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18. Dezember 2018 | Deutschland | 

Mauern, die Gründergeist atmen – eine spezielle Exerzitienerfahrung


Ehepaar Bernadette und Norbert Weweler, Dr. Alicja Kostka und Dr. Rainer Birkenmaier waren die Initiatoren der Bundesheimexerzitien im Dezember 2018 in Schönstatt/Vallendar (Foto: privat)

Ehepaar Bernadette und Norbert Weweler, Dr. Alicja Kostka und Dr. Rainer Birkenmaier waren die Initiatoren der Bundesheimexerzitien im Dezember 2018 in Schönstatt/Vallendar (Foto: privat)

Hbre/Cbre/A.Kostka. Mit dem Feuer des Anfangs der Schönstatt-Bewegung in Berührung zu kommen, war der Wunsch der Frauen und Männer, die sich von 2. bis 8. Dezember 2018 zu den „offenen Bundesheimexerzitien“ im Urschulungsheim der Gründung Pater Josef Kentenichs in Schönstatt/Vallendar eingefunden hatten. „Ich würde gerne von dem Geist etwas spüren und in mich aufnehmen, der in den Anfangsjahren der Bewegung in diesem Haus spürbar war und von hier aus weltweite Verbreitung erfahren hat“, so formulierte eine Teilnehmerin ihre Erwartungen an die Begegnung.

Schönstatt-Pater Heinrich Hug hatte es übernommen die Exerzitienteilnehmer in mehreren Vorträgen mit der Geschichte des Bundesheimes und den Anliegen des Schönstatt-Gründers in den Anfangsjahren der Bewegung vertraut zu machen (Foto: Brehm)

Schönstatt-Pater Heinrich Hug hatte es übernommen die Exerzitienteilnehmer in mehreren Vorträgen mit der Geschichte des Bundesheimes und den Anliegen des Schönstatt-Gründers in den Anfangsjahren der Bewegung vertraut zu machen (Foto: Brehm)

Orte seiner Vorträge waren das alte Haus im Tal Schönstatt, die Küche des Bundesheimes (heute TV-Studio, siehe Bild oben) und das Zimmer der sogenannten "Artusrunde", in dem auch der weitere Exerzitienkurs stattfinden konnte (Foto: Brehm)

Orte seiner Vorträge waren das alte Haus im Tal Schönstatt, die Küche des Bundesheimes (heute TV-Studio, siehe Bild oben) und das Zimmer der sogenannten "Artusrunde", in dem auch der weitere Exerzitienkurs stattfinden konnte (Foto: Brehm)

Mit dem Ursprungsgeist Schönstatts in Fühlung kommen

Nicht ganz „exerzitientypisch“, aber zentral für das Anliegen, mit dem Ursprungsgeist Schönstatts in Fühlung zu kommen, wurden die Kursteilnehmerinnen und –teilnehmer vom ausgewiesenen Geschichtsexperten Schönstattpater Heinrich Hug in mehreren Schritten in die Geschichte des Bundesheimes, die eng verwoben ist mit der Geschichte der Schönstatt-Bewegung, hineingenommen. Pater Kentenich spreche immer wieder davon, dass das Urschulungsheim der Bewegung, das Bundesheim, in engem Zusammenhang mit dem Urheiligtum, dem Gründungsort Schönstatts, gesehen werden müsse. Er bezeichne das Bundesheim sogar als „erweitertes Heiligtum“.

Das wird für die Zuhörer verständlich, als sie hören, dass schon wenige Jahre nach der Gründung die kleine Michaelskapelle für die wachsende marianische Kongregation als Versammlungsort zu klein wurde. Die ersten Pläne seien eine direkte Erweiterung der Kapelle gewesen, in der das jetzige Heiligtum entweder zur Apsis eines neuen Kirchenraumes oder zu einer Seitenkapelle geworden wäre. Auch von der Erweiterung des „alten Hauses“, heute Haus St. Marien, in dem sich derzeit die Sakristei des Heiligtums befindet, wurde damals gesprochen. Als klar wurde, dass ein solcher Anbau wegen ungenügenden Baugrundes nicht in Frage komme, habe die Provinzleitung der Pallottiner 1926 die Entscheidung getroffen, ein neues Bettenhaus und Schulungsheim am jetzigen Standort des Bundesheimes zu errichten. Nicht alle Verantwortlichen der wachsenden Schönstatt-Bewegung seien mit dieser Entwicklung glücklich gewesen.

