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17. April 2018 | International | 

Die große Vision eines geeinten Europa kann funktionieren - Europaforum der Familienbewegung in Schönstatt


Die Teilnehmer des Europaforums 2018 in Schönstatt/Vallendar (Foto: Neiser)

Die Teilnehmer des Europaforums 2018 in Schönstatt/Vallendar (Foto: Neiser)

Cbre/Hbre. Ehepaare aus neun Ländern Europas sowie Mitglieder der Gemeinschaften der Schönstätter Marienschwestern und der Schönstatt Patres die in ihren Ländern mit und für Familien arbeiten, trafen sich von 12. bis 15. April im Haus der Familie in Vallendar zum „Europaforum“ der Schönstatt-Familienbewegungen. Die regelmäßig jährlich stattfindende europäische Begegnung dient dem Austausch über Entwicklungen der Schönstatt-Familienbewegung in den Ländern. Außerdem gab es in diesem Jahr eine gemeinsame Schulungszeit zur Thematik einer lebensphasenorientierten Ehe- und Familienbegleitung, mit dem besonderen Fokus auf Ehevorbereitung und auf die Frage, was junge Ehen brauchen.

Toni und Maria Lilek, Österreich, stellen das Ehevorbereitungsmodell der Schönstatt-Familienbewegung in Österreich vor (Foto: Brehm)

Toni und Maria Lilek, Österreich, stellen das Ehevorbereitungsmodell der Schönstatt-Familienbewegung in Österreich vor (Foto: Brehm)

Simone und Urban Gehring, Schweiz, nach dem Gottesdienst im Heiligtum der Familien (Foto: Gehring)

Simone und Urban Gehring, Schweiz, nach dem Gottesdienst im Heiligtum der Familien (Foto: Gehring)

Karin und Kuno Leibold, Deutschland, bei der Begrüßung der Teilnehmer (Foto: Lilek)

Karin und Kuno Leibold, Deutschland, bei der Begrüßung der Teilnehmer (Foto: Lilek)

Morgenlob in freier Natur (Foto: Gehring)

Morgenlob in freier Natur (Foto: Gehring)

„Wir haben ein Treffen mit engagiertem Austausch in guter, stimmiger Atmosphäre erlebt, bei dem das Thema Von Herz zu Herz - damit Ehe gelingt mit vielen praktischen Beispielen bearbeitet wurde“, machen Simone und Urban Gehring, Schweiz, nach dem Treffen deutlich.  Toni und Maria Lilek aus Österreich hat vor allem die spürbare gegenseitige Wertschätzung und „Dank toller Technik“ das gegenseitige Verstehen über alle Sprachgrenzen hinweg gefallen. „Wir haben gemerkt, wie die große Vision eines geeinten Europa funktionieren kann, mit einem gemeinsamen Ziel, einer gemeinsamen Sendung und in der Freude über die Vielfalt, die wir erleben durften.“ Für Karin und Kuno Leibold, die das Europaforum als Mitglieder des Leitungsteams entscheidend mitgestaltet haben, hat das Treffen 2018 „über Ländergrenzen hinweg einen tollen Erfahrungsaustausch und länderübergreifende Gemeinschaftserlebnisse sowie voneinander Lernen ermöglicht, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat näher zueinander finden lassen.“

Ein gegenseitig sich befruchtender Austausch

Tatsächlich war schon der Eröffnungsabend Teil eines gegenseitig sich befruchtenden Austausches: Dialogcafe“ in Polen. „Ehebrunch“ in Österreich. Ein zwei jähriges „Familienseminar“, als Voraussetzung für den Einstieg in die Eheakademie in der Schweiz. Die vielseitig gestalteten und medial beachteten „Beiträge zur MarriageWeek“ in Ungarn. Eine „Familienwoche“ in England, die alle zwei Jahre in Schönstatt/Vallendar stattfindet und zu der auch Singles eingeladen sind. Das „Familienfestival“ in Deutschland Ende Mai. Der animierende Eheweg in Tschechien. Kreativ gestaltete Familientreffen in Kroatien. Für alle Lebensalter zwischen Babyalter und Greisenalter gibt es in allen Ländern vielseitige und ideenreiche Angebote der Schönstatt-Familienbewegung.

