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14. Oktober 2018 | Kirche | 

Katharina Kasper in Rom heiliggesprochen


70.000 Menschen zur Feier der Heiligsprechung von sieben neuen Heiligen auf dem Petersplatz in Rom (Foto: Bildschirmfoto Vatican News TV)

70.000 Menschen zur Feier der Heiligsprechung von sieben neuen Heiligen auf dem Petersplatz in Rom (Foto: Bildschirmfoto Vatican News TV)

Hbre. Mehr als 70.000 Menschen waren am Sonntag, 14. Oktober 2018, auf dem Petersplatz versammelt, als Papst Franziskus zwei Frauen und fünf Männer heiliggesprochen hat. Zu den sieben neuen Heiligen gehören u.a. Papst Paul VI., der eine maßgebliche Rolle für den Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils, dessen Beschlussfassung und Umsetzung und damit für die Erneuerung der Kirche innehatte, Erzbischof Oscar Romero, einer der prominentesten Verfechter der Befreiungstheologie und die aus Dernbach im Westerwald stammende Schwester Katharina Kasper, die Gründerin der Armen Dienstmägde Jesu Christi, die und deren Gemeinschaft sich besonders für alte und kranke Menschen eingesetzt hat und heute in vielen Ländern der Erde einsetzt.

"Zur Ehre der Dreifaltigkeit ... erklären und definieren wir Katharina als Heilige der katholischen Kirche." Ein schlichtes, kurzes Gebet des Papstes war der entscheidende Akt der Heiligsprechung von Katharina Kasper. (Foto: Foto: Bildschirmfoto Vatican News TV)

"Zur Ehre der Dreifaltigkeit ... erklären und definieren wir Katharina als Heilige der katholischen Kirche." Ein schlichtes, kurzes Gebet des Papstes war der entscheidende Akt der Heiligsprechung von Katharina Kasper. (Foto: Foto: Bildschirmfoto Vatican News TV)

Nach dem Gottesdienst nahm der Papst noch ein Bad in der Menge. Der Jubel, gerade auch der lateinamerikanischen Pilger über "ihren" Papst, zeigte auch akustisch, wo gerade das Papamobil über den Platz fuhr. (Foto: Busse)

Nach dem Gottesdienst nahm der Papst noch ein Bad in der Menge. Der Jubel, gerade auch der lateinamerikanischen Pilger über "ihren" Papst, zeigte auch akustisch, wo gerade das Papamobil über den Platz fuhr. (Foto: Busse)

In einem schlichten liturgischen Vorgang stellt Kardinal Giovanni Angelo Becciu, Präfekt der Heiligsprechungskongregation die Biografien der sieben Personen vor und empfiehlt dem Heiligen Vater, sie heilig zu sprechen. Papst Franziskus spricht die Heiligsprechungsformel und nennt die Namen der neuen Heiligen. Die Begeisterung unter den anwesenden Mitfeiernden ist groß. Unter ihnen sind aus dem Bistum Limburg etwa 1.500 Pilger. Für sie ist es eine besondere Freude, denn schließlich ist Katharina Kasper die erste Heilige des Bistums. Unter den Limburger Pilgern befindet sich auch Schönstattpater Elmar Busse, der seit 3 Jahre in Dernbach als Hausgeistlicher im Mutterhaus arbeitet. Von ihm stammen die folgenden Informationen.

Ausruhen in erfüllter Sehnsucht

Elmar Busse. Ausruhen in erfüllter Sehnsucht, so umschreibt Pater Kentenich in seiner benutzerfreundlichen Sprache Glück. Für die Armen Dienstmägde Jesu Christi (ADJC), die „Dernbacher Schwestern“ erfüllte sich heute eine lang gehegte Sehnsucht: Die Heiligsprechung der Gründerin. Papst Paul VI. hatte sie 1978 seliggesprochen. Heute wurden beide, der seligsprechende Papst und die seliggesprochene Gründerin heiliggesprochen.

Katharina Kasper

Katharina Kasper

Als die vatikanische Kommission am 7. März 2018 das Heilungswunder an Bruder Leo aus dem Jahre 2011 als Wunder anerkannt hatte, wirkte das auf die Schwestern elektrisierend. Ein nach einem Verkehrsunfall am 25. November 2011 im indischen Indore im Bundesstaat Madhya Pradesh für klinisch tot erklärter Ordensbruder soll, nachdem indische Ordensschwestern der ADJC am Totenbett die selige Katharina Kasper um Hilfe angebetet hatten, wieder vollständig genesen sein. Dabei hatte Bruder Leo bei dem Unfall auf der Mumbai-Agra-Autobahn schwerste Kopfverletzungen, Halswirbelsäulenverletzungen, innere Blutungen und weitere Verletzungen im Bauchbereich erlitten, wie die Ordensschwestern in der Dokumentation des Wunders festhielten.

Einen Tag, nachdem die Ärzte Bruder Leo aufgegeben hatten und sein Orden bereits Begräbnis und Trauerfeierlichkeiten vorbereitete, schlug der Geistliche unerwartet die Augen auf und war ansprechbar. Der Ordensbruder erholte sich ohne die geplanten Operationen von seinen lebensgefährlichen Verletzungen und konnte die Klinik schließlich Anfang Januar 2012 gesund verlassen.

