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13. Oktober 2018 | Deutschland | 

Hast Du etwas Zeit für mich … misiones – Glauben leben 2018 im Jossgrund


Misiones 2018 im Jossgrund: Aktionstag mit Ministranten (Foto: J Müller)

Misiones 2018 im Jossgrund: Aktionstag mit Ministranten (Foto: J Müller)

Clara Carpeter. Zeit – das kostbarste Gut, über das ein Mensch verfügen kann. Einfach so verschenken? Und dann noch an irgendwelche fremde Menschen? Das wirft doch Fragen auf. Etwa, was denn so toll daran sei, sich eine Woche lang auf Isomatten ein Lager in einem Gruppenschlafsaal aufzuschlagen? Seine Semesterferien oder gar Urlaub dafür zu opfern, um eine Woche lang eine unbekannte Gemeinde mitzugestalten? Sich durch ganze Orte „klinkenputzend durchzuklingeln“ und die Menschen in ihrem Alltag zu Hause aufzusuchen?

Unterwegssein von Haus zu Haus

Vom 21.September bis 1. Oktober 2018 waren 27 junge Erwachsene mit Sr. M. Brigitt Rosam, Sr. M. Anrika Dold, Pater Frank Riedel und Pater Joselo Zabala zum 10. Mal bei misiones – Glauben leben unterwegs, dieses Mal im Jossgrund, einer Gemeinde im hessischen Main-Kinzig-Kreis (Spessart) mit den vier Kirchorten Burgjoß, Mernes, Pfaffenhausen und Oberndorf.

Unterwegssein von Haus zu Haus ist immer neu die besondere Herausforderung der misiones-Woche. Wenn ein misionero gefragt wird, was der Zweck des Klingelns an den Haustüren sei, ist die Antwort sehr einfach: „Wir möchten Sie gerne besuchen!“ Den Menschen, die hier wohnen, begegnen und ihnen etwas  Zeit schenken. Mit ihnen ins Gespräch kommen im wahrsten Sinn über Gott und die Welt. Das zentrale Element der misiones ist stets die Begegnung von Mensch zu Mensch. Auf Augenhöhe. Schenken und beschenkt werden.

Misiones 2018 im Jossgrund: Zeugnis geben vom Glauben (Foto: J Müller)

Misiones 2018 im Jossgrund: Zeugnis geben vom Glauben (Foto: J Müller)

Eine Woche reich gefülltes Programm

Das Programm in dieser Woche war reich gefüllt, auch mit kleinen zusätzlichen Aktionen nebenbei.

Als die Frage der misioneros, wo denn hier am besten Menschen anzutreffen seien, beispielsweise ergab, dass viele Jossataler morgens um 5:30 vor dem SPAR auf dem Weg zur Arbeit auf einen Kaffee vorbei kämen, war klar: Dort kommen sie auch hin! Der von strahlend gelb gekleideten misioneros verschenkte Kaffee am frühen Morgen fand manchen erfreuten Abnehmer.

Die misioneros nutzten den Anfang der Woche ebenso dazu, das abendliche Freizeitangebot im Jossgrund näher kennen zu lernen; ob sie beim Tanzverein „Die fidelen Jossataler“ das Tanzbein mitschwangen, dem Musikverein einen Besuch abstatteten oder parallell dazu der Chorprobe in Burgjoß beiwohnten, bei der die Lieder für die gemeinsam  gestaltete Jugendmesse am kommenden Samstag auf dem Programm standen, die Freude über den Besuch der misioneros war jedes Mal groß.

Auftakt der Glaubenserneuerungswoche

Zum Auftakt der misiones-Woche wurde am Sonntag, 23. September 2018 der Eröffnungsgottesdienst in Oberndorf gefeiert, sowie am Abend zuvor ein Jugendgottesdienst in Mernes mit der neuen Projektband „Himmelwärts“, die auch mit misioneros besetzt war. Der öffentliche Start der Glaubenserneuerungswoche im Jossgrund war so gut besucht, dass ein Besucher des Gottesdienstes erstaunt fragte: „Wie lange seid Ihr denn schon da? Man hat den Eindruck, Ihr seid schon vier Wochen aktiv hier.“ Auch die anderen Angebote und Aktionen, wie z.B. die verschiedenen  Hausgesprächskreise, der Gesprächsabend mit dem Pfarrgemeinderat oder auch ein Jugendabend im Café Projekt Eins,  die die misioneros für die Bewohner von Oberndorf, Mernes, Burgjoß und Pfaffenhausen und v.a. auch mit ihnen gemeinsam gestalteten, trafen auf sehr positive Resonanz.

So waren gleich am ersten Abend des täglichen Abendlobes ca. 120 Menschen da, die auch die Woche über aus der ganzen Umgebung dazu kamen, um gemeinsam den Tag ausklingen zu lassen und vor Gott zu bringen. Eine sehr bestärkende Erfahrung für alle Beteiligten! „Das mit dem Wasserschöpfen war eine tolle Sache“, wie ein Teilnehmer dazu bemerkte. „Kerzen anzünden kann jeder, aber dass wir eingeladen waren, mal etwas anderes zu tun, das war toll!“

Zwei Mal besuchten die misioneros den Kindergarten bzw. die Schule und gestalteten dort den Religionsunterricht mit; die Erstkommunionkinder luden sie zu einem Segnungsgottesdienst nach Oberndorf in die Kirche ein.

