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30. Juli 2018 | Rund ums Urheiligtum | 

Gedenkstein am Abschiedsort lenkt den Blick auf Josef Engling und Pater Josef Kentenich


Eine Plakette erinnert an den Abschied von Josef Engling von seinem Spiritual Pater Josef Kentenich (Foto: Reinert)

Eine Plakette erinnert an den Abschied von Josef Engling von seinem Spiritual Pater Josef Kentenich (Foto: Reinert)

Markus Reinert, Alicja Kostka, Hbre. Heute, am 30. Juli 2018, vor genau 100 Jahren, kam es in Schönstatt, Vallendar, zu einem - oberflächlich betrachtet - unbedeutenden Ereignis, dem trotzdem ein Gedenkstein gewidmet wurde, der in der Straße Gilgenborn bei der Hausnummer 68, dem Haus St. Josef, Vaterhaus des Schönstatt-Männerbundes, aufgestellt wurde. Am 30. Juli 1918 begleitete der junge Schönstatt-Gründer Pater Josef Kentenich seinen noch jüngeren Schüler Josef Engling bis zu diesem Punkt, um sich von ihm, nach dessen mehrtägigen Besuch in Schönstatt, zu verabschieden. Für Engling, einen „Mitgründer“ Schönstatts, der sich auf dem Rückweg zur Westfront des Ersten Weltkrieges befand, war es – wie die Geschichte zeigte – der letzte Abschied vor seinem gewaltsamen Tod wenige Wochen später in der Nähe von Cambrai, Frankreich.

Dieser letzte Aufenthalt Josef Englings in Schönstatt ist Ausdruck seiner Bindung an diesen Ort, den werdenden Wallfahrtsort, aber auch Ausdruck seiner Bindung an Pater Kentenich als seinen Seelenführer und an die MTA, die Dreimal Wunderbare Mutter von Schönstatt. Um einige Tage in Schönstatt verweilen zu können, hatte Engling seinen Front-Urlaub in seinem Heimatort Prositten (heute Polen), wo er vom 9. bis 25. Juli 1918 war, gekürzt. In Schönstatt hatte er vom 25. bis 30. Juli 2018 Privatexerzitien gehalten. Sicher war er mehrmals im Kapellchen. Er musste zu dem Zeitpunkt im Alten Haus übernachtet haben.

Der Gedenkstein an der Abschiedsstelle (Foto: Reinert)

Der Gedenkstein an der Abschiedsstelle (Foto: Reinert)

Wie sehr er sowohl mit seinem Heimatort und dem Wallfahrtsort Schönstatt und den damit verbundenen Personenkreisen verbunden war, verraten seine Zeilen an Pater Kentenich, die er schon am 1. August 1918, bereits wieder im Feld liegend, geschrieben hat: „Der Abschied von Zuhause fiel mir schwerer als der von Schönstatt, aber die Trennung von letzterem empfinde ich schmerzlicher als die von Eltern und Geschwistern.“ Ob er ahnen konnte, dass das tatsächlich sein letzter Abschied gewesen war?

Zeugnisstelle für die väterliche Sorge des jungen Gründers

Berichten nach begleitete Pater Kentenich die jungen Soldaten, die nach einem Besuch in Schönstatt wieder in den Krieg (1914-18) zurück mussten, wenn möglich bis zu dieser Stelle am „Ortsausgang“ von Schönstatt, um sich von ihnen zu verabschieden. Jahrzehnte später, in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurde die Idee immer lauter, auf diesen Ort und Sachverhalt aufmerksam zu machen. Anfang der 80er Jahre ergab sich die Möglichkeit dazu. Ein größerer Stein war in den religiös ausgestalteten Anlagen der Pfarrei St. Nikolaus von Koblenz-Arenberg an einer steilen Böschung umgefallen. Dieser konnte erworben werden. Eine Koblenzer Firma lieferte den Stein am 13. Mai 1982 mit einem großen Autokran nach Schönstatt. Ein Jahr später – am 25. März 1983 – wurde als sichtbares Symbol in der Goldschmiede der Marienbrüder das Modell für das „Vater-Sohn-Relief“ geschaffen. Am 3. November 1984 fand die Anbringung und Enthüllung dieser Vater-Sohn-Plakette an eben diesem Stein statt.

Josef Engling vor der Schönstatt-Kapelle, Juli 1918 (Foto: Archiv)

Josef Engling vor der Schönstatt-Kapelle, Juli 1918 (Foto: Archiv)

Die Abschiedsstelle ist einerseits Zeugnis der väterlichen Sorge des jungen Gründers. Er ging – symbolisch für sein geistliches Mitgehen – mit jedem den Weg mit. Er fühlte sich für jeden verantwortlich und pflegte eine persönliche Beziehung, nicht nur eine formelle, die sich aus seiner Stellung als Spiritual ergab. Die Abschiedsstelle gibt aber auch Zeugnis von einem jungen und entschiedenen Schönstätter, der sein Leben und sein Schicksal ganz in die Hände der Gottesmutter von Schönstatt gelegt hatte und der offensichtlich auf diesem Weg innerlich sehr gewachsen ist. Das bezeugen Worte Pater Kentenichs an Englings Freund Karl Klement: „Das ist aber schade, dass Du nicht etwas früher gekommen bist. Dann wärest Du noch mit Josef zusammengetroffen. Du hättest Dich sicher an ihm erbaut. Er ist so gereift, abgeklärt, sein Blick ist so klar.“ (30.7.1918) Von diesem Aufenthalt in Schönstatt stammt das letzte Foto von Josef Engling, aufgenommen vor dem Schönstatt-Kapellchen. Tatsächlich spricht sein Gesicht und seine ganze Gestalt von einer inneren Reife, die zu diesem Zeitpunkt unübersehbar war.

Ausgangspunkt für den letzten Lebensabschnitt Josef Englings

Nach dem Abschied von Zuhause und auch von Schönstatt lebte Josef Engling nur noch zwei Monate. So wurde der Abschiedspunkt zugleich Ausgangspunkt für den letzten Lebensabschnitt Josef Englings, der schließlich in der ewigen Begegnung mit Gott gipfelt. Diese letzten Wochen seines Lebens waren von einer spürbaren „Vereinigung mit Gott“ gekennzeichnet. Sein Vorsatz in dieser Zeit lautete: „Ich will am Vor- und am Nachmittag je dreimal mir vorstellen, das liebe Mütterlein stehe neben mir und beobachte voller Interesse mein Denken, Tun und Benehmen“ (13.7.18). Seit 1. August 1918 richtete sich dieser Vorsatz auf Gott Vater, Gott Sohn und den Heiligen Geist, sowie letztlich auf die Heiligste Dreifaltigkeit. In solcher „Atmosphäre“ ging Engling der ewigen Begegnung entgegen, mitten in der rauen Wirklichkeit des Krieges. (Mehr über diese Zeit: Josef Engling. Briefe und Tagebuchnotizen, Bd. III, S. 272-282).

Heute, am 30. Juli 2018, genau 100 Jahre nach dem Abschied von Josef Engling aus Schönstatt, gedenkt die Schönstattfamilie dieses Momentes und ist zugleich aufgerufen, sich von der väterlich-begleitenden Haltung Pater Kentenichs, wie auch von der in schwierigsten Umständen gelebten Gottverbundenheit des Schönstatt-Mitgründers Josef Engling für den persönlichen Lebensweg und für den Weg Schönstatts in die Zukunft inspirieren zu lassen.

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