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18. Dezember 2018 | Worte des Bewegungsleiters | 

Hinter dem großen Wort „Miteinander“ verbergen sich viele einzelne Beiträge


Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Jahresmotiv 2019 der Schönstatt-Bewegung in Deutschland (Grafik: POS Brehm)

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Schönstatt–Bewegung,

Unsere Jahresparole unter der Überschrift Apostelzeit möchte ich gerne in diesem Jahr immer wieder mit Erfahrungen von Personen mit ihren apostolischen Initiativen in Verbindung bringen. Dieser Leitartikel erscheint zum 18. Dezember und kommt in der vorweihnachtlichen Zeit zu Ihnen. Weihnachtsgrüße und Segenswünsche, Vorbereitungen und Planungen für das Weihnachtsfest prägen den Advent. Beim Nachdenken über diesen Leitartikel bin ich dann irgendwann an dem stillen Wirken der Krankenliga in Schönstatt und an dem Wort „Geschenke“ hängen geblieben.

Buendnisbrief 2018-12-18 Kreuz der Einheit und Kelch der Gemeinschaft des Schönstatt-Krankenliga (Foto: privat)

Kreuz der Einheit und Kelch der Gemeinschaft des Schönstatt-Krankenliga (Foto: privat)

Geschenke

Ich glaube, es lohnt sich, etwas nachdenklich mit diesem Wort umzugehen. Die Anregung unseres Gründers an Frau Margarete Jansen: „Sammeln Sie die Kranken“ wurde seit 1926 zu einem Impuls, durch den der Beitrag kranker und behinderter Menschen für die Fruchtbarkeit der apostolischen Bewegung von Schönstatt einen sichtbaren Platz in der Vielfalt unserer Angebote bekam.

Das Kreuz der Einheit wurde zu einem Leitmotiv und Leitbild. Die Mitte dieses Kreuzes ist der Kelch, den Maria an das Herz, an die geöffnete Seitenwunde Jesu hält. In den Kelch verströmt sich das Blut des Erlösers, seine Liebeshingabe für uns Menschen. Er schenkt alles. Sein Leben. Sich selbst. Der Kelch ist Symbol dafür, dass wir diese Liebe Christi empfangen. Und dieses Symbol regt uns an, auch unsere Lebenssituationen zur Liebeshingabe werden zu lassen. Mein Kreuz und meinen Schmerz aus Liebe tragen. In dem, was ich zu tragen habe, die Nähe zu dem suchen und finden, der in der Mitte der Heilsgeschichte für uns das Kreuz und den Tod getragen und durchgetragen hat zum ewigen Leben. Der uns alle durchträgt zur ewigen Liebe in Gott.

Es liegt eine eigenartige Dynamik in dem Vorgang des Schenkens. Einen Schritt machen von sich weg und auf den andern zu. Das ist die eine Bewegung. Aber auch das Geschenk annehmen ist ein Schritt: Sich öffnen, den anderen nicht ins Leere laufen lassen, dem Beziehungsangebot, das darin liegt, eine Antwort geben. Steht nicht am Anfang jeder menschlichen Liebesgeschichte eine Einladung, ein erstes Geschenk?

Hinter dem großen Wort „Miteinander“ verbergen sich viele einzelne Beiträge

Geben und nehmen, dankbar sein und Dankbarkeit erfahren, Hilfe brauchen und helfen können, sich schwach erleben und Kraft und Stütze geben können. In dieser doppelten Dynamik entwickelt sich das menschliche Leben. Aus beiden Bewegungsrichtungen lernen wir Menschlichkeit. Meistens wünschen wir uns eine gewisse Ausgeglichenheit auf beiden Seiten der Waage. Es ist schön, beschenkt zu werden, und doch möchten wir nicht zu viel schuldig bleiben. So wie der Mensch das Leben empfängt und heranwächst, gibt es aber von Anfang an eine Unausgeglichenheit. Ganz sicher sind Kinder für die Eltern das größte Wunder, das größte Geschenk und die größte Frucht ihrer Liebe. Bei allem Mit- und Füreinander zwischen Eltern und Kindern bleibt da ein Mehr der Elterngeneration. Vielleicht soll in den Plänen Gottes diese Grunderfahrung des Menschseins, die Erfahrung von Geben und Bekommen gar nicht nur zwischen zwei oder im kleinen Kreis der Familie zu einer ausgeglichenen Abrechnung werden. Vielleicht liegt darin ein breiterer Auftrag für das Leben. Das Leben gibt sich niemand selbst. Wir verdanken es den Eltern, wir verdanken es Gott, wir verdanken es vielen großen und kleinen Beiträgen anderer. Natürlich wollen und sollen Kinder so viel wie möglich zurückschenken von dem, was sie von ihren Eltern bekommen haben. Und doch ist das eigentlich nicht möglich. Der tiefere Auftrag in diesem Beschenktsein liegt aber sicher darin, die Liebe, die man empfangen hat, an die eigenen Kinder, an die nächste Generation weiterzugeben. Aus so einer Ausgeglichenheit von Empfangen und Schenken entsteht am Ende keine Null-Rechnung. Jeder wirkt über sich hinaus. Miteinander-Qualität wächst.

Das Liebesbündnis: eine Schule menschlicher und gnadenhafter Miteinander-Qualität

Das Gebet der Krankenliga „alles in den Kelch“ macht das Schwere des Alltags zum Geschenk für andere, weil es sich mit der Hingabe Jesu verbindet. In der Zeit meines Studiums machte ein Wort von Professor Schürmann und Professor Thüsing die Runde. Um das innerste Wesen Jesu zu benennen, entstand das Wort „Pro-Existenz“. Seinem ganzen Wesen nach ist das Leben und Wirken Jesu eine „Existenz-Für“. In allem ist er ausgerichtet auf andere. Die Erlösungstat am Kreuz ist Liebeshingabe für die Menschen. Aus dem Geschenk der Erlösung wächst die Berufung, Jesus in seinem „Für“, in seiner Pro-Existenz nachzufolgen.

Ganz ungeplant hat sich das neue Pfingstfenster in der Gründerkapelle mit dem Beitrag der Krankenliga verbunden. Das Fenster ist für uns alle ein Symbol für den „Neuanfang im Heiligen Geist“ geworden. Und gerade, als es um das Bezahlen des neuen Glasfensters ging, kam ein besonderes Geldgeschenk der Krankenliga an den Bewegungsleiter. Die organisatorische Begleitung der Krankenliga durch das bisherige zentrale Büro der Krankenliga kann zurzeit so nicht mehr geleistet werden. Durch die Büroauflösung kam es zu dem erwähnten Geldgeschenk. Ich habe es als ein Zeichen genommen, dass die vielen Geschenke der Kranken „hinein in den Kelch“, die kaum einer sieht und kennt, jetzt für uns alle dadurch sichtbar bleiben sollen, dass das neue Fenster in der Nähe des Grabes unseres Gründers mit dieser Spende finanziert werden konnte.

Liebe Leserinnen und Leser des Bündnisbriefes, in der Weihnachtszeit erleben wir, welch große Freude Beschenktwerden und Schenken ist. Es ist die Botschaft jeden neuen Lebens. Es ist die grundlegende Botschaft jedes Kindes, das auf die Welt kommt. Es ist die göttliche Botschaft an alle Menschen, die das Kind in der Krippe verkündet, ohne ein einziges Wort zu sagen.

Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Ihr

Pater Ludwig Güthlein
Schönstatt-Bewegung Deutschland


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