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9. März 2019 | Rund ums Urheiligtum | 

Zu Maria Du sagen - Requiem für Pater Dr. Michael Johannes Marmann


Beerdigungsfeier für Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Neiser)

Beerdigungsfeier für Pater Dr. Michael Johannes Marmann (Foto: Neiser)

Cbre. „Ein Geschenk für uns alle vom Dreifaltigen Gott“, sei Pater Michael gewesen, so begrüßte Pater Juan Pablo Catoggio, Generaloberer der Schönstatt-Patres und Vorsitzender des Generalpräsidiums des internationalen Schönstattwerkes, die Trauergemeinde in der vollbesetzten Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt, Vallendar. Viele Mitbrüder, Männer, Frauen, Familien aus vielen Regionen Deutschlands, darüber hinaus aus Österreich, Italien, Polen und der Schweiz waren gekommen. Auch Vertreter aus verschiedenen geistlichen Gemeinschaften und Bewegungen aus dem Netzwerk „Miteinander für Europa“, das Pater Marmann mitbegründet hat, und die mit ihm durch viele gemeinsame Erlebnisse, Gespräche und Projekte geschwisterlich verbunden sind, wollten ihm das letzte Geleit geben.

musikalische Mitgestaltung des Requiems durch eine Gruppe jüngerer Mitglieder der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres (Foto: Neiser)

musikalische Mitgestaltung des Requiems durch eine Gruppe jüngerer Mitglieder der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres (Foto: Neiser)

Pater Heinrich Walter, Internationale Koordination der Schönstatt-Bewegung (Foto: Neiser)

Predigt: Pater Heinrich Walter, Internationale Koordinationsstelle der Schönstatt-Bewegung (Foto: Neiser)

Ein Chor und Musikensemble junger Mitglieder der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres gestaltete das Requiem festlich mit. Pater Heinrich Walter, ehemaliger Generaloberer der Schönstatt-Patres, entschuldigte sich bei den evangelischen Mitchristen, dass er in seiner Predigt nicht auf das Evangelium „dass alle eins seien“ eingehen würde, sondern das Leben Pater Michaels zum Thema machen wolle. In den letzten Wochen, seit Pater Michael Marmann die Diagnose der unheilbaren Krebserkrankung kannte, habe er öfters gesagt: „Mein Leben hatte einen Sinn, deshalb darf es jetzt auch zu Ende gehen.“ In der ihm eigenen Nüchternheit sei er diesen Weg ohne fremde Hilfe oder lebensverlängernde Maßnahmen gegangen.

Wertschätzende Zuneigung

Der zentrale Wert im Leben Michael Marmanns, der innere Lebensvorgang, der durch ihn sichtbar geworden sei, so Pater Walter, sei seine überaus wertschätzende Art gewesen. Ein interessanter Wesenszug gerade für unsere heutige Zeit, die diese Eigenschaft doch sehr vermissen lasse. Eine feine, wertschätzende Zuneigung zu den Menschen, die sich niemals aufgedrängt, aber ungemein das Miteinander gefördert habe. Einheit, das habe er immer gewusst, sei das letzte Ziel. Es sei ein langer Weg, bis sie entstehe. Aber: wertschätzende Zuneigung führe zu mehr Miteinander. Er selbst, so der Prediger, habe als junger Student im Pastoraljahr Pater Marmann als so einen wertschätzenden Begleiter in seiner Ausbildung erfahren. Im Zugehen auf den 100. Geburtstag des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich, sollte es 1985 ein großes internationales Treffen geben, das nicht einfach vorzubereiten war. Pater Marmanns wertschätzende Zuneigung als damaliger Bewegungsleiter trug dazu bei, dass dieses Fest wirklich gut gefeiert werden konnte. 1999 bei der großen Feier in Chile habe er sich dafür stark gemacht, dass alle nach Chile fliegen, ein Land, das damals noch gefühlt am Ende der Welt gelegen habe. Wieder seine wertschätzende Zuneigung!

Bei seiner Patres-Gemeinschaft habe er dafür gesorgt, dass sie als Männer und Priester eine Herzensgemeinschaft bilden. Das sei ihm auch für die geistlichen Bewegungen im ökumenischen Miteinander für Europa, dessen Mitbegründer er gewesen sei, wichtig gewesen. „Einheit muss Herzenssache sein“, habe Pater Marmann oft gesagt. Wenn keine Ökumene der Herzen geschehe, könne auch ökumenisches, wissenschaftliches Forschen seinen Sinn nicht erfüllen.

