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18. Januar 2016 | Worte des Bewegungsleiters | 

Schönstatt im Aufbruch - Das Memorandum des internationalen Pfingstkongresses in Schönstatt


Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt-Bewegung!

Das Memorandum des internationalen Pfingstkongresses in Schönstatt sollte eine Überschrift bekommen. Ein Wort, das über dem weiteren Weg Schönstatts steht nach den Erfahrungen und Impulsen des Jubiläumsjahres 2014. Diese Überschrift und Textauszüge aus dem Memorandum werden uns in diesem Jahr durch die monatlichen Bündnisbriefe begleiten. Der ganze Text ist im Internet zur Verfügung unter www.memorandum2015.schoenstatt.de.

„Schönstatt im Aufbruch“

„Schönstatt im Aufbruch“ steht über dem Memorandum. Der dynamische Impuls des Jubiläums sollte sich in der Überschrift widerspiegeln.

Manche Reaktionen auf dieses Wort vom Aufbruch haben mich an einen humorvoll-sarkastischen Kommentar erinnert, der in den Ländern unter der kommunistischen Planwirtschaft entstanden war. „Warum schauen bei Ihnen die Menschen so müde und erschöpft aus? – Weil es bei uns seit 20 Jahren immer bergauf geht!“ Wer sein Leben lang in Schönstatt schon die verschiedensten Jahresmottos erlebt hat, hat sicherlich auch immer wieder den Imperativ zu immer neuen Aufbrüchen erlebt. Und entsprechend kann das Wort vom „Schönstatt im Aufbruch“ wie die soundsovielte Wiederholung von Altbekanntem klingen.

Schönstatt im Aufbruch

aus dem Memorandum des internationalen Pfingstkongresses 2015

Als weltweite Schönstattfamilie

Auf Einladung des Generalpräsidiums tagte vom 18. bis 23. Mai 2015 in Schönstatt der internationale Pfingstkongress mit ca. 120 Teilnehmern aus 25 Ländern. Die Atmosphäre dieses Kongresses war geprägt von Freude und Dankbarkeit für das Geschenk des großen Jubiläums 2014. Als weltweite Schönstattfamilie haben wir in unseren Ländern und gemeinsam bei den zentralen Begegnungen in Schönstatt und Rom unseren Ursprung gefeiert .

Erleben Sie das Motto des Pfingstkongresses als Impuls, der Kraft gibt, oder als den Blick auf einen anstrengenden Bergweg, der schon beim Blick hinauf müde macht?

Inspiriert ist das Wort vom Wort unseres Heiligen Vaters, mit dem er oft die Aufgabe der Kirche in unserer Zeit beschreibt: eine Kirche „en salida“. Die Kirche soll eine sein, „die hinausgeht“, die nicht in der Sakristei bleibt. Eine Änderung der Perspektive ist sein Anliegen. Habe ich zuerst die eigenen Anliegen und Sorgen im Blick oder schaue ich, wo die Freude des Evangeliums für andere fruchtbar werden kann?

Freude ist etwas, was entsteht. Vor allem entsteht sie in Begegnungen. Nicht im Bei-sich-Bleiben, sondern im Mit-einander-Sein.

Auf diesem Hintergrund ist ein Schönstatt im Aufbruch ein Schönstatt, in dem dieser Perspektivenwechsel lebendig ist. Wir sollten uns nicht verführen lassen zu meinen, wenn wir uns noch mehr anstrengen, wenn wir gar doppelt so viel machen würden als wir bisher tun, dann entsteht aus unseren Kräften ein Schönstatt für die neue, die kommende Zeit.

„Geöffnet“ die nächsten Schritte angehen

Ich glaube, Schönstatt im Aufbruch heißt für uns in Deutschland, dass wir „geöffnet“ die nächsten Schritte angehen wollen. Geöffnet für den anderen, der mit uns Schönstatt lebt, geöffnet für die Menschen um uns herum und geöffnet für den Gott des Lebens, der eben den Weg und die nächsten Schritte kennt.

Wenn Kräfte weniger werden, Projekte nicht mehr weiterlaufen, wenn Rückbau und Umbau notwendig sind, dann verengt sich der Blick ganz schnell. Ganz von selbst verschließt sich der Blick für die Weite, das Neue, das Mögliche. Große Ziele, utopische Hoffnungen und sogar religiöse Ideale können dann herunterziehen statt aufbauen.

Die Blickrichtung „aufbrechen“ führt uns an sensible Tiefenschichten unserer Motivation. In den Dachaugebeten spricht Pater Kentenich einmal davon, dass es darum geht, die „geheimen Vorbehalte“ zu überwinden, “die in verborgener Herzensfalte nisten”. Das Vergangene geöffnet zur Hingabe an Gott werden zu lassen, verwandelt das, was zu Ende geht, in Saatkörner für die Zukunft.

Die konkreten Begegnungen im Alltag sind da ein großes Übungsfeld. Wie gut tut es, wenn mir in einer Begegnung Interesse und Wertschätzung entgegenkommt. Hinterher ist in mir Aufbruchsenergie, Zuversicht. Und genauso schnell oder noch schneller verliere ich alle Kraft, wenn mir in einer Begegnung nur entgegenkommt, was alles fehlt oder noch zu tun wäre oder es überhaupt erst interessant wäre, wenn es viel besser wäre.

Begegnungen mit Aufbruchsqualität

Begegnungen mit Aufbruchsqualität können wir alle gut gebrauchen. Begegnungen als Einzelne und auch Begegnungen in unseren Diözesen und Gemeinschaften tragen in sich Zukunft, wenn sie diese Aufbruchsqualität fördern.

Hören wir genau hin, wo wir jungen und jugendlichen Menschen begegnen. Wir haben erlebt, dass das Feuer und die Dynamik der Jubiläumsvigil und in einem gewissen Sinn die Kraft des ganzen Jubiläums aus dem Herzen der Jugend und aus jugendlichen Herzen aufbrach.

Sich-vergleichen hat je nach Temperament kämpferischen Konkurrenzgeist oder resignative Lähmungserscheinungen in sich. Oder aber – und so lese ich das Wort vom „Schönstatt im Aufbruch“ – es wird zur Dankbarkeit, dass aus dem Aufbruch, den die Gottesmutter vor 100 Jahren in Schönstatt geschenkt hat, vielfältige Aufbrüche in ganz neuen Generationen, Ländern und Kulturen geworden sind.

Als weltweite Schönstattfamilie

Beim Pfingstkongress hat sich die Erfahrung des Jubiläums, die Freude über die Internationalität sofort wieder eingestellt. In unserem Land, am Urheiligtum, hat die weltweite Vielfalt Schönstatts ihre Heimat. Immer mehr wird sie die Erfahrung des Ortes und die Begegnung mit dem Urheiligtum prägen und bereichern. Für uns ist das ein Geschenk, das uns aufbricht und Anteil gibt an dem weiten Blick, den die Gottesmutter von ihrem Heiligtum aus hat.

Diese Weite lebte von Anfang an als Hoffnung im Herzen unseres Gründers. Sie war in ihm drängende Kraft bei allen Aufbrüchen und Wagnissen in seinem Leben.

Ihr

            P. Ludwig Güthlein

Schönstatt–Bewegung Deutschland

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)

Jahresmotiv 2016 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik "Gehalten": Kiess)


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