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26. September 2012 | Deutschland | 

Gedenkfeier zum 70. Todestag von Pater Albert Eise


Pater Albert Eise (Foto: Archivfoto)

Pater Albert Eise (Foto: Archivfoto)

obü. Sein Grab befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Urheiligtum in Schönstatt: Pater Albert Eise (1896 - 1942). Im KZ Dachau war er am 3. September 1942 an der Hungerruhr verstorben. Am 19. September 1942 wurden seine sterblichen Überreste - die Aschenurne - auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde Oeffingen (heute Fellbach-Oeffingen) beigesetzt. Nach dem Krieg nahm Oeffingen am 6. Oktober 1945 in einem feierlichen Requiem „Abschied von ihrem großen Priestersohn"; er sollte seine endgültige Ruhestätte beim Heiligtum in Schönstatt finden, das ihm seit seiner Schulzeit geistliche Heimat und Kraftquelle für sein Leben und Sterben war. Am 9. September beging die Pfarrgemeinde Oeffingen den 70. Todestag ihres Pater Albert Eise.

Gottesdienst zum Gedenken an Pater Albert Eise in Fellbach-Öffingen: Pater Alexander Holzbach, Diakon Peter Seidel, Pfarrer Oskar Bühler, Pfarrer Jens-Uwe Schwab (v.l.n.r.) (Foto: privat)

Gottesdienst zum Gedenken an Pater Albert Eise in Fellbach-Öffingen: Pater Alexander Holzbach, Diakon Peter Seidel, Pfarrer Oskar Bühler, Pfarrer Jens-Uwe Schwab (v.l.n.r.) (Foto: privat)

Die Heimatgemeinde hat damals nicht einfach nur Abschied genommen. Pater Albert Eise ist heute noch in Oeffingen lebendig. Dies zeigte die Gedenkfeier in der Christus-König-Kirche. Pfarrer Jens-Uwe Schwab konnte außer den Gemeindemitgliedern eine größere Zahl von Gästen begrüßen, unter ihnen auch Vertreter nichtkatholischer Gemeinden.

Beim Taufstein: Das Bild von Pater Albert Eise und das Banner der von ihm initiierten Jugendgruppe (Foto: privat)

Beim Taufstein: Das Bild von Pater Albert Eise und das Banner der von ihm initiierten Jugendgruppe (Foto: privat)

Familie Eise nach der Primiz am 14. Juli 1914 – Monika, Alfred, Albert, Paul, Eltern Marie geb. Großschatz und Franz (Foto: Archiv)

Familie Eise nach der Primiz am 14. Juli 1914 - Monika, Alfred, Albert, Paul, Eltern Marie geb. Großschatz und Franz (Foto: Archiv)

Pater Albert Eise ratlos unterwegs, Ostern 1935 (Foto: Archiv)

Pater Albert Eise ratlos unterwegs, Ostern 1935 (Foto: Archiv)

Das Urnengrab in Schönstatt beim Urheiligtum (Foto: Archiv)

Das Urnengrab in Schönstatt beim Urheiligtum (Foto: Archiv)

"... er gehört zu unserer Gemeinde."

„Denken Sie daran, er war einer aus unserer Mitte und er gehört zu unserer Gemeinde" rief der Festredner Manfred Kaiser den Mitfeiernden zu. Sein Festvortrag war ein lebendiges Zeugnis dafür, wie Albert Eise im Gedächtnis der Heimatgemeinde lebendig ist. Er konnte Zeitzeugen zitieren: „Nach der Priesterweihe 1925 kam er immer wieder nach Oeffingen und hat hier in der Kirche ge­predigt. Man freute sich immer, wenn Pater Eise predigte." „Er konnte begeistern und hat uns angezogen. Er war ein Feuergeist, hatte Temperament und konnte einen mitreißen. Er hat uns geprägt durch seine einfache Art und seinen Idealismus". „Ich weiß nicht, ob ich heute noch in der katholischen Kirche wäre, wenn ich nicht Pater Eise in meiner Jugend begegnet wäre".

