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8. Oktober 2018 | International | 

Auf den Spuren von Josef Engling im Ermland


Die Pilgergruppe am Solidarnosc-Tor der Danziger Werft (Foto: Löhr)

Die Pilgergruppe am Solidarnosc-Tor der Danziger Werft (Foto: Löhr)

Dr. Ch. Löhr. Josef Engling bewegt auch 100 Jahre nach seinem Tod viele Menschen. Wenige Tage vor seinem Sterbetag am 4. Oktober brach eine 21köpfige Wallfahrtsgruppe von Schönstatt ins ehemalige Ostpreußen auf. Die Gruppe wurde geführt von Frau Dr. Alicja Kostka (Schönstatt-Frauenbund) und geistlich begleitet von Dr. Christian Löhr (Generalrektor des Schönstatt-Institutes Diözesanpriester).

Am Artushof in Danzig (Foto: Löhr)

Am Artushof in Danzig (Foto: Löhr)

Auftakt in Danzig, der „Perle an der Ostsee“

Mit dem Reisesegen am Urheiligtum, wo Josef Engling Mitgründer Schönstatts wurde, begann die Reise und führte zuerst nach Danzig. Ehepaar Dorota und Jacek Sk?pski vom polnischen Familienbund begrüßte die Wallfahrtsgruppe mit selbstgebackenem Kuchen im Missionshaus Sopot, wo sich die Danziger Schönstätter treffen. Bei herrlichstem Sonnenschein zeigte sich Danzig als „Perle an der Ostsee“ von seiner schönsten Seite. Zum Programm gehörten nicht nur die elegante Innenstadt mit Gruppenfoto am Artus-Denkmal (Schönstätter denken da an die Artus-Runde), sondern auch Bernsteineinkäufe, die hochgotische Frauenkirche, das Solidarnosc-Tor an der Werft und eine Messfeier in der ältesten Kirche – St. Katarina.

Am Dorfweiher von Prossitten. Im Hintergrund links das Haus Engling und auf dem Hügel dahinter vielleicht er Platz für ein neues Schönstatt-Heiligtum (Foto: Löhr

Am Dorfweiher von Prossitten. Im Hintergrund links das Haus Engling und auf dem Hügel dahinter vielleicht er Platz für ein neues Schönstatt-Heiligtum (Foto: Löhr

Mahlzeit in der umgebauten ehemaligen Scheune des Engling-Hauses (Foto: Löhr

Mahlzeit in der umgebauten ehemaligen Scheune des Engling-Hauses (Foto: Löhr

Begegnung mit Altbischof Dr. Edmund Piszcz in Olszyn (Foto: Löhr)

Begegnung mit Altbischof Dr. Edmund Piszcz in Olszyn (Foto: Löhr)

Begegnung im Elternhaus der Reiseleiterin Alicja Kostka: St. Hubert in Kudypy  (Foto: Löhr)

Begegnung im Elternhaus der Reiseleiterin Alicja Kostka: St. Hubert in Kudypy  (Foto: Löhr)

Besuch in Prosity im Ermland

Mit dem Bus erreicht man von Danzig in gut drei Stunden das Ermland. In leichten Wellen liegt das fruchtbare Land mit vielen Storchennestern. Quartier bezog die Gruppe in einem Ferienhaus am See in Lutry. So konnten die Abgehärtetsten den Tag mit einem morgendlichen Bad beginnen, ehe das Besuchsprogramm der Schönstatt-Orte begann. Ziel der Wallfahrt war vor allem Prosity, wo Josef Engling 1898 das Licht der Welt erblickt hatte. Die örtlichen Schönstätter, meist der Bewegung um die pilgernde Gottesmutter verbunden, bereiteten den Pilgern aus Deutschland in Prosity zweimal sehr herzlichen Empfang. Kinder, die an ihrer Schule Deutsch lernen, führten ein Schattenspiel über die Geschichte Deutschlands auf. An selbstgebackenem Kuchen fehlte es nie. Große und herzliche Gastfreundschaft begegnete den Pilgern auf Schritt und Tritt. Das gemeinsame Singen und sogar Tanzen hat die Pilger und die Einheimischen schnell nahegebracht.

Eine Begegnungsfahrt

Im Blickpunkt der Pilgerfahrt standen außer Prosity selbst vor allem Orte, die auch Josef Engling besucht hatte. So pilgerte die Gruppe mit Josef Engling nach Springborn, Heilige Linde und Dietrichwalde. Die Begegnungen mit Menschen vor Ort spielten dabei eine wichtige Rolle. Eine Bündniskultur – manchmal „mit Hand und Fuß“ und viel mehr mit dem Herzen.

