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31. August 2010 | Deutschland | 

Fünfzig Jahre Todesangst-Christi-Kapelle im ehemaligen KZ Dachau


Todesangst-Christi-Kapelle im ehemaligen KZ Dachaumkf. Wohl noch keine Dachau-Wallfahrt von Mitgliedern der Schönstatt-Bewegung, bei der nicht das Läuten der mächtigen Glocke um zehn vor drei sich tief eingeprägt hat. Manche Gruppen legen ihre Feiern ganz bewusst so, dass dieses Läuten darin einbezogen ist. Die Todesangst-Christi-Kapelle mit dieser Glocke, die täglich zur Todesstunde Christi an das unsägliche Leid dieses Ortes und den Glauben, der hier Triumphe, der hier Ostern feierte, erinnerte, steht seit fünfzig Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers, in dem Pater Josef Kentenich und so viele Schönstattpriester gefangen waren und das Liebesbündnis den Härtetest bestanden hat.

Bei einem Gottesdienst zum 50. Weihetag der Todesangst-Christi-Kapelle an der KZ-Gedenkstätte Dachau hat der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, eine wachsame Erinnerung an „die dunkelste Zeit" der deutschen Geschichte gefordert. Die Todesangst-Christi-Kapelle nannte er „ein Zeichen der Sühne, des Gebets und auch der Hoffnung inmitten des Grauens". Dieser erste größere kirchliche Bau, der als geistlicher Ort der Erinnerung, der Mahnung und des Gedenkens auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers geschaffen wurde, helfe, „eine Gedächtniskultur wach zu halten, die nicht einfach ein Museum organisiert, sondern sich beständig auseinandersetzt", sagte Erzbischof Marx in seiner Predigt am Sonntag, 8. August. Im Anschluss an den Gottesdienst weihte Erzbischof Marx im Karmelitinnen-Kloster Heilig Blut Dachau eine neu gestalte Vitrine mit liturgischen Gegenständen aus dem ehemaligen Priesterblock des Konzentrationslagers.

Den Glauben durch alle Dunkelheiten hindurch wach halten

Gottesdienst zum 50. WeihetagTrotz des wachsenden zeitlichen Abstands nehme „das Erschrecken mit Blick auf diesen tiefsten Zivilisationsbruch zu", so Erzbischof Marx. Das Ausmaß des Schreckens könne man „bis heute nicht ganz begreifen: Es sprengt immer wieder unsere Vorstellungskraft". Zugleich entstehe immer wieder neu die „Diskussion darüber: Wie sollen wir uns erinnern? Wie können wir mit der Erinnerung an einem solchen Ort des Grauens umgehen?". Es gelte zum einen, die individuelle Gedächtniskultur auch der unterschiedlichen Konfessionen und Religionen zu respektieren. „Wir können die Herausforderung eines solchen Ortes nicht vereinheitlichen", sagte Erzbischof Marx. Zum anderen müsse man sich um einen gemeinsamen Raum des Erinnerns bemühen, „in ökumenischer Verbundenheit".

Mit der Todesangst-Christi-Kapelle habe man ein Zeichen gesetzt für „die Hoffnung, dass die Toten nicht vergessen sind, sondern dass wir in der Mitte eines solchen Ortes sagen: Jeder Name, der hier genannt wird, jeder Tote, der hier gestorben ist, ist in Ewigkeit nicht vergessen". Der Name der Kapelle „Von der Todesangst Christi", den 1960 der damalige Erzbischof Kardinal Joseph Wendel (Schönstatt-Priester) bestimmte, mache deutlich, „dass Gott kein Leid gleichgültig ist". Dachau bleibe eine „Herausforderung für die Gesellschaft, für den Staat und auch für die Kirche als Gemeinschaft des Glaubens". Die historischen Ereignisse lehrten, wie wichtig es sei, „den Glauben durch alle Dunkelheiten hindurch wach zu halten, achtsam zu sein für das, was passiert". Der Glaube nach Dachau sei ein „reifender Glaube, ein Glaube der erkennt, worauf es im Innersten ankommt". Dazu gehöre vor allem der „Gedanke der Sühne, der für viele in der Kirche fremd geworden ist, der aber im Zentrum unseres Glaubens steht".

