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26. Oktober 2018 | Deutschland | 

Frisch im Wind – ein neues Exerzitienformat


Segelexerzitien auf dem Mittelmeer (Foto: M. Horwath)

Segelexerzitien auf dem Mittelmeer (Foto: M. Horwath)

Zehn Mann auf einem Segelboot für eine Woche, vor der herrlichen Küste Kroatiens und unter einem traumhaften Himmel über der tatsächlich blauen Adria, die auch im Oktober noch zum Schwimmen einlädt – das kommt wohl öfter vor. Dass aber einer der Männer Pater Hans-Martin Samietz ist, der einen Rahmen für Exerzitien spannen hilft, in dem jeder Teilnehmer in diesen Tagen sein Thema finden kann, das für ihn jetzt dran ist – das gibt es wohl nicht so oft. Klaus Heizmann berichtet über ein neues Exerzitienformat für Männer frisch am Wind.

Unter blauem Adria Himmel (Foto: M. Horwath)

Unter blauem Adria Himmel (Foto: M. Horwath)

Exerzitien auf dem Mittelmeer

Klaus Heizmann. Skipper (also ein erfahrener Segler mit entsprechenden Zertifikaten) Wolfgang kam mit Christian und Peter auf diese Idee, sie heuerten einen begnadeten Exerzitienbegleiter an und ganz schnell war das Boot voll. Zwischen Dresden und Bodensee zuhause, mit verschiedenen Dialekten und Zugängen zu Schönstatt, mit unterschiedlichen Kenntnissen über Segeln, Knoten, Vorfahrtsregeln auf dem Wasser, unterschiedlich professionell ausgerüstet mit Ölzeug, Südwester, Lifebelt und  Lifeline … das gab eine interessante Mischung für die Crew!

Nach der Anreise mit dem Bus aus München, Klein-Schönstatt bzw. mit dem Flugzeug trafen sich die Männer im Sportboothafen von Split und kauften zunächst ein – so viel, dass am Pier gefragt wurde, ob die Gruppe davon etwas verkaufen wolle. Aber der geistliche Koch und seine Helfer hatten systematisch nach den hochgerechneten Angaben im Kochbuch eines schwedischen Möbelhauses eingekauft, und das gab wirklich eine schmackhafte Grundlage für die geistliche Kost. Einige „geisthaltige Getränke“ durften natürlich nicht fehlen.

Gedanken vor dem Frühstück und Impuls für den Tag

Der Exerzitienrahmen bestand aus einem kurzen Gedanken vor dem gemeinsamen Frühstück, das zunächst schweigend begann. Nach dem Schluss des Morgengebetes aus „Himmelwärts“ und dem Tagessegen gab es Überlegungen zur Tagesroute, die sich nach dem Wind richtete. Danach legten das Schiff ab (die Nächte verbrachten die Teilnehmer zwar in 5 Doppelkabinen an Bord, aber geankert wurde im Hafen) und je nach Wetter wurden Segel gesetzt oder der Motor gestartet. In dieser Zeit wurde unter Deck in der ganz ansehnlichen Kombüse gespült.

Täglicher Gottesdienst an Deck (Foto: M. Horwath)

Täglicher Gottesdienst an Deck (Foto: M. Horwath)

Gestaltung der Liturgie (Foto: K. Heizmann)

Gestaltung der Liturgie (Foto: K. Heizmann)

Die Crew unter Deck (Foto: Wittmann)

Die Crew unter Deck (Foto: Wittmann)

Während einer steuerte, gab es dann den Impuls von P. Hans-Martin für den Tag. Er wurde mit einem passenden Song eingeleitet, z.B. „Die Perlentaucher“ von den Puhdys oder „Mädchen aus Managua“ von Gerhard Schöne. Den biblischen roten Faden bildete vor allem die Jona-Geschichte. Die Stationen seines wechselvollen Weges mit Gott vertiefte und übertrug P. Hans-Martin auf die heutigen Lebenssituationen von Männern. Für die anschließende stille Zeit schlossen sich jeweils Fragen zur eigenen Lebensgeschichte und –situation an: „Wo fliehe ich, eigentlich vor mir?“ „Für welche Aha-Erlebnisse bin ich dankbar?“ „Wo hadere ich mit Gott?“

