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18. Februar 2019 | Worte des Bewegungsleiters | 

Keine größere apostolische Tat


Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,
liebe Leserinnen und Leser von www.schoenstatt.de,

„Eine größere apostolische Tat können wir ohne Zweifel nicht vollbringen, ein kostbareres Erbe unseren Nachfolgern nicht zurücklassen, als wenn wir unsere Herrin und Gebieterin bewegen, hier in besonderer Weise ihren Thron aufzuschlagen, ihre Schätze auszuteilen und Wunder der Gnade zu wirken. Sie ahnen, worauf ich hinziele: Ich möchte diesen Ort gerne zu einem Wallfahrts-, zu einem Gnadenort machen.“

Buendnisbrief 2019-02-18

Erst in jüngster Zeit ist mir dieses Wort Pater Kentenichs aus der Gründungsurkunde Schönstatts, sein Vortrag vom 18. Oktober 1914, unter dem Stichwort „apostolische Tat“ so richtig zum Bewusstsein gekommen. Bei dem Wort „apostolische Tat“ habe ich eigentlich immer an Tagungen und Veranstaltungen, an Aktionen und Einladungen gedacht. Alles das, was Menschen heute in Verbindung mit dem Glauben bringen kann, was geistliches und menschliches Wachstum fördert, alles, was den Auftrag der Kirche voranbringt, das Evangelium Jesu Christi zu verkünden, dies alles bedeutet, etwas Apostolisches zu tun. Dass zur Fruchtbarkeit natürlich auch Gebet und die uns möglichen Beiträge als unsere Bitte an Gott und die Gottesmutter gehören, schwang dabei immer mit.

Dass dabei jedoch die Bitte an die Gottesmutter im Blick auf ihr Wirksamwerden vom Heiligtum in Schönstatt aus als die eigentliche „große apostolische Tat“ zu sehen ist, blieb mehr im Hintergrund.

Pater Kentenich hat in seinen letzten Jahren den Bau vieler Heiligtümer motiviert und die Einweihung begleitet. Das Heiligtum von Hildesheim ist erst einige Jahre nach seinem Tod am 15. September 1977 eingeweiht worden. Im Hintergrund steht jedoch eine direkte Begegnung mit ihm. 1967 begegneten ihm Frauen und Mütter der Schönstatt-Bewegung aus der Diözese Hildesheim anlässlich seines Besuches in Dietershausen/Fulda. Er sagte ihnen damals: „Besorgt in Gebet und Opfer ein großes Stück Ackerland für ein Gnadenheiligtum unserer Dreimal Wunderbaren Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt im Bistum Hildesheim, und sind Sie selbst fruchtbares Saatkorn dafür!“

Was für eine Überzeugung, dass die entscheidende „apostolische Tat“ das Heiligtum und seine Fruchtbarkeit ist.

AST-Treffen in Schönstatt

AST steht für „Arbeitsgemeinschaft Schönstätter Trägervereine und Institutionen“. Seit vielen Jahren treffen sich Verantwortliche von den verschiedenen Schönstatt-Zentren zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch. In meiner Zeit als Leiter der Schönstatt-Bewegung in Deutschland konnte ich im November zum ersten Mal bei diesem Wochenende dabei sein. Ich erlebte mich als staunender Neuling in dieser Runde.

Ein stilles Dauer-Engagement für Schönstatt

Die Männer und Frauen, die in dieser Runde zusammentreffen, haben viele praktische Erfahrungen und Fragen, die mit der Leitung und dem Ablauf eines Schönstatt-Zentrums zu tun haben. Und je länger ich zuhörte, wie viele praktische, rechtliche, finanzielle und organisatorische Aspekte dabei im Blick sind, umso mehr staunte ich über diesen ganz konkreten Einsatz für das Schönstatt-Zentrum tagaus, tagein.

Das kann auch eine richtige Mühle sein, immer wieder mit einem freundlichen und guten Geist neue Gruppen und Personen aufzunehmen. Und auch das sind dauernde Beiträge zum Gnadenkapital der Gottesmutter.

Jedes Schönstatt-Zentrum ein „Schönstatt-Aufbau-Projekt“

Wir wollen unsere Zeit als Apostelzeit begreifen. Das ist unsere Jahreslinie. Wir wollen neu die Anfangskräfte unserer Spiritualität, die Anfangskräfte des Evangeliums entdecken. Diese Anfangsvorgänge haben wir alle in uns selbst erlebt. Etwas hat uns angesprochen und ist weitergewachsen. Eigene Erfahrungen und eine eigene Überzeugung bleiben das Ziel und der Kernvorgang, um den es geht.

Bei allem Reichtum unserer Spiritualität und unserer Pädagogik, bei aller freundschaftlicher Verbundenheit in Gruppen und Gemeinschaften: Zu Schönstatt gehört als besondere Quelle das Heiligtum. Diese äußere, seelische Beheimatung bleibt konstant, auch wenn Personen und Strömungen wechseln.

Bei einer Tagung im Jahr 1951 beschreibt Pater Kentenich die Bedeutung der Filialheiligtümer so: „Weil wir nicht bloß Ideenbewegung, sondern auch Lebens- und Gnadenbewegung sind, nicht nur als ein statisches Gebilde dastehen, sondern auch urwüchsige Bewegung sind, müssten wir einen gemeinsamen Ruhepunkt haben. Deswegen steht mir vor Augen: In jeder Diözese ein Abbild Schönstatts! In jeder Diözese ein Filialheiligtum. Zukunftsmusik! Doch müssen wir ja ein gewisses Leitbild haben, um dann nach dem Gesetz der geöffneten Tür jeweils zu verwirklichen, was durchführbar ist. […] Stellen Sie sich einmal vor: Jede Diözese hat einen derartigen Ruhepunkt. Dann haben Sie die Eigenständigkeit Schönstatts in der Diözese gesichert. Experimentieren Sie einmal! Freilich, der Ort muss ein heiliger Ort, ein Stück Heimat werden.“

 „… um dann nach dem Gesetz der geöffneten Tür jeweils zu verwirklichen, was durchführbar ist“

Bei allen Herausforderungen, die manche Schönstatt-Zentren erleben, ist wohl dieser kleine Hinweis der wichtigste. Miteinander gut und vernünftig planen und gleichzeitig mit geistlicher Wachheit die Fügungen und Führungen Gottes suchen, das macht unseren schönstättischen Weg aus. In dieser Anfangsqualität beim Aufbau Schönstatts und aller Schönstatt-Zentren liegt auch unsere Zukunftsqualität.

Mit diesem Wunsch grüße ich Sie vom Ort unseres Anfangs, vom Urheiligtum

Ihr

P. Ludwig Güthlein


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