Nachrichten

20. September 2009 | Priesterjahr | 

Da öffnet sich die Seele - Interview mit Frank Riedel vor der Priesterweihe


Frank Riedel - Foto: Johanna Beckermkf. Er kommt aus Mainz, besuchte das Willigis-Gymnasium, schloss auf dem ersten Zeltlager sein Liebesbündnis, studierte Sozialpädagogik, machte die Lebensschule in München mit und entdeckte: da ist noch mehr, da gibt es noch eine andere Dimension, die ich den Menschen schenken will. Vor zwei Wochen begleitete er die ersten Misiones in Deutschland, am 20. September wurde er zum Priester geweiht: Frank Riedel sprach am 17. September mit schoenstatt.de über seine Berufung, seine Priesterweihe im Priesterjahr, die Misiones und wie er sich das Schönstatt vorstellt, in dem er sein silbernes Priesterweihejubiläum begehen wird.

Durch Pfr. Krimm hat Frank Riedel in der achten Klasse auf dem Willigis-Gymnaisum die SMJ kennen gelernt - „relativ spät aber dafür gleich um so besser", schloss sich einer Gruppe an, besuchte im Jahr darauf gleich das Zeltlager und ist „direkt da hängen geblieben", im Jahr darauf Gruppenleiter und schließlich Diözesanleiter.

Frank Riedel - Foto: FischerGab es einen Moment in dieser Zeit, den Frank Rieder heute als Kernerlebnis für seine Entscheidung zu Schönstatt bezeichnen würde? Das war wohl gleich das erste Zeltlager, meint er: „Da gab es einen Liebesbündnistag, und ich habe gedacht, das klingt gut, machst du mit, aber so ein bißchen zurückhaltend war ich noch, bis dann mein Zeltgruppenleiter sagte: Komm mit, das machst du! Das war dann gleich die Mitarbeiterweihe, denn ich war ja schon 15, und das mit dem Mitarbeiter hat die Gottesmutter gleich ernst genommen, und ein paar Monate danach war ich Gruppenleiter! Also da war ich so richtig drin!"

Berufung erkennen

Wie erkennt man seine Berufung zum Priestertum? Die große Erscheinung gab es nicht, so Frank Riedel lachend. Es wächst langsam. Schon nach dem Abitur habe er einmal daran gedacht, vielleicht Priester zu werden, doch dann war klar: „Meine Berufung ist, Sozialpädagoge zu werden. Ich habe das studiert, dann in München mein Anerkennungsjahr gemacht, und ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass die Frage, Priester zu werden, noch mal kommt. Aber dann kam es halt doch - in der Zeit, als ich eigentlich überlegt habe, wie orientiere ich mich beruflich weiter, in welches Arbeitsfeld gehe ich als Sozialpädagoge? Bleibe ich in der Behindertenarbeit, oder mache ich etwas anderes, wo geht es vom Ort her hin - und da drin kam auf einmal die andere Frage wieder hoch: Was willst du überhaupt mit deinem Leben machen? Und da gab es diese Sehnsucht: Da gibt es doch noch mehr. Da gibt es doch noch mehr, wo du Menschen hinführen willst." Und dann? „Ich habe dem lieben Gott gesagt: Wenn du das wirklich von mir willst, dann musst du mir auch zeigen, dass es so ist."

Und dann kommt an einem Abend ein Gespräch mit einem anderen jungen Mann, der zusammen mit Frank Riedel in der Lebensschule in München wohnt - einer Art Wohngemeinschaft für junge Männer aus der SMJ und darüber hinaus mit gemeinsamem Leben, Glauben und Wirken. Das Gespräch nimmt eine Richtung, die keiner der beiden so richtig bewusst einschlagen wollte, und nachher ist jeder der beiden überzeugt, der andere habe angefangen mit dem Thema. Dem Thema Lebensweg, Lebensentscheidung, Priestertum. Sie erzählen sich gegenseitig, was siebewegt. „In dem Spüren, das ist gar nicht so außergewöhnlich, konnte ich dann in der gleichen Nacht noch Ja sagen und habe dann auch im Nachhinein gemerkt, als ich auf meine ganze Geschichte in den zurückliegenden Wochen, ja Jahren, zurückblicken konnte: Da waren ganz viele Zeichen, Gott hat eigentlich deutlich genug gesprochen, aber auf die Entscheidung kommt es letztlich an, damit man den Weg auch erkennt." Und was ist aus dem Gesprächspartner jenes Abends geworden? „Der ist heute mein Kursbruder!"

Das, was nur ein Priester geben kann

Was macht für Frank Riedel Priestertum aus? Was ist dieses mehr, das der Priester dem Menschen geben kann? „Ich bleibe Sozialpädagoge und das spielt auf jeden Fall für mich eine Rolle in dem, wie ich denke und mit den Menschen arbeite. Was für mich das Entscheidende war, das war dieses Wissen, da gibt es noch mehr im Menschen, da ist das Religiöse - und da ist Gott. Und wenn ich das begleite, wenn ich dafür zur Verfügung stehe, dann öffnet sich ganz viel im Menschen, was dann auch für mich als Seelsorger ein Geschenk ist. Das andere geht nicht verloren, ich begleite den Menschen ganz menschlich, aber ich versuche, ihn für die andere Dimension zu öffnen."

