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21. März 2010 | Deutschland | 

Ich gehe gelassener nach Hause …


Teilnehmer der "Emilie-Exerzitien" in AulendorfSr. Theres-Marie Mayer. Vom 11.-14. März 2010 fanden „Emilie-Exerzitien" im Schönstatt-Zentrum Aulendorf statt. „Emilie-Exerzitien": das ist der Titel eines Exerzitien-Angebotes von Sr. Theres-Marie Mayer, das auf der Spiritualität von Sr. M. Emilie Engel aufbaut, einer Schönstätter Marienschwester aus der ersten Generation, die sich vor allem durch ihren Glauben an Gottes Vorsehung auszeichnete.

Lange Zeit hat keiner recht glauben können, dass diese Exerzitien wirklich stattfinden. Allein Schw. M Anjetta, die Wallfahrtsleiterin am Schönstatt-Zentrum Aulendorf, hatte ein riesiges Vertrauen. Aus zwei Anmeldungen wurden sieben, aus sieben wurden 16 und am Ende waren es genau 20 Anmeldungen.

Brücke zwischen dem Alltag und den Exerzitien

Heiligtum in Aulendorf, ganz in weißDer Beginn der Emilie-Exerzitien ist in Aulendorf auf 15.00 Uhr mit dem gemeinsamen Kaffee festgelegt. Um 14.00 Uhr ist noch niemand da, aber wenige Minuten später geht es dann sprichwörtlich „Schlag auf Schlag". Die ersten sind Reinhard und Doris K. aus Koblenz. Sie haben sich früh auf den Weg gemacht, bei Sonnenschein sind sie in Koblenz weggefahren, und hinter Ludwigshafen fing es an zu schneien. In Aulendorf fielen schon am Vorabend die ersten Flocken und am Morgen liegt alles in tiefem Schnee. Herrlich ist es anzuschauen, aber nicht herrlich, um zu fahren. Aber alle schaffen es, rechtzeitig da zu sein.

Zur Begrüßungsrunde waren alle eingeladen worden, einen Gegenstand von zu Hause mitzubringen.

  • Frau Doris Kr. hat ein rotes Licht mitgebracht und erklärt: „Rot steht bei Schwester Emilie für die Liebe, die Flamme für das Licht, das von ihr ausgeht und das sie weitergibt..."
  • Reinhard Kr. erzählt, dass er immer eine Novene von Emilie bei sich trägt und immer wieder daraus betet. Und tatsächlich zieht er auch jetzt die Novene aus einer Hosenbeintasche hervor. Reinhard Kr. arbeitet in einem Hospiz mit, und wenn er eine Möglichkeit hat, gibt er auch Novenen an Sterbende oder an Angehörige weiter. „Und", so sagt er, „ich habe schon positive Rückmeldungen bekommen." Reinhard Kr. legt die Emilie-Novene nach vorne vor das große Bild von Sr. Emilie.

 

  • Agnes L. wusste zunächst nicht, was sie mitbringen sollte. Dann hat sie das Totenbildchen ihres Mannes in der Hand, der erst im Herbst gestorben ist. Sie sagte: „Ich bringe meinen Mann mit, auch wenn er seinen Glauben nicht so gut zeigen konnte. Ich leide noch unter seinem Tod."
  • Irmgard G. ist es wichtig, dass sie immer wieder Anbetung halten kann vor dem geöffneten Tabernakel. Sie bringt ein Bild des Tabernakels vom Schönstatt-Heiligtum mit.
  • „Ich bin innerlich ganz ausgelaugt und leer. Ich bringe meine leeren Hände mit. Ich möchte innerlich zur Ruhe kommen und mich neu anfüllen lassen," wünscht sich Marlene Z.
  • Eine andere bringt ein Gebetsbildchen von Emilie mit, das ihr vor ein paar Tagen zufällig wieder in die Hände gefallen ist.
  • Eine andere Frau bringt ganz konkret ihre Angst mit. Sie hat immer wieder Angst, z.B. Angst um ihre erwachsenen Kinder. Sie will ihre Angst verlieren und legt sie Emilie in die Hand. Von ihr will sie lernen ...
  • Erich K. war sehr krank. Jahrelange konnten die Ärzte nicht feststellen, warum er immer mehr abnahm ... Seine Frau hat viel zu Emilie gebetet und endlich haben die Ärzte eine Allergie festgestellt. Von da an konnte Erich K. geholfen werden und mit seiner Frau fuhr er zum Grab von Emilie, um zu danken.

