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23. März 2016 | Impuls aus Schönstatt | 

Schaffen wir es? Zur Stimmungslage in der Flüchtlingsfrage


Impuls aus Schönstatt (Foto: Brehm)

Wie man Herausforderungen nicht schafft

In einem Witz fahren zwei auf einem Tandem den Berg hoch. Oben angekommen, sagt der Vordermann: „Wenn ich nicht so getrampelt hätte, wären wir nie oben angekommen.“ Darauf sein Freund: „Und wenn ich nicht gebremst hätte, wären wir rückwärts wieder hinuntergerollt.“

Ständig wiederholen, dass man es sowieso nicht schafft. Die Probleme hervorheben und das Gelungene übersehen. Diejenigen schlecht machen, die sich einsetzen. Maßnahmen be- und verhindern. Das erleben Menschen am Arbeitsplatz, vor Prüfungen und in persönlichen Lebenskrisen. Wir erleben diese Stimmung in unserem Land.

Noch Ende August letzten Jahres konnte Angela Merkel mit der Aussage „Wir schaffen das“ darauf zählen, dass sie von einer Mehrheit der Bevölkerung als Ermutigung empfunden und mitgetragen würde. Die Stimmungslage hat sich ins Gegenteil gekehrt, so dass eine Partei in drei Landtagen einziehen konnte, die sich aufgrund innerer Machtkämpfe vor einem Jahr beinahe selbst abgeschafft hätte.

Gefahren und Chancen

Gewiss stehen wir in der Flüchtlingsfrage vor immensen Herausforderungen. Die Ängste der Menschen sind real: es gibt Übergriffe von Seiten der Flüchtlinge, aber auch von Seiten der Deutschen ihnen gegenüber. Die Fremden werden Jahre brauchen, um integriert zu werden. Der Islam wird noch mehr präsent sein, während wir eine Schwächung der eigenen christlich geprägten Kultur erleben, die dem immer weniger entgegen zu setzen hat.

Aber es gibt auch andere Seiten. Aufgrund der Probleme sehen wir zu wenig die Chancen, die am Ende überwiegen könnten: viele junge Menschen kommen in unser Land, in dem die Bevölkerung ohne Zuzug von außen in wenigen Jahrzehnten deutlich überaltert und geschrumpft sein würde. (Prognosen des statistischen Bundesamtes vor dem großen Zustrom an Flüchtenden erwarteten für 2050 eine Bevölkerung von ca. 70 Mio. Menschen, davon 10 Mio. über 80 Jahre und maximal 39 Mio. in erwerbsfähigem Alter. Quelle). Zudem zeigen Experimente, dass Arbeitsgruppen unter Beteiligung einer „fremden“ Person deutlich kreativer und lösungsorientierter arbeiten. Die Mischung aus Bewährtem und Fremdem scheint neue Perspektiven zu ermöglichen.

Alternative für Christen: Fürsorge für Flüchtlinge

Im Moment haben wir in Deutschland wieder Luft in der Flüchtlingsfrage. In manchen Bundesländern liegt die Belegung in den Erstaufnahme-Einrichtungen unter 50%. Notunterkünfte werden wieder geschlossen, aber man bereitet sich für einen erneuten Anstieg der Flüchtlingszahlen in der wärmeren Jahreszeit vor. Die Vereinbarung mit der Türkei und das Schließen der Grenzen sind nicht die Lösung und das Ende. Es geht um mehr als Probleme in der so genannten „Flüchtlingskrise“. Es geht um Leben und Tod von realen Menschen, die zumeist unfreiwillig in Not geraten sind. Ertrinkende und erfrierende Menschen im Mittelmeer dürfen für ein Land, das noch so viele Möglichkeiten hat, keine Alternative sein. Und das sollte für ganz Europa gelten.

Es gibt Situationen im Leben, wo es menschlich gesprochen, keine Lösung gibt. Die Integration der Flüchtlinge ist, wie faz.net schon im September 2015 titelte, eine „Jahrhundertaufgabe“. Man steht vor Alternativen, die allesamt riskant sind und ein Für und Wider haben. In einer solchen Situation hat man nicht die Möglichkeit, den sicheren Erfolg zu wählen. Aber man hat die Chance, das Richtige zu tun und Teil einer Lösung zu werden. In den jüngst veröffentlichten „Leitsätzen des kirchlichen Engagements für Flüchtlinge“ schreibt Erzbischof Heße im Vorwort: „Bei aller Vielfalt der Erfahrungen und Perspektiven eint uns die Überzeugung, dass die Fürsorge für Flüchtlinge und Migranten zum Selbstverständnis der Kirche gehört.“

Wenn wir alle mithelfen, werden wir es schaffen. Als gläubige Christen gehen wir solche Wege im Vertrauen auf Gott, der führt und begleitet.

Pater Lothar Herter

Arbeitskreis Impuls aus Schönstatt

Tipp

Seit dem 21. März 2016 gibt es eine eigene Internetseite zur „Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche“, die die Deutsche Bischofskonferenz publiziert:

Leserbeiträge

29.3.2014 - 12:14

Vielen Dank, P. Herter für diesen Artikel! Er war dringend nötig.

In der Vierteljahresschrift CHARISMA von der charismatischen Bewegung in der kath. Kirche schrieb am Januar der Herausgeber; "Was will Gott mit diesen Ereignissen? Will er vielleicht eine neue Gelegenheit der Begegnung der Kulturen und Religionen? Es ist die Chance, dass Muslime ein ganz neues ihnen neues Bild vom Christentum bekommen."

P. Nöthen

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