Misiones 2018 im Jossgrund: Station beim Schönstatt-Bildstock (Foto: J Müller)

Misiones 2018 im Jossgrund: Station beim Schönstatt-Bildstock (Foto: J Müller)

Stationenweg zum Schönstattbildstock

Ein besonderes Highlight war ebenfalls der Stationenweg zum Schönstattbildstock am Ende der Woche mit anschließendem Sonnenaufgangsfrühstück. Dass sich knapp 60 Personen an einem freien Samstag um 6.00 Uhr morgens bei ersten Minusgraden vor die Tür wagten, das hatten die misioneros nicht erwartet. Eine Teilnehmerin bedankte sich extra für die schönen Impulse bei den jeweiligen Stationen, und erzählte, sie sei Krisenmanagerin und könne die Anregungen sehr gut für ihre Arbeit gebrauchen.

100 Frauen beim Frauenfrühstück

Weitere Höhepunkte dieser Woche bildeten zum einen das Frauenfrühstück am Mittwochmorgen, das ca. 100 Frauen gerne wahrnahmen und interessiert den Vortrag von Sr. M. Alena Engelhardt verfolgten und zu dem das letzte Drittel der Anmeldungen noch im Laufe der misiones-Woche selbst hereinflatterte; dann auch  das Candle-Light-Dinner am Freitagabend, bei dem sich insgesamt 20 Paare von den misioneros verwöhnen lassen konnten. Ein Fünf-Gänge-Menü sowie von zwei Referentenpaaren vorbereitete Impulse zur Stärkung der Partnerschaft boten idealen Raum für einen Abend zu zweit, bei dem die Beziehung und die, die sie miteinander leben, ganz im Mittelpunkt standen.

Jugendgottesdienst und Familienfest

Einen sehr runden Abschluss der Zeit im Jossgrund bildeten der Jugendgottesdienst und das Grillen in Burgjoß am Samstagabend, 28. September 2018 und die Abschlussmesse in Pfaffenhausen am Sonntag, 29. September 2018 mit anschließendem Familienfest und Gelegenheit zur Begegnung. Spätestens jetzt waren aus Fremden Freunde und aus Unbekannten Bekannte geworden, und man nutzte die Gelegenheit, sich über die Ereignisse der vergangenen Woche auszutauschen und sie gemeinsam ausklingen zu lassen.

Sich berühren lassen

Im Rückblick sind die beträchtlichen Teilnehmerzahlen an den Veranstaltungen und Angeboten aber nicht das Beeindruckendste. Was die Gruppe der misioneros sehr bewegt hat, ist die Bereitschaft, sich berühren zu lassen. Sowohl beim Treffen mit dem Pfarrgemeinderat als auch in den Hausgesprächskreisen, konnten sie deutlich spüren, wie viel geschehen kann, wenn sich Menschen auf echte, wahre Begegnung mit Gott und untereinander einlassen.

Ein so großes Engagement in einer Gemeinde hätten sie zuvor noch nirgends erlebt, zogen Laura Reichertz und David Faust vom Leitungsteam misiones – Glauben leben Bilanz. „Wir sind aufgenommen worden, als ob wir dazugehören würden.“

Überdurchschnittlich engagierte und motivierte Pfarrei

Schon bei den Vorbereitungswochenenden wurde sehr schnell klar, dass sie es hier mit einer überdurchschnittlich engagierten und motivierten Pfarrei zu tun haben. Angefangen mit Pfarrer Göller, dessen Unkompliziertheit und Begeisterung eine Wohltat war, über Birgit Lingenfelder, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende und der gesamte Pfarrgemeinderat, all diejenigen, die bestimmte Aktionen in die Hand nahmen, die lieben Frauen, die die Gruppe täglich mit frisch gekochtem Mittagessen verwöhnten und dafür sorgten, dass nie der Kuchen ausging, bis hin zu den Menschen, denen die misioneros an den Haustüren begegneten und die ihre Zeit (und Wassergefäße) schenkten. Als die jungen Erwachsenen nämlich eines Tages für ein Abendlob Krüge brauchten, um Wasser hinein zu schöpfen, und für 100+ Menschen einfach nicht genügend vorhanden waren, hatte jemand die nur halb ernst gemeinte Idee, einfach mal an den Türen danach zu fragen. An dem Abend hatten sie ein gutes Dutzend Krügen beisammen – viel mehr, als am Ende nötig waren.

Ein kleiner Zwischendurch-Gruß der Gottesmutter, der der allergrößte Dank für diese rundum gelungenen misiones gilt, die mit an den Türen und in jeder Begegnung, selbst beim spontanen Freundschafts-Abschluss-Fußballspiel am letzten Sonntag, dabei war.

Wir nehmen Sie in unseren Herzen mit

„Es geht nicht um Aktionen und Pflichten“, machte Pater Frank Riedel im Abschlussgottesdienst deutlich, „sondern um das, was uns mit tiefer Freude erfüllt.“ Und Sr. M. Brigitt Rosam versprach den Gottesdienstbesuchern am Ende: „Sie haben uns Ihre Herzen geöffnet und wir nehmen Sie in unseren Herzen mit, wenn wir zurückgehen.“

So bleiben nur noch zwei Dinge zu tun: 1. mal so richtig auszuschlafen und 2. nächstes Jahr wieder mitzukommen. Warum? Ein Gefühl, ein Drängen, eine Intuition viel mehr als eine Ansammlung von Buchstaben, das sich da im Herzen zu einem JA zusammenfügt. Und die Gewissheit, dass es wieder wundervoll wird.


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