Lebensphasenorientierte Ehe- und Familienbegleitung

Der am Beginn des Treffens stehende Blick auf die aktuelle Situation von Ehe und Familie und auf die Herausforderungen mit denen Ehe und Familie heute konfrontiert sind, zeigte - trotz großer Unterschiede der Länder - die überall ähnlich erfahrene Zeitnot, die ständig wachsenden beruflichen Leistungserwartungen sowie ein unaufhaltsam ansteigender Einfluss der Digitalisierung und der sozialen Medien als Problematik für Beziehungen und Familienleben. „Wer nicht bewusst mit den neuen sozialen Medien umzugehen lernt, läuft Gefahr, sich in ihrem Gestrüpp zu verirren oder wird gar von ihnen beherrscht“, machten Claudia und Heinrich Brehm in ihrem Impulsreferat u.a. deutlich. In einem weiteren Beitrag lenkten die Referenten in Anlehnung an die These des schweizerischen Psychotherapeuten C. G. Jung, der die menschlichen Lebensphasen mit dem Bild von der aufgehenden und untergehenden Sonne verglich, die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf die unterschiedlichen Lebensphasen im Erwachsenenalter und deren Einfluss auf die Ehe.

Zeugnis: Renate und Norbert Martin (Foto: Lilek)

Zeugnis: Renate und Norbert Martin (Foto: Lilek)

Gebetszeit in der Anbetungskirche (Foto: Lilek)

Gebetszeit in der Anbetungskirche (Foto: Lilek)

Schwester Veronika Riechel moderierte das Thema "junge Paare" (Foto: Lilek)

Schwester Veronika Riechel moderierte das Thema "junge Paare" (Foto: Lilek)

Ehepaar Schultheiß, Deutschland, stellt das Projekt "Zeit zu zweit" vor (Foto: Lilek)

Ehepaar Schultheiß, Deutschland, stellt das Projekt "Zeit zu zweit" vor (Foto: Lilek)

Agnes und Rupert Rehor, Österreich, berichten über Angebote für junge Ehepaare (Foto: Lilek)

Agnes und Rupert Rehor, Österreich, berichten über Angebote für junge Ehepaare (Foto: Lilek)

Ana und Daniel Candel, Spanien, stellen das in Spanien praktizierte Modell der Ehevorbereitung vor (Foto: Lilek)

Ana und Daniel Candel, Spanien, stellen das in Spanien praktizierte Modell der Ehevorbereitung vor (Foto: Lilek)

Der genauere Blick auf die Besonderheiten der jungen Ehe, der „Rushhour-Ehe“ zwischen Kindern, beruflicher Karriere und eventuell Hausbau, der Würde des Elternseins und der Ehe in der Lebensmitte, sowie der Ehe im Alter, deren Dauer in heutiger Zeit immer länger wird, zeigte die ständig sich wandelnden Chancen und Herausforderungen auf, denen sich die (Ehe-)Partner stellen dürfen und müssen. Die Besonderheiten in allen Phasen zu kennen, sei gerade in der Ehe und Familie begleitenden Arbeit von besonderer Bedeutung. Darüber konnten sich die Forumsteilnehmer in Sprach- und Ländergruppen austauschen. „Es war für uns enorm wichtig, über die verschiedenen Phasen der Ehe zu erfahren und sie zu verstehen, vor allem aber, uns der Würde unseres Elternseins neu bewusst zu werden“, brachte Ehepaar Lilek zum Ausdruck.

Was junge Paare brauchen

Der Erfahrungsaustausch über eine lebensphasenorientierten Ehe- und Familienbegleitung fand am zweiten Arbeitstag des Forums mit der Zentrierung auf die Frage, „was junge Paare brauchen“, eine besondere Zuspitzung. Dabei erzählten junge Ehepaare aus verschiedenen Ländern, welchen Veranstaltungstyp sie wählen, um jungen Paaren gerecht zu werden: Da ging es z.B. um Wochenenden für 16 bis 25 jährige befreundete Paare, die Impulse suchen, wie sie ihre Freundschaft gestalten können. Weiter wurden verschiedene Modelle der Ehevorbereitung (vom viertägigen Kompaktseminar bis zum sechs oder gar zehn teiligen Abendseminar) vorgestellt, um Paare wirklich gewinnbringend auf ihre Ehe vorbereiten zu können. Dass man nicht nur voneinander abschauen kann, sondern auch die jeweilige Landessituation und lokale kirchliche Vorgaben mitberücksichtigen muss, wurde im Austausch schnell deutlich.

Auch Angebote für Paare in den ersten fünf Ehejahren wurden in den Blick genommen. Gerade in dieser Zeit wird für den gemeinsamen Lebensweg viel grundgelegt, entwickeln sich gemeinsame Rituale, werden partnerschaftliche Abläufe entwickelt, beginnen Beruf, Kinder und ehrenamtliches Engagement den Alltag zu regulieren. Eigentlich eine kreative Zeit, die aber doch der besonderen „Pflege“ bedarf, zumal die Aufgaben für das Paar zu und die Zeit miteinander abnimmt. Umso bewundernswerter die Tatsache, dass Paare sich in dieser ohnehin gefüllten Zeit auch noch zur Verfügung stellen, um für andere junge Paare Treffen zu gestalten.

