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15. Juni 2018 | Rund ums Urheiligtum | 

Abschied vom JEIN – Kinder zu starken Persönlichkeiten erziehen


Pater Elmar Busse (Archiv-Foto: Brehm)

Pater Elmar Busse (Archiv-Foto: Brehm)

Cbre. Unter dem Titel "Abschied vom JEIN – Kinder zu starken Persönlichkeiten erziehen" referierte Pater Elmar Busse im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Abendtalk im Haus der Familie in Schönstatt. Das Kunstwort JEIN vereint in sich die  beiden Worte JA und NEIN und steht für die Unfähigkeit sich zu entscheiden. Doch wer sich selbst nicht entscheiden kann, über den wird von anderen entschieden. Nicht selbst zu entscheiden widerspreche der Natur des Menschen, der seine Freiheit liebe und auch einsetzen wolle, so der Referent.

Entscheiden hat mit Verantwortung und Freiheit zu tun

Dass es aber nicht nur die Lust zur Entscheidung, sondern auch die Last der Entscheidung gebe, führte er an mehreren Beispielen aus. Entscheiden können habe immer mit Verantwortung und Freiheit zu tun. Pater Kentenich habe dabei die beiden Persönlichkeitsmerkmale: Entscheidungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit betont. Zur Entscheidungsfindung gehöre auch die Bereitschaft, sich mit dem Preis zu versöhnen, den das angestrebte Ziel verlange. „Wer einmal in der Nationalmannschaft Fußballweltmeister werden will, kann schon als Kind nicht stundenlang vor dem Fernseher herumhängen, sondern muss wenigstens drei Mal wöchentlich intensiv trainieren, besser noch fünf Mal. Das nennen wir Zielstrebigkeit, Konsequenz und Disziplin. Kentenich nennt es Durchsetzungsfähigkeit, also die Kunst gegen innere und äußere Widerstände an dem Ziel festzuhalten, für das man sich einmal entschieden hat“, so führte Pater Busse aus.

Entscheidungspraxis bei Pater Kentenich

Der Abendtalk will aus der Schönstatt-Spiritualität heraus zu den alltäglichen Lebens- und Erziehungsfragen Antwort geben. So warf Pater Busse an diesem Abend einen ausführlichen Blick auf die Entscheidungspraxis des Gründers Pater Josef Kentenich. Anhand dreier Situationen aus dessen Leben – Entscheidung gegen eine erneute Untersuchung, die ihn vor dem Konzentrationslager Dachau hätte bewahren können, Entscheidung illegalen Briefverkehr im Konzentrationslager als Möglichkeit zu nutzen, seine Bewegung von dort aus zu führen und die Entscheidung eine neue Priestergemeinschaft zu gründen – wurde deutlich wie sehr Kentenich um seien Entscheidungen rang, nach dem Willen Gottes suchte und unterschiedlichste Kriterien heranzog, um klar und eindeutig zu entscheiden. Doch bei aller Zielstrebigkeit und Konsequenz habe sich eine gewisse Flexibilität bei Pater Kentenich erkennen lassen, die dafür sorgte, dass aus Konsequenz keine Sturheit wurde, so Busse.

Was fördert die Entscheidungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit bei Kindern?

Was lässt Kinder zu starken Persönlichkeiten heranwachsen? Pater Busses Anregungen:

  • Mit zunehmendem Alter muss der Entscheidungsrahmen, den die Eltern den Kindern setzen, größer und weiter werden.
  • Kinder schon sehr früh jeden Tag vor mindestens eine Entscheidung stellen und den lapidaren Satz: „Ist mir egal!“, nicht zulassen. Das schafft entscheidungsstarke Kinder.
  • Sich Zeit nehmen mit den Kindern ihre AGs, Sport- und Musikvereine auszusuchen je nach Begabungen und Fähigkeiten und ihnen dann beim Durchhalten den Rücken stärken.
  • Kinder Verantwortung übergeben in Haushalt und Freizeit und Eigenständigkeit und Durchhaltevermögen einfordern.

Natürlich brauche es immer wieder werbende und erklärende Gespräche, denn seelische Nähe und Geborgenheit setze Vertrauen voraus, Vertrauen wiederum Wahrhaftigkeit, so Busse.

Mediennutzung - ein nerviger Kriegsschauplatz zwischen Kindern und Eltern

Heute sei der Umgang mit den modernen Medien "der nervigste Kriegsschauplatz für Eltern und Kinder: Wie lange? Bis wann? Was überhaupt?", konstatierte Busse. Das Suchtpotential der elektronischen Nabelschnur zur Welt sei lange unterschätzt, bzw. die Mahner nicht ernst genommen worden.

Gerade auf diesem Gebiet zeige sich, dass Freiheit nicht in der Beliebigkeit bestehe, das zu tun, wozu ich gerade Lust habe, sondern dass Freiheit in der Entscheidungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit bestehe.

Ein Kind Mariens geht niemals verloren

Am Ende seiner Ausführungen betonte Elmar Busse, dass Eltern bei allen pädagogischen Bemühungen nicht vergessen dürften, dass sie nicht die Letztverantwortlichen für die Erziehung seien. Gott habe zu jedem einzelnen Kind JA gesagt; und Jesus Christus habe uns sterbend am Kreuz seine Mutter zur Mutter gegeben. In Extremsituationen, wenn die Kinder sich den Argumenten der Eltern verschließen oder den Kontakt ganz abbrechen, dann würden manche sorgengeplagten Eltern die entlastende Möglichkeit entdecken, ihre Kinder Gott erneut anzuempfehlen oder der Gottesmutter zu weihen. Der Spruch im Lichtrahmen um das Gnadenbild in Schönstatt „Ein Kind Mariens geht niemals verloren“ sei nicht nur frommes Wunschdenken, sondern tausendfache Erfahrung. Gott und die Gottesmutter hätten mehr Phantasie und mehr Möglichkeiten, ihre Kinder zu sich heimzulieben.

Bei all den Gefahren, denen die jungen Leute heute ausgesetzt seien, dürften wir auf Gottes Möglichkeiten vertrauen – nicht erst in Extremsituationen, sondern auch an den ganz normalen Tagen, wo alles in geordneten Bahnen verlaufe. „Die Mutter wird sorgen! Mater habebit curam!“ Dieses Lieblingsstoßgebet Pater Kentenichs aus der Dachauzeit legte er allen Teilnehmern ans Herz.

Hinweis

  • Die nächste Veranstaltung in der Reihe AbendTalk findet am 2. September 2018 (19.30 Uhr) statt. Das Thema: "Die Grenzen der Wertschätzung - Umgang mit selbstverliebten".
  • Die Aufzeichnung des AbendTalks im Juni 2018 wird am Juli in der Mediathek bei www.schoenstatt-tv.de zu sehen sein.

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