Ein Ort der Märtyrer

Erzbischof MarxMit Blick auf die vielen Priester, die im so genannten Priesterblock des Konzentrationslagers zu Tode kamen, nannte Erzbischof Marx Dachau auch „einen Ort der Märtyrer". Zugleich seien „unzählige Geschichten von Mut und Hoffnung in diesem größten Priestergefängnis, das es je gegeben hat", überliefert. So fertigten die inhaftierten Pfarrer aus den einfachsten Materialien liturgische Gegenstände, um mit diesen den Gottesdienst feiern zu können. Eine neu gestaltete Vitrine mit einigen dieser historischen Gefäße und Messgewänder weihte Erzbischof Marx im Anschluss an die Messe im Innenhof des Karmelitinnen-Klosters Heilig Blut Dachau, nachdem er dort ein eignes Gebet für die im KZ gestorbenen Pfarrer gesprochen hatte.

Die Weihe der Todesangst-Christi-Kapelle, zu der sich rund 50 000 Menschen in Dachau versammelten, fand am 5. August 1960 im Rahmen des 37. Eucharistischen Weltkongresses statt. Die Kapelle wurde auf Initiative des Münchner Weihbischofs Johannes Neuhäusler errichtet. Neuhäusler war von 1941 bis 1945 in Dachau inhaftiert. Den nach vorne hin offenen, turmartigen Rundbau entwarf der Münchner Architekt Josef Wiedemann. Die Innen- und Außenhaut der Kapelle besteht aus unbehauenen Kieselsteinen, die an einer Stahlbetonwand angebracht wurden. Über dem Eingang der knapp 14 Meter hohen Kapelle befindet sich eine mehr als eine halbe Tonne schwere Dornenkrone aus Kupfer. Vor der Kapelle ist auf einem acht Meter hohen Gerüst eine drei Tonnen schwere Glocke befestigt. Sie läutet jeden Nachmittag um 14.50 Uhr zum Gebet für die Opfer des Konzentrationslagers. Die liturgischen Gegenstände aus dem Priesterblock wurden von Weihbischof Neuhäusler dem Karmel Heilig Blut zur Bewahrung und Pflege übertragen. Nach umfänglicher Restaurierung sind Paramente und Vasa sacra nun in neuer Präsentationsform zu sehen.

Der Altar aus dem Priesterblock 26 steht in Schönstatt, in der eigens dafür eingerichteten Kapelle im Priesterhaus Moriah.

Begegnungen

Sr. M. Elinor Grimm aus Kösching hält immer wieder im Auftrag des Gedenkstättenteams Führungen in Dachau. Sie erzählt von Begegnungen im Umkreis des Jubiläums:

„Neulich begegnete ich Ehepaar Nuño und Ehepaar Beck aus dem Institut der Schönstatt-Familien. Sie gingen gerade mit ihrer Schönstattfamiliengruppe aus der Gedenkstätte, als ich die Führung mit einer Schulklasse begann. Auf beiden Seiten war Freude über die "Schönstatt-Begegnung".

Gestern hatte ich wieder eine allgemeine Führung, eine deutsch/französische Sportgruppe, die sehr aufgeschlossen war.

Aus dem Weg zum Jourhaus sprach mich ganz freudig ein älteres Ehepaar aus Argentinien an. Leider war die Verständigung fast nicht möglich. Ich wollte ihnen gern sagen, wo sie im Museum das MTA-Bild finden.

Nach der Neugestaltung des Museumsbereich vor einigen Jahren befinden sich das MTA-Bild und ein Bild von Pater Kentenich im Gedenkraum am Ende des Museums, neben den Seminarräumen und dem Raum für Sonderausstellungen. Es ist in der Nähe des Ausgangs des Museums, und man kann auch direkt von dort aus hineingehenDer Gedenkraum ist (noch) nicht auf allen Wegweisern und dem Lageplan vermerkt."

Weitere Informationen zur Todesangst-Christi-Kapelle im Internet unter www.gedenkstaettenseelsorge.de.

Zum 37. Eucharistischen Weltkongress in München: www.erzbistum-muenchen.de/weltkongress.

Unter Verwendung des Textes der offiziellen Pressemeldung (ck).


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