Den ursprünglichen Gedanken der Erweiterung des Heiligtums, in dem die Gottesmutter die eigentliche „Lehrmeisterin“ sei, habe Pater Kentenich schließlich auf das Bundesheim übertragen. Das, was Maria im Heiligtum vermitteln wolle, die Lebensschulung, die sie dort bewirke, könne nun auch am neuen Ort erfahren werden.

Welchem Geist könne also in den Mauern dieses Hauses nachgespürt werden? Eigentlich sei es die Erfahrung der Gründung aus dem Urheiligtum. Darüber hinaus seien es auch Erfahrungen des Aufbaus der Bewegung, der Erziehung der wachsenden Gemeinschaft der Schönstätter Marienschwestern, aber darüber hinaus auch eine Ausweitung der Zielgruppen und der Themen, mit denen sich der Gründer und die wachsende Bewegung in diesen Aufbaujahren der Apostolischen Bewegung von Schönstatt beschäftigten.

Pfarrer Rainer Birkenmaier, der vor allem für die Milwaukee-Pilgerexerzitien bekannt ist, hatte sich auf das Experiment Bundesheimexerzitien eingelassen (Foto: Brehm)

Pfarrer Rainer Birkenmaier, der vor allem für die Milwaukee-Pilgerexerzitien bekannt ist, hatte sich auf das Experiment Bundesheimexerzitien eingelassen (Foto: Brehm)

Inspiriert von den Anregungen des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich begleitete er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Exerzitienweg (Foto: Brehm)

Inspiriert von den Anregungen des Schönstatt-Gründers Pater Josef Kentenich begleitete er die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Exerzitienweg (Foto: Brehm)

Auch für ihn persönlich war es spannend, im alten Gemäuer nach dem Gründergeist zu suchen (Foto: Brehm)

Auch für ihn persönlich war es spannend, im alten Gemäuer nach dem Gründergeist zu suchen (Foto: Brehm)

Liebende Aufmerksamkeit im Gespräch mit Gott

Die eigentlichen Exerzitien begannen am Nachmittag des dritten Tages. Interessant und als sehr hilfreich wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Pfarrer Rainer Birkenmaiers Ausführungen zum Gebet empfunden. Der Exerzitienmeister betonte: Beten ist liebende Aufmerksamkeit im Gespräch mit Gott; mit Gott, der sich zuneigt und dem Mensch, der sich öffnet. Als Mensch einfach da sein, absichtslos, ohne Erwartung, was geschehen soll. Gott hat alles in Liebe vorbereitet, sorgfältig. Deshalb darf der Mensch vertrauensvoll sagen: „Ja, das soll geschehen, was er vorbereitet hat. Ja, ich will mitmachen, ich ergreife seine ausgestreckte Hand und willige ein, ich will seinem Plan nicht im Wege stehen, ihm nicht ins Handwerk pfuschen.“

Pater Kentenich habe vier wichtige Stützpfeiler für das Gebet aufgezeigt: Das Gebet vertiefen, es gehe nicht darum 1 oder 3 Stunden zu beten, sondern aus der Personmitte zu Gott zu kommen. Das Gebet vereinfachen, keine komplizierten, wortreichen Gebete, sondern Gebete, in denen sich die eigenen Seele ausdrückt: Du , meine Mutter, ich, dein Kind!“ Mehr beten und das Gebet sichern, indem der Betende bestimmte Zeiten dafür freihalte.

