Nachrichten

29. Oktober 2021 | Deutschland | 

Nachträglich am Kongress „Bildung wozu?“ teilnehmen


Kongress "Bildung wozu?" (Foto: Brehm)

Kongress "Bildung wozu?" (Foto: Brehm)

Hbre. Mit dem Kongress „Bildung wozu?“ hat vom 21. bis 23. Oktober 2021 in Schönstatt, Vallendar, in der Regie des Josef-Kentenich-Institutes eine Veranstaltung stattgefunden, die ohne Zweifel als ein gelungener Versuch angesehen werden kann, ein Anliegen des Schönstatt-Gründers, Pater Josef Kentenich, eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Leben herzustellen, zu verwirklichen. Zu den vier Abschnitten des Kongresses „Bildung und Bindung“, „Bildung und Freiheit“, „Bildung und Werte“ sowie „Bildung und Sinn“ hatten die Veranstalter auf ihrem Gebiet anerkannte Wissenschaftler als Referenten gewinnen können, die während des Kongresses mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und auch untereinander ins Gespräch kamen. Für alle, die sich nachträglich mit diesen Beiträgen aus der Bindungsforschung, der Philosophie, der Schönstatt-Pädagogik, der Erziehungswissenschaften und der Religionspädagogik auseinandersetzen möchten, besteht die Möglichkeit, die von www.schoenstatt-tv.de gemachten Videomitschnitte, die nachfolgend verlinkt sind, zu nutzen.

Bindungs-, Werte- und Sinnorientierung in einer Zeit der Fragmentierung

Bindungs-, Werte- und Sinnorientierung in einer Zeit der Fragmentierung (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Bei der Eröffnung des vom Josef-Kentenich-Institut (JKI) in Kooperation mit der Katholischen Hochschule NRW (katho) und dem Campus für Theologie und Spiritualität Berlin (CTS) veranstalteten Kongresses „Bildung wozu?“ betonte Professor Dr. Joachim Söder, Professor für Philosophie an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Aachen, Präsident des JKI und wissenschaftlicher Leiter des Kongresses, dass das Kongressthema im Sinne der Frage „Welche Art von Bildung wird durch die Zeit erfordert?“ verstanden werden könne. Der Kongress wolle sich allerdings in einer Zeit, in der individuelle Lebensstile in multikultureller, multireligiöser, überhaupt pluralistischer Gesellschaft, ganz selbstverständlich seien, der ausgesprochen anspruchsvollen Frage stellen, worauf hin Bildung heute erfolgen solle. „Was sind im 21. Jahrhundert, in einer hochpluralen Gesellschaft, normative Bildungsinhalte?“, so Söder.

 

Bildung als Beitrag zu Persönlichkeitsentwicklung

Bildung wozu? (Video: www.schoenstatt-tv.de)

 

Professor Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des deutschen Philologenverbandes, belegte zunächst anhand prägender Lehrervorbilder ihres Lebens, welche Schlüsselrolle Lehrern im Bildungsgeschehen zukommt. Neben einem kognitiven, sachorientierten Lernen von Inhalten brauche es aber vor allem auch ein Erlernen von Kritikfähigkeit, Kritikbereitschaft und Fähigkeit zur Selbstkritik, die Fähigkeit zur Kommunikation und Argumentationsbereitschaft, die Sozialität/Empathie, sowie das vernetzte Denken und die Förderung von gemeinsamem Arbeiten. Das alles brauche es für die Persönlichkeitsentwicklung, zu der Bildung wesentlich beitrage.

 

Bildung und Bindung

Bildung und Bindung (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Den Zusammenhang von Bildung und Bindung stellte Professor Dr. Alexander Trost, Katholische Hochschule Aachen, in seinem Beitrag dar. Schnell wurde deutlich: Bindung entwickelt das frühkindliche Gehirn, nicht Bildung. Ohne Bindung keine Bildung. Gesunde Bindungen schaffen Grundvoraussetzungen, damit Menschen gut mit sich und anderen in Kontakt sind, Affekte und Stress regulieren können, lern- und arbeitsfähig, beziehungs- und kooperationsfähig werden. Wenn es gelänge, mehr bindungsfähige Menschen zu erziehen, könnten die derzeitigen Herausforderungen und Probleme der Menschheit auch besser angepackt werden. So gesehen fange Bildung pränatal an.

 

Bildung und Erziehung (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Bildung und Erziehung

Mit Pater Raúl Espina, Mitglied der Schönstatt-Patres und Verantwortlicher für das Sion-Institut für Formation und Forschung, Vallendar-Schönstatt, kamen unter dem Thema „Bindungs- und Werteorientierung: Fundament eines alternativen Schulkonzepts“ Erfahrungen und Reflexionen ins Wort, die die Gemeinschaft der Schönstatt-Patres in den vergangenen 30 Jahren im von ihrer Gemeinschaft verantworteten Schulbereich in Chile, Ecuador, Spanien und Portugal gemacht hat.

 

Bildung als Freiheitsgeschehen (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Bildung als Freiheitsgeschehen

In einer Zeit grundlegender bildungspolitischer, gesellschaftlicher und kultureller Transformationen, sei es wichtig zu fragen, ob diese zu einer „Ermächtigung oder Entmächtigung des Subjektes“ führten, das machte PD Dr. theol. habil. Paul Platzbecker in seinem Beitrag zum Tagungsthema aus dem Blickwinkel der Philosophie deutlich. Bildung sei zu verstehen als ein „praktisches System“ in einem Handlungsraum der Freiheit.