Täglich Eucharistiefeier an Deck

„Traumhaft, auf dem weißen Deck unter vollen Segeln seinen Gedanken nachzuhängen, oft nicht wissend, wieviel Uhr es eigentlich ist“, so beschreibt ein Teilnehmer seinen Eindruck. Jeden Tag konnte die Gruppe anschließend auf Deck – mal mit, mal ohne Dach – Eucharistie feiern, meist im Dümpeln, d.h. ohne Segel oder Motor. Nach dem Gottesdienst gab es einen Imbiss, vor allem Brote mit Schmalz (ebenso wie der Kaffee und einiges aus der Heimat mitgebrachte Höherprozentige), und öfters musste Thomas mehrmals unter Deck verschwinden und bei Klaus (dem größeren, genannt Faxe) Nachschub zu holen.

Bei 7 Knoten hart am Wind

Den (späten) Nachmittag füllten, wenn es die Fahrt zum abendlichen Hafen zuließ, Segel- und Bootsmanöver wie wenden und halsen, „Mann über Bord“ retten (der aber in einem Schlauchboot saß), ankern und schwimmen, Rundflug mit Kunos Drohne über dem Boot … Einmal ließen die Strecke und der Wind es zu, dass das Schiff hart am Wind mit manchmal über 7 Knoten segeln konnte und das in so ansehnlicher Krängung (Schräglage), dass alle angeschnallt sein mussten, sogar Matthias, der unermüdliche Fotograf der Gruppe. Von ihm erfuhr die Crew auch, dass sich für einen Sachsen eine aufkommende Seekrankheit „gäksch“ anfühlt, während der Besuch in der geheimnisvollen blauen Grotte ganz „näksch“ war.

Besuch in der geheimnisvollen blauen Grotte (Foto: M. Horwarth)

Besuch in der geheimnisvollen blauen Grotte (Foto: M. Horwarth)

Singen bis spät in die Nacht

Nach schönen Landgängen am Abend – oft konnte das Boot an der Hafenpromenade anlegen, etwa in Rogoniza oder in Milna, wo die Landgänger dann aus der Höhe über die Inseln im Abendrot schauen konnten – gab es auf dem Schiff eine Auswertungsrunde. Der Rückblick in den Tag und das, was bewegt hat, führte zu manchem langen Gespräch. Nach dem Abendsegen wurden Liederbücher geholt, und mit langsam abnehmender Besetzung wurde noch bis spät gesungen, wobei Karl seinen schönen Bass, der große Faxe seine kleine C-Flöte und Kuno seine Gitarre einsetzen konnten. Mit dem Gelächter über die vielen Stories und Witze dazwischen schien es ganz schön zu klingen, denn am nächsten Morgen wurden die späten Sänger auf dem Weg zur Dusche von niemanden schief angeschaut.

Der Segeltörn endete mit dem Einlaufen in die palmengesäumte Hafenpromenade von Split, wo das Boot ein riesiges Kreuzfahrtschiff passierte. Von der hohen Bordwand winkten einige Passagiere zum kleinen Boot herunter. „Ob sie uns beneideten? Wir beneideten sie jedenfalls nicht“, so ein Mitfahrer. Reich beladen mit vielen schönen Erlebnissen und tiefen Erfahrungen beschloss ein Essen im belebten Split diese wundervolle Woche, vor der letzten Nacht auf dem Boot. Um 5.00 Uhr war Aufbruch zur Rückfahrt. Bei den Pausen an der Autobahn spürten die Seefahrer immer noch das sanfte Schwanken des Bootes. Das hielt auch noch in den nächsten Tagen an ….

 


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