Der Sarg von Pater Marmann ist in der Dreifaltigkeitskirche aufgebahrt (Foto: Neiser)

Der Sarg von Pater Marmann ist in der Dreifaltigkeitskirche aufgebahrt (Foto: Neiser)

Prophetische Kraft

Wertschätzende Zuneigung könne sehr passiv klingen, führt Pater Walter aus, bei Pater Marmann aber habe sie prophetische Kraft gehabt. Prophetische Kraft, die ergriffen war von Kunst und Kultur, ergriffen von Gottes Eingreifen in die Geschichte (er war Bewegungsleiter zur Zeit der Wende in Deutschland), ergriffen von Menschen, z.B. von den vielen, die bei ihm in geistlicher Begleitung waren und diese prophetische Kraft spüren durften.

Seine prophetische Kraft habe sich besonders im Ergriffensein von Gott gezeigt. Pater Walter erzählt von seiner Bewunderung für Pater Marmann, als er ihn bei den Anbetungs-Patres in der Kontemplation erlebte oder später als Generaloberer, wie er täglich aufrecht kniend eine Stunde Anbetung hielt und in der kontemplativen Zuneigung bei Gott verharrte.

Michael Marmann habe seine Doktorarbeit über Natur und Gnade bei Kardinal Ratzinger geschrieben. Das Zitat von Du Bac, das dort eine Rolle spiele, passe gut zu ihm: „Je intensiver ein Mensch Mensch ist, desto leichter findet die Gnade in ihm einen Ansatzpunkt, um ihr Werk an ihm zu vollenden.“

Du zu Maria sagen

Es gebe ein Schlüsselerlebnis im Leben Pater Marmanns, auf das vieles in seinem Leben zurückgehe. Michael Marmann sei während seines Studentenlebens nachts von einer unerlaubten Tour zurückgekommen und sei noch in der Hauskapelle eingekehrt. Dort hätten zwei Kerzen gebrannt, eine vor dem Tabernakel, eine vor der Muttergottesstatue. Da habe er plötzlich gedacht: Ob man zu Maria wohl Du sagen kann? Er habe es einfach ausprobiert. Dann habe er sich dem Tabernakel-Licht zugewandt und auf einmal sei Christus ihm lebendig, greifbar nahe geworden, hätte ihn an sich gezogen. Er hätte auf einmal gemerkt, dass er bislang keinen richtigen Kontakt zu ihm gehabt hätte. Jetzt, ab diesem Moment aber sei alles anders geworden. Durch Maria habe sein geistliches Leben sich vollkommen gewandelt vom Ideenchristentum zum Glauben. Das Herz, das Du sagen wollte, sei bis jetzt ausgeschaltet gewesen. Erst durch dieses Du konnte sein Herz Jesus ganz aufnehmen.

Dieses Herz, so Pater Walter, dürfe sich nun ganz dem Vatergott zuneigen. „Lieber Michael, ich hoffe, dass du in der gegenseitigen Zuneigung von Vater und Sohn gut aufgehoben bist.“

Würdigung: Pater Juan Pablo Catoggio (Foto: Neiser)

Würdigung: Pater Juan Pablo Catoggio (Foto: Neiser)

Würdigung: Severin Schmid, Fokolarbewegung (Foto: Neiser)

Würdigung: Severin Schmid, Fokolarbewegung (Foto: Neiser)

Würdigung: Gerhard Proß, CVJM Esslingen (Foto: Neiser)

Würdigung: Gerhard Proß, CVJM Esslingen (Foto: Neiser)

Würdigung: Ehepaar Martina und Bruno Mucha, Österreich (Foto: Neiser)

Würdigung: Ehepaar Martina und Bruno Mucha, Österreich (Foto: Neiser)

Würdigung: Pater Otto Amberger (Foto: Neiser)

Würdigung: Pater Otto Amberger (Foto: Neiser)

Würdigungen

Da das Wetter sehr windig und unbeständig ausfiel, fanden die Würdigungen am Ende des Requiems in der Dreifaltigkeitskirche statt.

Pater Juan Pablo Catoggio, Generaloberer der Schönstatt-Patres und Vorsitzender des Generalpräsidiums, würdigte Pater Marmann als Mann des Dialogs, der Weltgewandtheit und Offenheit für jeden Menschen, auch offen und feinfühlig für die Inspiration des Heiligen Geistes. Gott habe ihm eine heilige Leichtfertigkeit (wie Papst Franziskus über sich selbst sage) geschenkt, vertrauensvollen Wagemut und wagemutiges Vertrauen. So habe er zukunftsträchtige Entscheidungen getroffen für die Gemeinschaft der Schönstatt-Patres. Bei seiner Wahl zum Generaloberen habe er damals zwei Worte gesagt: das Wort der Gottesmutter: „Mir geschehe nach deinem Wort“. Das sei zu seiner Haltung geworden. Und das Wort Jesu: „Dass alle eins seien!“ Das sei sein Programm gewesen.