Zu weiteren wichtigen Begegnungen zählten u. a. die Begegnung mit dem Altbischof Dr. Edmund Piszcz mit der Übergabe der Festschrift für Josef Engling anlässlich seines 100. Todestages, die Begegnung mit Familie Kostka im St. Huber nahe Allenstein. Der Schulleiter einer kleinen Grundschule nahe Prosity erbittet sich ein Kreuz der Einheit und er bekommt es auch als Geschenk – von Dr. Christian Löhr, der es von seiner Reise nach Porto Rico mitbrachte. Die Pilger spürten: Josef Engling lebt an mehreren Orten und er verbindet viele.

Eintauchen in die eigene Familiengeschichte

Manche Teilnehmer der Reise hatten Eltern oder Großeltern, die aus Ostpreußen stammten. Für sie war es ein Eintauchen in die eigene Familiengeschichte, wenn Orte wie Rößel, Seeburg oder Allenstein besucht wurden. Eine Teilnehmerin durfte das ehemalige Geschäft ihres Opas „entdecken“, eine andere ihre Oma als Teilnehmerin der Schönstatt-Frauengruppe in Rößel. Zweimal feierte die Gruppe Heilige Messe zusammen mit den polnischen Gastgebern: am Schönstattaltar in Gudnik, den die Pallottiner in den 20er und 30er Jahren erbaut hatten, und in Prositten die Sonntagsmesse. Dabei staunten die Teilnehmer der hl. Messe nicht schlecht, einen so großen Schönstatt-Helden aus ihrer Mitte zu haben, der hoffentlich bald als Seliger der Kirche verehrt werden kann.

Eine Dankes- und eine Bittwallfahrt

Ehepaar Magdalena und Rainer Grund aus München haben die Reise so erlebt:

„Im Zentrum unserer Reise stand die Sendung Josef Englings für seine Heimat. Wir schauten auf seine Jugendzeit, seine große Familie, die bewegte Geschichte seines Geburtshauses, seine Liebe zur Heimat.

Sein Reifungsprozess während der Kriegsjahre, sein Ringen um eine tiefe Gottes- und Marienliebe, um religiöse Praxis inmitten der oft so oberflächlichen, rauen Art der Kriegskameraden hat uns tief berührt. Wie er so ganz die Gedankenwelt seines Spirituals, Pater Josef Kentenichs, aufgenommen und gelebt hat – war er ein Geschenk für den Gründer Schönstatts.

Es war für uns eine Dankesfahrt für Josef Engling für 100 Jahre seines Wirkens in der Schönstattfamilie – und es war eine Bittwallfahrt: die Bitte um ein künftiges Heiligtum in seiner Heimat. Sind nicht schon alle Voraussetzungen dafür erfüllt?

Pfarrkirche in Prossitten: Altar für ein Schönstatt-Heiligtum (Foto: Löhr)

Pfarrkirche in Prossitten: Altar für ein Schönstatt-Heiligtum (Foto: Löhr)

In der Kirche des Ortes steht vorne neben dem Hauptaltar ein vollständiger Heiligtumsaltar, auch sonst ist alle weitere Ausstattung vorhanden – ein Geschenk der Magdeburger Schönstattfamilie. Auf dem Anwesen hinter dem Haus eine kleine Anhöhe – der Platz für das Heiligtum? Menschen dort sind bereit zu bauen ...

Doch ist die Zeit schon reif dafür? Mit jeder Fahrt geschieht etwas Neues. Eine Pilgerin aus unserer Gruppe, tief verbunden mit Josef Engling, bringt ihr Pilgerheiligtum, das sie nun 30 Jahre betreut hat, mit und stellt es im Anschluss an die Hl. Messe der Gemeinde vor. Die Bewohner von Prosity sind spürbar berührt von dieser Geste. Gerade bei dieser Messe vertritt den Pfarrer ein junger Kaplan aus Heilsberg; er ist mit Schönstatt sehr vertraut und freut sich sichtlich über diese überraschende Begegnung. Die Pilgergruppe überreicht ihm ein Messgewand – das Geschenk der Magdeburger Familie und einen Messkelch – ein Geschenk aus Paderborn.

Neben all den vielen guten Eindrücken nehmen wir vor allem diese Bitte mit: Die Gottesmutter möge nun viele Häuser besuchen und Menschenherzen für die Sendung Schönstatts öffnen. Sie möge uns Zeichen der Bestätigung schenken für den Weg hin zu einem Heiligtum in der Heimat Josef Englings.“

Er bringt die Menschen in Bewegung

Josef Engling bringt im Oktober 2018 viele Menschen in Bewegung: zahlreiche Schönstätter und Freunde der Bewegung zu seinem Todestag am 4. Oktober nach Cambrai, aber auch die Ermland-Pilgergruppe, quasi als Vorhut, an die Orte seiner Jugend. Josef Engling hatte die Impulse seines Spirituals Pater Kentenich im Studienheim in Vallendar ganz tief in sich aufgenommen und daraus gelebt. Aus dem Liebesbündnis heraus ist er gereift zu einer starken Persönlichkeit. Ein solches Lebenszeugnis zieht auch heute viele Menschen an und motiviert sie, selbst moderne Heilige des Alltags zu werden.

 


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