Klar und entschieden im Glauben

Manfred Kaiser stellte besonders die Klarheit und Entschiedenheit im Denken und Leben von Pater Albert Eise heraus: „Für ihn gab es diese Grauzone nicht, in die sich damals mancher in Deutschland zurückzog, aus welchen Gründen auch immer - dieses Schwanken zwischen Entschiedenheit und Nachgiebigkeit, zwischen Bekennermut und Versteckspiel." Dazu zitierte er Pater Eise selber: „Den Sehenden ist es klar, dass wir in einer Umbruchzeit leben, dass ein Dom eingestürzt ist und wieder neu gebaut werden muss. Der Staat ist dazu übergegangen, den religiösen Instinkt der Menschen zu erfassen und umzulenken. Denken Sie daran, mit welcher religiösen Kraft unsere Jugend antireli­giöse Ideale erfasst. Die Gottlosigkeit ist zum Prinzip erhoben. Die Formkraft des Christentums ist gelähmt." Und weiter: „Der moderne Mensch hat Gott nicht im Wissen, sondern im Leben verloren. Er kann Gott nicht mehr im anderen Menschen entdecken und dies lässt ihn an Gott irre werden".

Der Redner machte darauf aufmerksam, dass Pater Eise nicht nur eine Gestalt von früher ist, sondern dass er für uns heute seine Bedeutung hat: „Das Leben von Pater Eise könnte für uns nicht nur Darstellung des Evangeliums sein, sondern es kann uns auch dokumentieren, dass das Evangelium mit all seinen Werten für jeden von uns ‚lebbar‘ ist und dass ein solches Leben auf der Grundlage des christlichen Glaubens auch durchaus gelingt."

„Niemand kann es ertragen, auf die Dauer Sklave zu sein."

Dieser Gedenkfeier war eine festlich gestaltete Eucharistiefeier vorausgegangen. Pfarrer Oskar Bühler, Koblenz-Metternich, leitete sie in Konzelebration mit Ortspfarrer Jens-Uwe Schwab und Pater Alexander Holzbach, SAC, unterstützt von Diakon Peter Seibel. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von Melanie Varadi (Sopran), Dr. Matthias Riede (Trompete) und Alfons Stöhr (Orgel).

Anknüpfend an das Wort von Pater Eise beim Denkmal für die Kriegstoten auf dem Oeffinger Friedhof „Niemand kann es ertragen, auf die Dauer Sklave zu sein." sprach Pfarrer Bühler in seiner Predigt das Thema „Freiheit" an und ging dabei auf die Schulzeit von Albert Eise in Ehrenbreitstein und Vallendar-Schönstatt ein. Hier hat der junge Albert Eise erfahren, wie sein späterer geistlicher Lehrer und väterlicher Begleiter, Pater Josef Kentenich, die revolutionäre Stimmung, die in dem Internat herrschte, pädagogisch aufgriff und die Jugendlichen zu geistigem Selbstbesitz und innerer Freiheit anleitete. Diese Vorgehensweise des jungen Spirituals Kentenich hat wie viele seiner Mitschüler auch Albert Eise für sein Leben geprägt.

Oeffinger Bildtafeln zum Leben, Wirken und Leiden Pater Eises

Große Aufmerksamkeit fanden nach dem Gottesdienst drei große Bildtafeln, auf denen in guter Gestaltung in Bild und Text das Leben, Wirken und Leiden von Pater Eise in besonderer Beziehung zur Ortsgeschichte dargestellt sind. Besondere Betonung fand die Mädchenjugendgruppe, die Pater Eise in seiner Heimat als „Gegenpol zum BDM" initiiert hatte. Deren MTA-Banner war zur Feier des Tages in der Kirche aufgestellt.

Als Fazit dieser Gedenkfeier darf man festhalten: Der beim Urheiligtum in Schönstatt beigesetzte Pater Albert Eise ist in seiner Heimatgemeinde bemerkenswert lebendig. Das Zeugnis seines Lebens und Sterbens wirkt weiter.

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