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4. November 2009 | Was bewegt | 

Misiones in Deutschland – das geht


Misiones - ja, das gehtFrank Riedel. Misiones in Deutschland - geht das überhaupt? Das war eine im Vorfeld häufig gestellte Frage. Es gab immer wieder Leute, die so ihre Zweifel hatten, ob ein in Südamerika entstandenes missionarisches Projekt von Jugendlichen auch in Deutschland funktionieren würde. 17 junge Erwachsene samt drei Schwestern, einem Pater und mir als Diakon ließen es sich nicht nehmen, es einfach auszuprobieren. Die eigene Begeisterung am Glauben stand dabei im Mittelpunkt. Von ihr sollte etwas überspringen auf die Menschen in Ginsheim in der Nähe von Mainz.

P. Frank RiedelSo bezogen wir 10 Tage lang Quartier in der Pfarrgemeinde St. Marien, gestalteten Gottesdienste und Gebetszeiten, gingen in die Schule, um Religionsunterricht zu halten, luden Kinder und Jugendliche zu Veranstaltungen ein. Auch die Senioren in einem nahe gelegenen Altersheim wurden besucht. Zur Lebensmittelausgabe der Ginsheimer Tafel im evangelischen Gemeindezentrum sowie zum ökumenischen Seniorennachmittag wurden wir eingeladen, Lieder zu singen. Für Ehepaare gab es ein stilvolles Candlelight-Dinner mit Gesprächsimpulsen über die eigene Partnerschaft.

Auch die Gottesdienste der Gemeinde gestalteten wir mit. Jeden Abend um 19 Uhr stand ein Abendlob in der Kirche auf dem Programm, das von den Ginsheimern sehr gut angenommen wurde. Meistens standen die Leute danach noch lange mit uns zusammen und kamen ins Gespräch. Ein Funke der Begeisterung war ganz offensichtlich übergesprungen.

Von Tür zu Tür

Von Tür zu TürDer umstrittenste Teil des ganzen Projekts waren sicherlich die Hausbesuche, bei denen die „Missionare" jeweils zu zweit oder zu dritt von Tür zu Tür gehen und versuchen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Für manche schien das zu aufdringlich, anderen kamen Assoziationen zu den Besuchen der Zeugen Jehovas in den Sinn. Auch gab es Zweifel, ob denn überhaupt jemand die Tür öffnen würde. Die Erfahrungen, die wir gemacht haben, zeigten, dass es sich gelohnt hat, auch wenn es am Anfang etwas Überwindung kostet, an wildfremden Haustüren zu klingeln und ein Gespräch über „Gott und die Welt" zu beginnen. Natürlich gibt es auch viele Türen, die nicht auf- bzw. schnell wieder zugingen. Aber es gab auch viele richtig gute Gespräche, die auf diese Weise entstanden sind, gerade auch mit Menschen, die nicht zur katholischen Kirche gehören und dem Glauben eher fern stehen. Manche dieser Erfahrungen haben uns wirklich beeindruckt. Jedes Mal, wenn wir von den Hausbesuchen zurück kamen und uns gegenseitig erzählten, wurde ein großer Reichtum an Begegnungen zusammengetragen. Das war auch eine große Motivation für die, die zwischendurch mal weniger erfolgreich waren.

Pilgernde Kirche, suchende Seelsorge

Ich meine, dass wir auf diese Weise ein Kirchenbild verkörpert haben, das gerade für uns in Deutschland so richtig an der Zeit ist: eine Kirche, die nicht wartet, dass die Menschen kommen (oder vielleicht sogar mehr darüber klagt, dass sie nicht kommen), sondern die zu den Menschen hingeht und das Leben mit ihnen teilt. Auf diese Weise haben wir viele Anliegen aufgenommen und unser Versprechen gegeben, für die Menschen zu beten. Diese Anliegen wurden auf „Gebetsgutscheinen" notiert, die wir in die Taufkapelle der Kirche, unserem geistlichen Zentrum während dieser Tage, zurückgebracht haben. Jedes Mal, wenn die anderen zu den Hausbesuchen unterwegs waren, haben dort zwei von uns Anbetung gehalten und für ein gutes Gelingen gebetet.

Was wirkt

Wie haben die Misiones gewirkt? Mir scheinen drei Aspekte wichtig: Zum einen haben wir durch die Hausbesuche und unsere öffentliche Präsenz, z. B. auf dem Feuerwehrfest oder bei der Lebensmittelausgabe der Tafel, Kirche und die Frage nach Gott bei manchem wieder neu ins Bewusstsein gebracht.

Darüber hinaus schließe ich aus den Rückmeldungen vieler Gemeindemitglieder, dass wir einen deutlichen Impuls für die Pfarrgemeinde St. Marien setzen konnten. Sie haben uns als kraftvolle Glaubenszeugen erlebt. Bleibt zu hoffen, dass der Funke, der dabei übergesprungen ist, weiterwirkt.

Schließlich haben die Misiones auch eine Wirkung auf uns Missionare selbst. Wer bereit ist, über den Schatten zu springen und seinen Glauben ins Gespräch zu bringen, der profitiert letztlich selber davon. Indem man ihn bezeugt, wächst der Glaube nämlich. Ich hatte, den Eindruck, dass wir alle etwas verändert aus der Erfahrung dieser Woche wieder herausgingen, weil wir berührt waren von dem Wirken Gottes, das wir miteinander erfahren durften.

Fazit: Misiones in Deutschland - das geht! Fortsetzung folgt garantiert...


Hier gibt es zwei Zeitungsartikel zu unserem Misiones-Projekt:

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