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18. Februar 2016 | Worte des Bewegungsleiters | 

Das Kreuz der Sendung – Orientierung in einer Gesellschaft wechselnder Stimmungen


Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung!

Schoenstatt – Roma 2014, so steht es auf der Rückseite eines kleinen Kreuzes, das seit dem Oktober 2014 mehr als 10.000 Menschen auf der ganzen Welt besitzen. Sendungskreuz haben wir es genannt. Eine kleines Kreuz als Zeichen dafür, dass wir für die Wirksamkeit des Evangeliums Jesu in unserer Zeit eine Verantwortung übernehmen wollen.

Kardinal Lajolo, der Legat von Papst Franziskus beim Jubiläum in Schönstatt, hat die Kreuze nach der Erneuerung des Liebesbündnisses gesegnet. Dann wurden sie an alle verteilt. Und Papst Franziskus selbst hat uns in der darauffolgenden Woche bei der Audienz in Rom mit diesem Zeichen gesegnet.

Und dieser Segen wurde von einem dreifachen Sendungswort begleitet: „Wir wählen den Weg der Heiligkeit! – Wir leben authentische und starke Bindungen! – Wir treffen eine missionarische Entscheidung!“

Kreuz der Sendung (Foto: SICO 2014)

Kreuz der Sendung (Foto: SICO 2014)

Das Kreuz der Sendung – Orientierung in einer Gesellschaft wechselnder Stimmungen

Mit einem solchen Wort, einem Sendungswort, in seinen Alltag hineinzugehen, ist etwas anderes, als sich nach aktuellen Stimmungen, Pressemeldungen und Demonstrationsparolen zu richten.

Es ist erstaunlich, aus welch zufälligen Nachrichten, die durch unterschiedlichste Medien unsere Augen, Ohren und Gedanken erreichen, sich in uns Meinungen bilden und unsere Einstellungen geprägt werden. Was wir in den letzten Wochen alles über Flüchtlinge, Migranten, europäische Politik, Grenzen und Möglichkeiten unserer Gesellschaft, großzügige Hilfsbereitschaft, beschämende Feindseligkeiten gegen Asylsuchende und unerwartete Spannungen zwischen unterschiedlichen Kulturen bei uns gehört haben, ist nicht so leicht zu verdauen.

Wir erleben eine Entwicklung, wo wir mehr spüren als genau verstehen können, wie weitreichend diese Veränderungen sind. Und vielleicht geht es Ihnen wie mir. Das Hin und Her der Gesichtspunkte löst Unsicherheit aus. Unsere Gesellschaft muss etwas lernen, für das sie keine Vorlage hat. Wir alle wünschen uns Menschen in der politischen Verantwortung, die mit Augenmaß für die Realität und ohne parteipolitische Hintergedanken Probleme anpacken und die Situation gestalten.

Das dreifache Sendungswort, mit dem das weltweite Schönstatt aus vielen Nationen und Kulturen in sein zweites Jahrhundert aufgebrochen ist, zeigt seine Kraft gerade dann, wenn sich unerwartete Herausforderungen in den Weg stellen.

Schönstatt im Aufbruch

Aus dem Memorandum des internationalen Pfingstkongresses 2015

Ein dreifacher Auftrag sendet uns

Wir haben zum Liebesbündnis mit Maria neu Ja gesagt. Wir haben das Urheiligtum als strahlende Mitte unserer weltweiten, multikulturellen Be wegung erf ahren. Wir haben internationale Familie in Einheit und Vielfalt erlebt . Ein dreifacher Auftrag sendet uns in die neue Zeit: „Wir wählen den Weg der Heiligkeit! Wir leben authentische und starke Bindungen! Wir tref fen eine missionarische Entscheidung!“

Wir wählen den Weg der Heiligkeit

Was sagt mir dieses Wort? Mich holt es immer wieder zurück in den Anspruch, aus meiner eigenen Mitte heraus zu leben: Authentisch, ehrlich und im Vertrauen auf Gott bis in die alltäglichsten Aufgaben hinein das mir Mögliche tun, und nicht „die anderen“ und was sie tun sollen als Dauerthema vor mir hertragen. Die Qualität einer Gemeinschaft und einer Gesellschaft braucht diese Addition persönlicher Bereitschaft. „Es ist nie falsch, das Richtige zu tun“. Das ist humorvoll, und wörtlich genommen sagt es nur etwas Selbstverständliches. Und doch ist es ein Impuls, das Konkrete gut anzupacken. Auch wenn vieles kompliziert sein mag, lasse ich mich immer neu darauf ein, die „Sakramentalität des Augenblicks“ – ein Wort, das auch Pater Kentenich gelegentlich zitiert hat – anzunehmen und als meinen Beitrag ins Liebesbündnis zu schenken.