„Uns wurde bei dieser thematischen Arbeit deutlich, dass es enorm wichtig ist, gerade junge Paare schon in den ersten Ehe-Jahren in ihrer Sehnsucht nach lebenslanger Treue zu stärken und ihnen Mut zu machen, an ihrer eigenen Beziehung zu arbeiten“, so Ehepaar Leibold. Ehepaar Gehring ergänzt, dass sie die Frage mitnehmen, „wie wir jungen Familien helfen können, die Kostbarkeit einer christlichen Ehe zu entdecken und dies auch in einem sehr pluralistischen Umfeld zu leben.“

Pater Kentenich, ein erfahrener Mann in der Ehebegleitung

An zwei Nachmittagen gab es Erlebnisse mit dem vor 50 Jahren heimgegangenen Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Josef Kentenich. Beim Besuch im Bundesheim standen Informationen über das geschichtliche Werden der Schönstatt-Familienbewegung und u.a. der „Brief von Santa Maria“, die sogenannte Gründungsurkunde der Familienbewegung im Vordergrund. Ehepaar Renate und Norbert Martin, Schönstatt-Familienbund, erzählten bei einem Statement in der Dreifaltigkeitskirche auf Berg Schönstatt von ihren Begegnungen mit dem „Vater und Gründer“ und sie sprachen über ihr Erleben seines Heimgangs am 15. September 1968. Auch eine Gebetszeit an seinem Grab, vor allem aber eine Textarbeit an einem weiteren Nachmittag machten deutlich, wie sehr dem Schönstatt-Gründer an Familien gelegen war, wie hoch er die Ehe wertschätzte, und das in einer Zeit, in der der geistliche Stand noch weit mehr Bedeutung zu haben schien als der Ehestand. Beeindruckend auch zu sehen, wie deutlich Kentenich die Herausforderungen kommen sah, mit denen sich heutige Ehen konfrontiert erfahren. Dankbar wurde erlebt, wie viele auch heute noch aktuelle Hilfen er schon damals in eine Ehespiritualität hineindachte, die gelingendes Eheleben ermöglicht.

Abendprogramm: Tobias Brehm bietet eine Weinprobe mit deutschen Weinen an (Foto: Lilek)

Abendprogramm: Tobias Brehm bietet eine Weinprobe mit deutschen Weinen an (Foto: Lilek)

Gemischtsprachige Gesprächskreise (Foto: Lilek)

Gemischtsprachige Gesprächskreise (Foto: Lilek)

Die kroatische Gesprächsgruppe (Foto: Lilek)

Die kroatische Gesprächsgruppe (Foto: Lilek)

Internationale Köstlichkeiten beim "Abend mit Herz" (Foto: Lilek)

Internationale Köstlichkeiten beim "Abend mit Herz" (Foto: Lilek)

Miteinander arbeiten- miteinander feiern

Dass man - dank moderner Übersetzungsgeräte sowie Menschen, die ihr Können, zwei Sprachen fließend zu beherrschen, selbstverständlich zur Verfügung stellen - trotz Sprachgrenzen gewinnbringend miteinander arbeiten kann, erlebten die Teilnehmer als bereichernd und ermutigend. Und die Abende zeigten, dass sich Herzen nicht nur durch miteinander Arbeiten füreinander öffnen, sondern vor allem durch gemeinsames Feiern. Eine fast professionelle Weinprobe und ein „Abend mit Herz“ halfen mit viel Freude und Begeisterung, Witz und Lachen Aspekte anderer Kulturen auszutauschen, mitzuerleben und kennenzulernen. „Polen, England, Ungarn, … sind nicht mehr nur Länder, sondern sie haben ein Gesicht bekommen“, meint Ehepaar Lilek begeistert. „Wir mögen manches Mal unterschiedliche Meinungen haben, unterschiedlich geprägt sein, und doch muss das nicht trennen, sondern es kann bereichern und unseren Blick weiter machen.“ „Die Tagung hat uns sehr bereichert und bestärkt und ein richtiges ‚Europafeeling‘ ausgelöst“, so Simone und Urban Gehring. Sie seien sehr dankbar für die Zeugnisse „gelebter Erfahrung und Projekte“.

Das Europaforum habe einen deutlichen Wachstumsring erlebt, „um in Zukunft das Voneinander lernen in unserem Land noch intensiver weiter zu geben“, betonte Ehepaar Leibold. Und Ehepaar Lilek ergänzte: „Vielleicht sind wir nur ein kleiner Kreis, kleine Werkzeuge und doch spüren wir ganz stark den Auftrag der Gottesmutter, uns einzusetzen dafür, dass viele die Berufung zur Ehe in Freude leben können, ein ganzes Leben lang.“ Mit unterschiedlichen Mitteln könne jedes der anwesenden Paare kreativ und zeitgemäß mithelfen, an seinem Platz und mit den in seinem Land vorhandenen Ressourcen. Das habe dieses Europaforum mehr als deutlich gemacht.

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