Am Vorabend der Heiligsprechungsfeier begrüßt der Limburger Bischof Geor Bätzing fast 2000 Pilger in der Kirche "Maria in Trastevere" (Foto: Busse)

Am Vorabend der Heiligsprechungsfeier begrüßt der Limburger Bischof Geor Bätzing fast 2000 Pilger in der Kirche "Maria in Trastevere" (Foto: Busse)

In der Kirche Maria in Trastevere begann für die Pilger aus dem Bistum Limburg das offizielle gemeinsame Rom-Programm mit einer feierlichen Vesper. (Foto: Busse)

In der Kirche "Maria in Trastevere" begann für die Pilger aus dem Bistum Limburg das offizielle gemeinsame Rom-Programm mit einer feierlichen Vesper. (Foto: Busse)

Mit der Anerkennung dieses Wunders stand eigentlich einer Heiligsprechung nichts mehr im Wege, denn das andere Kriterium für eine mögliche Heiligsprechung, die internationale Verehrung einer Seligen, ist durch die weltweite Verbreitung des Ordens gegeben. Die spannende Frage war nur: Wann? Am Pfingstsamstag (19.5.) veröffentlichte der Vatikan den Termin: 14. Oktober 2018. Nun hieß es, im Turbotempo mit Reisebüros verhandeln, Quartiere in Rom zu organisieren, ein Rahmenprogramm zu erstellen und PR-Aktivitäten zu koordinieren. Da der Prozess von der Diözese Limburg im Februar 2012 beantragt worden war, konnten mit den Ressourcen einer Bistumsleitung viele notwendige Einzelschritte in die Wege geleitet werden.

Für so ein kleines Westerwalddorf mit etwa 2.500 Einwohnern ist natürlich die Heiligsprechung etwas ganz Besonderes. Bischof Georg Bätzing wies bei einem Besuch in Dernbach darauf hin, dass Katharina die erste Heilige des Bistums wird, denn die hl. Hildegard von Bingen und die heilige Elisabeth von Schönau lebten, als es das Bistum Limburg noch gar nicht gab. Das wurde erst 1827 gegründet.

Die Nachfolge Christi gibt es nicht als Billigangebot

Im Rahmen des Seligsprechungsverfahrens gibt es eine Überprüfung, ob der betreffende Christ die Tugenden in außergewöhnlicher Weise geübt hat. Da geht es also um die sogenannten Kardinaltugenden wie Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, das rechte Maß und um die eingegossenen Tugenden wie Glaube, Hoffnung und Liebe. Und diese Grundthemen gibt es in zahllosen Variationen – mehr als je in der Musik über ein Thema variiert und improvisiert wurde.

Doch zunächst, wenn die Menschen noch leben, geht es erst einmal darum, dass dieses Ziel zum Leuchten gebracht und die Sehnsucht geweckt wird. Im Januar 1874 schreibt Katharina Kasper in einem Rundbrief: „Leben und streben wir so, wie es eine wahre Dienstmagd Christi tun soll, so werden wir glückselig sein in der Zeit und Ewigkeit. Wollen wir dahin gelangen als Dienerinnen Jesu Christi, so müssen wir fromm beten, fleißig arbeiten, unsere Regeln und Tagesordnung gut üben, besonders im Geist der Buße die täglich sich darbietenden allseitigen Abtötungen üben, besonders uns befleißigen der Tugenden der Demut, Geduld, Sanftmut und Liebe. Die Gelübde treu zu beobachten ist ja unsere wichtigste Pflicht. Eine große Hochschätzung gegen den hl. Ordensstand sowie im ganzen Wandel einer Ordensschwester sich ausprägen muß, allezeit dankbar gegen Gott und den Nächsten. Möchten wir so vollkommen gemeinschaftlich nach Heiligkeit streben und das Leben Jesu nachahmen, wie es von Gott gewollt ist. Möge der liebe Gott die Genossenschaft sowie jedes einzelne Glied, ihre Unternehmungen und Anliegen allezeit leiten und führen nach seinem hl. Willen und Wohlgefallen. Dieses wünsche ich von ganzem Herzen. Der gütige Gott wolle Seine Gnade uns allen im reichsten Maße dazu verleihen.“

Dieser Radikalismus kling ungewohnt. Und doch: Nachfolge Christi gibt es nicht als Billigangebot. Christsein ist ein Lebensentwurf im Hochpreissegment. Es kostet alles und schenkt alles.

Großes Fest in Wirges und Dernbach im Westerwald

Nach einem zum Abschluss der Fahrt zur Heiligsprechung in Rom am 15. Oktober stattfindenden Dankgottesdienst, den der Limburger Bischof Georg Bätzing zusammen mit seinem Vorgänger Tebartz-van Elst zelebrieren wird, wird es am Sonntag, 21. Oktober 2018 in Wirges und Dernbach anlässlich der Heiligsprechung von Maria Katharina Kasper ein Fest geben, zu dem alle Interessierten eingeladen sind. Es beginnt um 9.45 Uhr mit einem Geistlichen Impuls in der Klosterkirche. Anschließend geht eine etwa 3km lange Prozession mit dem Schrein der Heiligen über das "Stöckelchen" nach Wirges, wo um 11.30 Uhr das Pontifikalamt mit Bischof Dr. Georg Bätzing in der Wirgeser Pfarrkirche gefeiert wird. Für Kindergartenkinder gibt es einen begleitenden Wortgottesdienst. Nach dem Mittagsimbiss im Bürgerhaus können die Besucher zu Fuß oder mit dem Shuttlebus nach Dernbach fahren, wo es ab 14.30 Uhr weitere Programmpunkte gibt (Impulse in der Klosterkirche, Möglichkeit zum Ausstellungsbesuch, Rundgang durch Dernbach "Auf Katharinas Spuren", Kinderprogramm) Der Festtag endet um 17.30 Uhr mit einer Pontifikalvesper mit dem Limburger Bischof.

Die Schönstatt-Bewegung gratuliert den Dernbacher Schwestern "in der Nachbarschaft" sehr herzlich zur Heiligsprechung ihrer Gründerin.


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