Ein weiteres Exerzitienthema: Der Umgang mit Fehlern und Schwächen. In diesem Zusammenhang gebe Pater Kentenich die Anregung: sich nicht wundern, sich nicht verwirren lassen, also nicht in Panik und dadurch in blinden Aktionsmodus verfallen, nicht mutlos werden und nicht heimisch in den Fehlern werden, sondern neue Wege suchen: Ein Wunder der Demut, des Vertrauens und der Milde werden.

Die Teilnehmer wurden aus dem Schweigen entlassen mit dem Rat: „Merken Sie sich nur drei Dinge von den Exerzitien. An diese drei Dinge hängt sich der Rest dann einfach dran. Nach drei Monaten machen Sie einen Exerzitiencheck mit der Frage: was ist mir aufgegangen, was beschäftigt mich weiter?

„Hier ist das Haus Gottes und die Pforte des Himmels“

Neben den Exerzitienvorträgen und den Schweigezeiten gehörten natürlich auch Gebetszeiten und die Feier der Gottesdienste zum Programm der Exerzitien. Die Texte der Liturgie der Exerzitientage waren für Dr. Alicja Kostka, die die Exerzitien gemeinsam mit Dr. Rainer Birkenmaier leitete, „wie eine Bestätigung des Gedankens, das Bundesheim als erweitertes Urheiligtum wahrzunehmen“. So wurde die Exerzitiengruppe durch den Text Gen 28, 10ff mit dem Traum Jakobs konfrontiert: „Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der Herr stand oben und sprach: … Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben… Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sagte: Wirklich, der Herr ist an diesem Ort und ich wusste es nicht. … Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.“ Zur Abschlussmesse der Exerzitien brachte Norbert Weweler ein gerade entdecktes altes Schild aus dem Speicher des Hauses mit der Inschrift: „Hier ist das Haus Gottes und die Pforte des Himmels“. „Welch ein Zuammentreffen!“ betonte Alicja Kostka beeindruckt.

Überhaupt habe sich einigen Exerzitienteilnehmern durch die Beschäftigung mit der Geschichte, durch das Erlebnis der Exerzitien vor Ort und auch durch die etwas andere Besichtigung des Hauses, die als „pilgern durch das Haus“ erlebt wurde, dieses Gebäude tatsächlich als ein Ort mit Gründergeisterfahrungen erschlossen. „Hier hat der Gründer die weltweite Bewegung als Familie für die Kirche jahrzehntelang gebaut“, so Kostka. Er selbst habe einmal gesagt: „In den verflossenen 50 Jahren war meine Hauptwirkstätte das Bundesheim. Ob der Geist, der während dieser Zeit sich durchgesetzt hat, so tief in die Mauern eingedrungen ist, dass er durch die Kämpfe der letzten 10 Jahre sich behaupten konnte? – Den Beweis dafür wird die Zukunft erbringen. Die Salesianer Don Boscos glauben, den hier erwähnten Lebensvorgang von Turin feststellen zu dürfen und mühen sich deshalb die Führer aller Generationen sorgfältig mit Turin in Verbindung zu bringen. Sie glauben, darinnen die Gewähr finden zu dürfen für die ewige Neugeburt ihrer Gesellschaft.“ (J. Kentenich in einem Brief aus Milwaukee 1960 an Rektor J. Rath)

Wie geht es weiter?

In der Abschlussrunde der Exerzitien wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass die Eigentümerin des Hauses, eine chilenische Stiftung, derzeit nach konkreten Wegen suche, wie es mit dem Bundesheim weitergehen könne. Unabhängig von diesen Entscheidungen hat Pfarrer R. Birkenmaier vorgeschlagen, ob man das Haus nicht „schön“ halten könne. So kam die Idee zustande weitere Exerzitien durchzuführen, diese aber mit einem Arbeitseinsatz für das Haus zu verbinden.

Bundesheimexerzitien 2019

  • Daher heute schon die Einladung zu Bundesheimexerzitien in der Fastenzeit 2019 (geplanter Termin: 18. bis 25. März 2019).
  • Nähere Informationen (auch zu den dann vorgesehenen Arbeitseinsätzen) und
    Anmeldung bei Familie Bernadette und Norbert Weweler

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