Severin Schmid, Fokolarbewegung, erinnerte an viele gemeinsame Erlebnisse, die das Miteinander für Europa bis heute prägen. Er habe mit Pater Marmann zwei Wochen vor dessen Tod noch telefoniert. Seien Stimme sei klar gewesen, er habe aufgeräumt gewirkt und fröhlich. Es sei nur ein kurzes Gespräch gewesen. In ihm sei der Eindruck von Ewigkeit zurückgeblieben. Er habe in sich die feste Überzeugung gespürt, dass das Bündnis der gegenseitigen Liebe, das sie so oft geschlossen hätten, über den Tod hinausgehe. Das Bündnis der gegenseitigen Liebe verbinde Himmel und Erde.

Gerhard Proß, CVJM Esslingen, der mit Pater Marmann seit 20 Jahren im Miteinander für Europa unterwegs war, zeichnet ihn als Brücke und Brückenbauer. Er sei seine erste Brücke zu Schönstatt und dieser ihm bis dahin fremden Spiritualität geworden mit aller Sensibilität, um ihn nicht zu überfahren, aber in aller Klarheit über Liebesbündnis, Vorsehungsglaube und Bündniskultur. Als Pionier habe er ihn erlebt, nicht draufgängerisch, aber klug und mutig, als einer der Gründergestalten des „Miteinanders“, der sich voll eingelassen habe auf die Dynamik des Anfangs. Beide habe sie das Wort: „Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade“ umgetrieben und beide hätten sie beschlossen, die Schritte zu gehen, die jetzt nötig sind. An der Einheit habe Michael gearbeitet mit Klarheit, Umsicht und Weisheit. Als viele evangelische Bewegungen gefragt hätten, Schönstatt und Ökumene? Das sind doch zwei Welten, da habe er Schönstatt mit auf den Weg genommen und den Reichtum entdecken helfen. In seinem letzten Brief an Michael habe er sich bedankt, dass er ihm Wege ins Innere von Schönstatt gebahnt hätte, zur Verständigung beigetragen und „du hast mir die Messe lieb gemacht, so dass ich mich aufs Tiefste dort zu Hause fühle.“

Ehepaar Martina und Bruno Mucha, Österreich, bedankte sich für den Einsatz Pater Marmanns in der Familienarbeit der Steiermark, in der er die Leitung der Schönstatt-Familienliga schulte und in heiklen, spannungsreichen Fragen diplomatisch vermittelte. Er habe zuhören, sich ins Gegenüber hineindenken, nachspüren und fragen können, und sei immer bereit gewesen, sich und eigene Interessen zurückzustellen. Seine tiefe Liebe zu Maria und sein ergriffenes Beten habe sie beeindruckt.

Pater Otto Amberger verlas den Nachruf der Schönstattbewegung der Diözese Regensburg, in der Pater Marmann vor 50 Jahren, während der Arbeit an seiner Doktorarbeit gewirkt hatte. Er habe ihnen in zahlreichen Vorträgen die Schönstattgeschichte erschlossen, das Vertrauen in den Gründer und die Selbsterziehung gelehrt und sie befähigt, initiativ zu werden. Unter ihm habe sich der erste Diözesanfamilienrat zusammengefunden. Er habe sie auf dem langen schweren Weg zum eigenen Diözesanheiligtum begleitet. Sie vertrauten nun auf sein Wort, das er ihnen kürzlich habe zukommen lassen: „Ich werde Sie vom Himmel aus weiter begleiten.“

Pater Marmann wurde im Schatten des Sion-Heiligtums zu Grabe getragen (Foto: Neiser)

Pater Marmann wurde im Schatten des Sion-Heiligtums zu Grabe getragen (Foto: Neiser)

Die Begräbnisfeier leitete sein Neffe, Diakon Felix Geier, Gemeinschaft der Schönstatt-Patres (Foto: Neiser)

Die Begräbnisfeier leitete sein Neffe, Diakon Felix Geier, Gemeinschaft der Schönstatt-Patres (Foto: Neiser)

Begräbnis

Bei stürmischem Wetter auf Berg Sion erinnerte Diakon Felix Geier, der die Begräbnisfeier vornahm, an die letzten Tage und Gespräche mit dem nun Verstorbenen. Es seien Gespräche voller Fröhlichkeit und innerer Freiheit gewesen. Diese Freiheit, die Pater Michael mit seinem Du an Maria manifestiert hätte, habe er gelebt als Anbetungspater, als Generaloberer, als Sterbender, hier oben im Anbetungshaus mit Blick aufs Kapellchen, auf Maria. Jeder könne in der nun folgenden Stille seinen persönlichen Erinnerungen an den Verstorbenen nachgehen.

Danach wurde Pater Michael Marmann in einer schlichten Zeremonie auf dem kleinen Friedhof der Schönstatt-Patres im Schatten des Sion-Heiligtums bei seinen Kursbrüdern unter Gesängen und Gebeten beigesetzt.

 


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