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2. Oktober 2015 | Positionen | 

Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land - 25 Jahre nach der Deutschen Einheit.


Brandenburger Tor (Foto: Brehm)

Brandenburger Tor (Foto: Brehm)

Am 3. Oktober feiert Deutschland seine Einheit, die Öffnung des Brandenburger Tores, den Abbau der Mauer und den Beginn vom Ende des Kalten Krieges. In diesem Jahr ist es schon ein Vierteljahrhundert her, dass Deutschland das Wunder einer gewaltlosen und friedlichen Revolution und der sich anschließenden Vereinigung geschenkt wurde. Gott hat eingegriffen in die Geschichte Deutschlands und in die Geschichte Europas, diese Überzeugung teilen viele Christen und nicht zuletzt auch viele Schönstätter, die 1984 das „Liebesbündnis für unser Volk“ auch im Blick auf die Vereinigung des geteilten Deutschland geschlossen haben.

Teaser Zwischenruf

Gastfreundliche Offenheit

Im Laufe der vergangenen 25 Jahre ist Deutschland, in der Mitte Europas liegend, ohne dass es sich um diese Rolle gerissen hätte, nicht nur zum „Zentrum des politischen Europas“ geworden, wie Berthold Kohler am 26. Juli 2015 in der FAZ schreibt. Deutschland hat auch eine gastfreundliche Offenheit entwickelt, die sich in beeindruckender Weise im Engagement vieler in Deutschland lebender Menschen für eine Willkommenskultur für Not leidende Flüchtlinge zeigt, die über das Mittelmeer oder die Balkan-Route derzeit zu Tausenden nach Europa und nach Deutschland kommen.

Im politischen Ringen um einen guten Umgang mit den Flüchtlingen, in der gesellschaftlichen Bereitschaft, ihre Integration in Arbeitsmarkt und Sozialsystem Deutschlands und Europas zu ermöglichen, wird sich zeigen, zu welcher Bündniskultur das wiedervereinte Deutschland willens und fähig ist.

Unser Herz ist weit

Wird nicht die Erfahrung des Wunders einer gewaltlosen und friedlichen Revolution die 1990 zu Einheit führte, auch zur Verpflichtung? Zwar folgte der Einheit Mitte der 90er Jahre zunächst eine wirtschaftliche Durststrecke, doch dann – angetrieben von den Reformen der Agenda 2010 – wuchs die deutsche Wirtschaftskraft so stark, dass die Kanzlerin die enormen Herausforderungen der Flüchtlingszuwanderung ohne Zögern mit „Wir schaffen das!“ kommentieren konnte. Der Realpolitikerin war dabei eine letztlich doch begrenzte Aufnahmekapazität sicher bewusst, wie sie Bundespräsident Joachim Gauck zum Auftakt der 40. Interkulturellen Woche in Mainz angesichts stetig weiter wachsender Flüchtlingszahlen mit dem Satz „Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich“, deutlich machte. Merkel handelt der neuen Rolle Deutschlands entsprechend! „In dem Maße als Deutschland seine wiedergewonnene Rolle, samt der nochmals erlangten politischen und wirtschaftlich-kulturellen Stärke, letztlich als Dienst, als ‚Gefäß Seiner Barmherzigkeit‘ (vergl. Röm. 9,23) wahrnimmt und einsetzt, erweist es, dass es die ihm zuteilgewordene Barmherzigkeit durch den Gott der Geschichte ‚verstanden‘ hat“, schreibt Pater Dr. Lothar Penners in REGNUM 2015,3. Der hier aufscheinende spirituelle Gedanke schließe selbstverständlich das realpolitische Ringen in den verschiedensten Sachfragen nicht aus.

Gebetsblatt: Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land (Gestaltung: M.J.Fernandez / Brehm)

Gebetsblatt: Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land (Gestaltung: M.J.Fernandez / Brehm)

Flüchtlingsleid und Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres ihrer hundertjährigen Geschichte hat die Schönstatt-Bewegung Deutschlands am 18. Oktober 2013 das „Liebesbündnis für die Menschen in unserem Land“ geschlossen. Es scheint fast so, als ob der Gott der Geschichte die einzelnen Mitglieder der Bewegung, aber auch die Gemeinschaften und die Bewegung als Ganzes vielleicht schneller als gedacht in die Pflicht nehmen möchte. In einzelnen Schönstatt-Zentren sind bereits Notaufnahmeeinrichtungen eingerichtet worden. Andere stellen ihre Räume als Orte der Begegnung oder zum Sprachelernen zur Verfügung. Viele Schönstätter engagieren sich an ihrem Wohnort in der freiwilligen Flüchtlingshilfe.

Wie heißt es doch im Liebesbündnisgebet vom 18. Oktober 2013: „Unser Engagement gilt den Menschen in der Vielfalt ihrer Lebenswege, Lebensschicksale und Berufungen. Alle sollen Gottes Segen erfahren. Wir wollen sie verstehen, ihnen mit Wertschätzung begegnen, ihnen Zugangswege zum christlichen Glauben öffnen und mit ihnen die großen Zukunftsaufgaben angehen. … Im Miteinander mit allen Christen und Menschen guten Willens bauen wir an einer Zivilisation der Liebe und des Lebens. Aus Fremdheit soll Vertrauen wachsen; von unterschiedlichen Standpunkten aus ein gemeinsamer Blick auf die Welt gelingen; aus Gegensätzen Brücken zur Einheit entstehen: An einer solchen Bündniskultur arbeiten wir.“

Vielleicht will der Gott des Lebens 25 Jahre nach dem Wunder der Einheit Deutschlands und im Umfeld des „Heiligen Jahres der Barmherzigkeit“ in Deutschland und Europa ein neues Wunder der Einheit wirken. Und Menschen guten Willens sind eingeladen, im Liebesbündnis mitzuwirken.

Heinrich Brehm

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Lesermeinung

4.10.2015, 12:04

Liebe Redaktion,
mich beschäftigt das auch schon die ganzen Sommerferien über, was Gott in seiner Vorsehung wohl uns damit sagen will. Da ich in der Pfarrgemeinde viel mit Kindern zu tun habe, spüre ich sehr stark, wie sehr das Interesse an Gott und das Leben mit ihm (Kirchenjahr) abnimmt. Der Ministrantennachwuchs wird weniger etc.

Ich möchte nicht jammern, sondern einfach den Blick darauf werfen und versuchen zu verstehen, was in unserer Gesellschaft momentan fehlt, um die Menschen, egal welcher Altersgruppe, für die Sache Jesu zu begeistern. Überall wo Nächstenliebe konkret umgesetzt wird, ist Gottes Liebe sichtbar. Deshalb denke ich, dass die Flüchtlinge für unsere Gesellschaft eine Chance ist, mal wieder sich auf das Wesentliche und das Füreinander-Da-sein zu besinnen. 

Auch das Jahr der Barmherzigkeit ist für mich noch ein solcher Wegweiser, wie wir miteinander umgehen sollen. Wir sind die Werkzeuge.  Mal sehen, wie Gott und die Gottesmutter uns einsetzen und brauchen, jeder und jede an dem jeweiligen Platz.

Herzliche Grüße und Danke für den Artikel,
Irene Eldracher


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