 

Bildung als Freiheitsgeschehen (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Bildung im Spannungsfeld von Freiheit und Selbstwirksamkeit

Josef Kentenich habe die Fragestellung einer „Freiheit von“, auf der das derzeitige Schwergewicht gesellschaftlicher Diskussion stehe, und einer „Freiheit für“ in den Mittelpunkt seines pädagogischen Ansatzes gestellt und dränge darauf, Bildung an Idealen zu orientieren, betonte Sr. Dr. Dorothea M. Schlickmann, Vallendar-Schönstatt. Daher habe er größten Wert auf Selbstwirksamkeit gelegt und Erziehung als „selbstlos fremdem Leben dienen“ definiert. Gleichzeitig habe Kentenich zeitlebens reine Handlungsanweisungen, eine „Akte“-Pädagogik „Tu das, lass das!“ kritisiert, die weder mentalitätsbildend noch weiterführend seien.

 

Bildung und Frieden (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Bildung und Frieden

Pater Dr. Deogratias Maruhukiro, Freiburg / Burundi, der mit RAPRED ein internationales Netzwerk für den Frieden gründete und Professor Dr. Norbert Frieters-Reermann, Katholische Hochschule Aachen, der sich im Nahen Osten und anderen Orten in der Welt für Konfliktbewältigung, Frieden und Versöhnung einsetzt und dazu forscht, lenkten den Blick auf die weltweit wichtige Bildung zum Frieden.

 

Bildung und Wertorientierung (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Bildung und Wertorientierung

Werteorientierte Erziehung in postmodernen Zeiten“ mit diesem Thema beschäftigte sich Professor (em.) Dr. Volker Ladenthin, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhles Allgemeine und historische Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn. Bei der Erziehung zum Werten in Kiga, Schule, Uni, Beruf und auch im Privatleben stellten sich fünf Fragen, die es jeweils zu beantworten gäbe: Was will ich wissen? Wie gelange ich an das Wissen? Was kann ich (mit dem Wissen) tun? Was soll ich tun? Warum soll ich (sittlich) handeln? Bei der Planung von Unterricht aber auch bei Entscheidungen im Beruf oder bei Fragen der Lebensgestaltung in der Familie könnte die Beantwortung dieser Fragen zu wertorientierten Entscheidungen führen.

 

Panel: Normative Bildungsgehalte? Von der Theorie zur Praxis (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Panel: Normative Bildungsgehalte? Von der Theorie zur Praxis

Pater Prof. Dr. Ulrich Engel, Prof. für Fundamentaltheologie und Philosophie an der Philosophisch Theologischen Hochschule der Kapuziner, Münster, und Gründungsbeauftragter des Campus für Theologie und Spiritualität, Berlin, in Trägerschaft von Orden und geistlichen Gemeinschaften, Professor Dr. Kathrin Bieler, FMO Die Hochschule für Berufstätige, Professor für Theorie und Konzepte in der sozialen Arbeit sowie Professor Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, tauschten in einer Gesprächsrunde Anregungen aus der Praxis aus, die als Impulse einer normativen Bildungsidee zur Überwindung des praktischen, pädagogischen Nihilismus beitragen könnten.

 

Die religiöse Dimension von Bildung und Erziehung (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Die religiöse Dimension von Bildung und Erziehung

Die religiöse Dimension von Bildung und Erziehung sei zumindest für religiöse Menschen und für Menschen, die den Glauben an andere weitergeben wollen, die alles entscheidende Dimension, so Professor Dr. Clauß Peter Sajak, Professor für Religionspädagogik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster, in seinem Kongressbeitrag. Neben der kognitiv-instrumentellen, der moralisch-evaluativen und der ästhetisch-expressiven Rationalität, müsse Bildung, die auf das Leben vorbereiten wolle, auch die ultimativ-konstitutive Rationalität eröffnen, bearbeiten und einüben. Es gehe darum, „Menschen zu ermächtigen, das Ganze von Wirklichkeit in den Blick zu nehmen, um sich dann zu diesem Ganzen in ein Verhältnis setzen zu können,“ so der Referent. Alle Seiten würden dabei viel gewinnen, wenn „dieses Engagement in dem vollen Bewusstsein geschehe, dass diese Bildungsangebote primär nicht auf Tradierung oder auf Rekrutierung zielen, sondern auf Befähigung und Ermächtigung der sich Bildenden.“

 

Thesen zur Bindungs-, Werte- und Sinnorientierung (Video: www.schoenstatt-tv.de)

Thesen zur Bindungs-, Werte- und Sinnorientierung

Zum Abschluss des Kongresses „Bildung wozu? Bindungs- Werte- und Sinnorientierung in einer Zeit der Fragmentierung“ fasste der wissenschaftliche Leiter des Kongresses Professor Dr. Joachim Söder, den Ertrag des Kongresses in vier Thesen zusammen: Bildung ist Selbstgestaltung in Freiheit (These 1), Freiheit zur Bildung setzt Bindung voraus (These 2), Ganzheitliche Bildung ist wertsensibel (These 3) und Humane Bildung interpretiert die Sinndimension (These 4).


Top