Wir leben authentische und starke Bindungen

Der Satz beschreibt, was es heißt, Bündniskultur zu schaffen: Interesse haben über mich selber hinaus; Beziehung eingehen und dranbleiben – so beginnt ein gemeinsamer Weg, kreativ und belastungsfähig.

Ich möchte nur einen Gedanken zu diesem Großthema unserer Spiritualität dazulegen. Pater Walter hat in seinem Sendungswort diese Formulierung von den Bindungen herausgelesen aus dem innigen Miteinander von Jesus und Maria, das auf der Vorderseite des Sendungskreuzes abgebildet ist. Bis in den Tod hinein steht Maria an der Seite ihres Sohnes, bereit, seiner Sendung zu dienen. In dem Kelch fängt sie Früchte der Erlösung auf und schenkt sie weiter.

In der Gesamtsituation unserer Schönstatt-Bewegung erlebe ich das als eine besondere Herausforderung im Blick auf die vielen Generationen und Einzelnen, die viel Verantwortung getragen haben und jetzt loslassen müssen. Vielleicht kennen auch Sie diesen Satz: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich wichtig war und ganz dazugehört habe solange ich mitarbeiten konnte, und jetzt, wo ich nicht mehr gebraucht werde, komme ich mir vor, als ob es mich nicht mehr gibt“. Natürlich weiß ich, dass wir alle Grenzen der Zeit und des seelischen Volumens haben. In der Wertschätzung und im Wunsch, die Verbundenheit durchzutragen und zu leben – wie die Gottesmutter bis in den Tod hinein –, gibt es diese Grenzen nicht. In dem Lied, das wir oft als Tischgebet singen: „Das eine Brot wächst auf vielen Halmen ...“, kommt auch eine Zeile vor, die mich immer wieder an die Verbundenheit über alles Tun und Zusammenwirken hinaus erinnert und immer auch eine Gewissenserforschung ist: „Aus vielen Menschen entsteht Gemeinde, da lebt und stirbt man nicht allein“.

Wir treffen eine missionarische Entscheidung

Was packen wir an? Das kann man natürlich immer als persönliche Frage lesen. Bei der Delegiertentagung in Schönstatt (11. bis 13. März 2016) geht es auch als gemeinsames Anliegen um unsere missionarische Entscheidung. In welchen Schritten und Projekten wird in den verschiedenen Gruppierungen unserer Bewegung die Bündniskultur konkret? Ich hoffe, dass viele diese Delegiertentagung mit ihrem Gebet begleiten, sodass wir miteinander offen sind für den Gott des Lebens und seine Führung.

Und noch etwas kann in diesem Jahr unsere „missionarische Entscheidung“ sein. Im Rahmen eines Kongresses des Netzwerkes „Miteinander für Europa“ findet am 2. Juli 2016 in München eine öffentliche Kundgebung statt.

Die ökumenische Initiative „Miteinander für Europa“ ist ein internationales Netzwerk von christlichen Bewegungen und Gemeinschaften aus ganz Europa. Sie entstand 1999 und verbindet evangelisch-lutherische, katholische, anglikanische, evangelisch-reformierte und orthodoxe Christen ebenso wie Mitglieder von Freikirchen und neuen Gemeinden. In Deutschland sind inzwischen über 200 christliche Bewegungen, Gemeinschaften und Kommunitäten miteinander auf dem Weg. Bei den Kongressen in Stuttgart 2004 und 2007 waren viele von uns dabei.

Zur Kundgebung auf dem Stachus (Karlsplatz) in München am 2. Juli sind alle eingeladen. Von 14.00 bis 18.00 Uhr ist ein festes Programm. Davor sind verschiedene Gottesdienstmöglichkeiten und im Anschluss an das Programm ein Konzert mit der Outbreak-Band mit jugendlicher, geistlicher Musik. Auf Seite 9 dieses Bündnisbriefes ist dazu mehr erklärt.

Vielleicht sind öffentliche Kundgebungen für manche von uns etwas Ungewohntes. Dann passt die Überschrift ganz gut. Es braucht „eine missionarische Entscheidung“!

Mit herzlichen Grüßen aus Schönstatt vom Urheiligtum,

Ihr

P. Ludwig Güthlein

Schönstatt-Bewegung Deutschland


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