 

Mit dem Bild von Irmgard LudwigVieles kommt schon in dieser Runde zur Sprache: Sorgen und Nöte, aber auch Hoffnung und Erwartungen.

In der Einstimmung zu den Exerzitien werden die mitgebrachten Gegenstände dann als Brücke bezeichnet, die eine Verbindungen schaffen zwischen dem alltäglichen Leben und den Tagen der Exerzitien.

Vorsehung in unserem eigenen Leben

Nach der gemeinsamen Eucharistiefeier, die Herr Pfarrer Waldraff mit den Teilnehmern feiert und einer Zeit der Anbetung des Allerheiligsten, stehen noch einige Teilnehmer in der Halle des Schönstatt-Zentrums zusammen und unterhalten sich. Oben im ersten Stock sitzen auch einige zusammen und reden miteinander. Die Teilnehmer nehmen sich vor: Vormittags halten wir Stillschweigen, nachmittags tauschen wir uns aus.

„Weil Du mit mir gehst..." so lautet das Thema der Exerzitien. Von verschiedenen Seiten wird der Vorsehungsglaube im Leben von Emilie Engel beleuchtet und in seiner Bedeutung für uns heute dargestellt.

TeilnehmerinnenIn den Vorträgen der Exerzitien geht es unter anderem um Zufall oder Vorsehung. Was hat Einfluss auf unser Leben, ein blindes Schicksal oder eine fügende Hand? Sieht Gott wirklich alles, und wenn, kümmert er sich dann um uns? Eine Betrachtung des Psalms 139 macht deutlich, in welcher Art Gottes Auge auf uns schaut. Gott schaut voll Liebe auf uns! Diese Liebe musste Emilie erst in ihr Lebensgefühl einlassen; sie musste gegen die Angst vor Gott das Vertrauen auf Gottes barmherzige Liebe setzen. Innerhalb eines Vortrags kommt auch das Bild von Irmgard Pohlmann zum Tragen, das auf dem Jahresprospekt zu sehen ist. Doris K. ist davon sehr angesprochen. Sie entdeckt in dem Bild einen Schmetterling. Der Schmetterling ist in der Sterbebegleitung, in der sie tätig ist, sehr wichtig. Er stellt die Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling, das Hinübergehen von diesem in ein neues Leben dar. Das Blau im Bild ist für sie Symbol für die Gottesmutter, die uns auf unserem Lebensweg begleitet. Es ergibt sich ein schönes Gespräch, auch über Emilie, die eine innere Wandlung durchgemacht hat. Die Vorträge wecken aber auch Fragen in den Zuhörern, die zeigen, dass sie sich mit dem Thema wirklich auseinandersetzen.

Ein anderes Bild von Gott

TeilnehmerinnenIn den Tagen der Exerzitien steht auch zweimal ein Gesprächskreis auf dem Programm. Spontan fangen die Teilnehmer/innen an zu erzählen, was sie bewegt, geben Zeugnis und gehen bei Fragen auf einander ein.

Gerne wird in diesen Tagen auch das Angebot der Beichte wahrgenommen. Etliche Teilnehmer gestalten sich eine Osterkerze. Die schöne Schneelandschaft, die immer wieder auch in Sonnenlicht getaucht wird, lädt nach draußen in die frische Luft ein. Erich K. sagt am Ende der Exerzitien: „Die Schwester Emilie hat während der Vorträge mich die ganze Zeit angeschaut. Immer genau mich angesehen. Und soll ich Ihnen etwas sagen? Ich gehe heute gelassener nach Hause! Vielen Dank für diese schönen Tage!"

Thea S. steht staunend vor Emilie Engel: „Wie Emilie ihr Leben gemeistert hat, das ist schon bewundernswert! Da steckt soviel von Pater Kentenich dahinter. Mir ist in diesen Tagen die Fügung Gottes aufgegangen und dass die Fügung Gottes Emilie soviel geholfen hat."

„Mir ist tiefer klar geworden: Nicht das Übermaß an Leistung zählt vor Gott! In der Kindheit ist mir das Gegenteil vermittelt worden. - Jetzt habe ich ein Wachstum des Vertrauens auf Gott erfahren!" erklärt Augustine K. dankbar. - Eine reagiert spontan darauf: „Ich habe Gott früher immer mit einer Fliegenklatsche in der Hand empfunden, der dann gesagt hat: Jetzt hab ich dich!"

Eine meinte: „Ich bin in meinem Vertrauen gestärkt, das ER mit uns geht. Außerdem bin ich in diesen Tagen mit mir selbst ins Reine gekommen. Dafür bin ich dankbar."


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