Sein Impuls endet mit der Einladung:

Ein Bündnis der Generationen - unser „Pfeil“ zielt auf die Zukunft

„Ich möchte gern mit einem Bild schließen. Es ist das Bild vom Pfeil! Vielleicht kann uns dieses Bild den Weg in die Zukunft weisen, in dem wir die verschiedenen Generationen unserer Bewegung in ihrer Bedeutung wahrnehmen.

Der Pfeil besitzt eine Pfeilspitze. Diese steht für die Generation von null bis 40. Eine solche Pfeilspitze sieht übrigens aus wie das Bild von Zugvögeln. Diese fliegen versetzt mit einer Spitze nach vorne. Pater Kentenich nennt die junge Generation ‚Zugvögel‘ hinein in die Zukunft. Zum Pfeil gehört zweitens ein stabiler Schaft. Die Generationen zwischen 40 und 70 drücken diese Stabilität aus. Sie bilden den größten Teil des Pfeiles und seine Länge. Fliegen kann ein Pfeil jedoch erst, wenn er Federn besitzt. Die Federn eines Pfeiles lassen den Pfeil seine Richtung halten und schenken ihm einen geraden und ruhigen Flug. Die Federn des Pfeiles, das sind die Mitglieder über 70 Jahre.

Unsere Schönstatt-Bewegung darf voller Dankbarkeit feststellen, dass sie diese drei ‚Generationen‘, die einen solchen Pfeil bilden, besitzt.“

Hinter einem kleinen Adjektiv wie dem Wort „kreativ“, kann also ein ganzes Programm stecken.

Ich wünsche Ihnen allen viele Erfahrungen solcher kreativen, lebenweckenden Begegnungen.

Ihr

P. Ludwig Güthlein

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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