Priesterweihe als Schönstattpater ist noch einmal eine neue Dimension - ein Verfügbarsein für den Dienst an der Schönstattfamilie. Wie kann die Schönstattfamilie einen jungen Menschen am Beginn des Priestertums unterstützen. Was erwartet Frank Riedel? „Was ich schon erlebe und was mir ganz gut tut: Es gibt so viele Menschen, die mir ihr Gebet versprochen haben in der letzten Zeit und die das auch ausdrücklich gesagt haben. Ich weiß, dass viele die ganzen Jahre über gebetet haben, aber das jetzt noch einmal zu hören, dass es so ist, das ist etwas sehr Schönes, zu spüren, wie viele Leute mit mir verbunden sind, wo man sich gar nicht mehr so bewusst ist, dass die noch da sind... Das war eine schöne Erfahrung schon bei der Diakonatsweihe und jetzt auch."

Unheilbar angesteckt mit dem Misiones-Fieber

Im Gespräch bei den Misiones in GinsheimMan kann nicht zwei Wochen nach den ersten deutschen Misiones mit Frank Riedel sprechen, ohne auf das Thema Misiones zu kommen. Sein Artikel damals im Sommer 2006 über die Erfahrungen bei den Misiones in Chile enthielt bereits den Hinweis: So etwas müsste doch auch bei uns in Deutschland sein... Was ist da passiert? „Das hat mich einfach fasziniert, wie so viele andere auch. Da spürt man, was mit einem selbst geschieht in dieser Gruppe von Misioneros, und was geschieht in dieser Gemeinde und im Kontakt mit den Leuten. Und ich habe mich gefragt, ist das nicht auch etwas für Deutschland, gerade in unserer Zeit, wo Gemeinden kleiner werden bzw zusammengelegt. Dass wir Glaubenszeugnis brauchen in Deutschland, ist doch wohl klar." Also angefangen, ein paar Leute aus der SMJ dafür anzusprechen, und noch ehe die Sorge, wie man die Mädchenjugend aufs Boot bekommen könne, richtig ausgedacht war, waren die schon von selber aktiv geworden - und der Anstoß dafür, dass es dann wirklich los ging. „Als der Termin feststand und ich wusste, das wird genau zwischen dem Datum, wo ich in meiner Diakonatspfarrei aufhöre, beende, und den Weiheexerzitien sein, da war klar: Der liebe Gott will, dass ich da mitmache. Und die Erfahrung war genau so, wie ich sie in Chile gemacht habe..."

Zuerst: Einen ganzen Vormittag lang nichts, was wirklich begeistert hätte. „Doch die Woche ging nicht so weiter, schon beim Mittagessen haben andere erzählt, was da überwältigend viel geschieht im Gespräch mit den Leuten, die zum Teil mit Kirche nichts am Hut hatten. Solche Erfahrungen hat jeder gemacht, nicht an jedem Tag, und nicht jedes Mal gleich intensiv, aber so, dass am Schluss keiner sagen konnte: Misiones in Deutschland lohnen sich nicht. Und es ist der Funke in der Gemeinde übergesprungen, und bei den Missionaren geschieht auch etwas: da öffnet sich die Seele. Das hat Zukunft auf jeden Fall!"

„Was Misiones für mich ausmacht, ist ausgedrückt in dem Motto: Den Glauben neu entflammen - Apostel deiner Freude. Dass wir den Glauben neu entflammen, dass es sich lohnt, auch Wagnisse einzugehen mit dem Glauben und auf Leute zuzugehen, von denen man nie erwartet hätte, es zu tun. Das ist übrigens auch eine gute Schulung für einen künftigen Kaplan! Ich weiß nicht, ob ich jemals so offensiv in der Pastoral gewesen wäre wie unsere jungen Leute, aber jetzt hat man es probiert und erlebt, es geht!"

Und viele der Misioneros und auch der Junge, der sich der Gruppe einfach angeschlossen hatte, werden am Sonntag zur Priesterweihe kommen.

In 25 Jahren...

Und wie stellt sich Frank Riedel das Schönstatt vor, in dem er einmal sein Silbernes Priesterweihejubiläum feiern wird - außer natürlich, dass es nur so von Misiones wimmelt? „Es wird viele Veränderungen geben, wir werden als Patres eine kleinere Gemeinschaft sein, aber das sehe ich nicht resignativ. Ich freue mich auf das, was jetzt zu gestalten ist. Ich kann mir noch nicht richtig vorstellen, w ie das mal sein wird, aber ich denke, dass es eine Schönstatt-Bewegung sein wird, wo auch die Laien viel mehr gefordert sind, auch in der Verantwortung, wo nicht mehr alles durch Patres und Schwestern abgedeckt ist. Aber es wird eine Schönstatt-Bewegung mit ganz viel Leben sein, und darauf freue ich mich!"

Und die Schönstatt-Bewegung freut sich über die Priesterweihe am Sonntag um 10.45 Uhr in der Anbetungskirche! Herzlichen Glückwunsch, P. Frank Riedel!

Vollständiges Interview hier nachhören oder herunterladen:

 


MP3 File

>>> Wer einen Glückwunsch schreiben oder sein Gebet versprechen möchte, kann dies über die Kommentarfunktion hier tun!


Top