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9. März 2018 | Kirche | 

Der Fussabdruck von Aparecida - Interview mit Pater Awi Mello ISch, Sekretär des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben


Pater Awi Mello ISch (Foto: Dikasterium LFuL)

Pater Awi Mello ISch (Foto: Dikasterium LFuL)

Osservatore Romano, Nicola Gori. Der nächste Weltjugendtag wird im Zeichen Mariens stattfinden. Die Kirche soll mehr und mehr lernen, eine Mutter zu sein, die zuhört, begleitet und mit den Jugendlichen unterwegs zu sein. Davon zeigt sich Pater Alexandre Awi Mello überzeugt, der seit Juni 2017 Sekretär des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben ist. Ein Jahr nach der Verkündigung, dass der Weltjugendtag in Panamá stattfinden wird, spricht der brasilianische Priester im Interview mit dem Osservatore Romano über die ihm von Papst Franziskus anvertraute Aufgabe.

Osservatore Romano, Ausschnitt aus der Tagesausgabe vom 2.2.2018

Osservatore Romano, Ausschnitt aus der Tagesausgabe vom 2.2.2018

In den nächsten zwei Jahren werden junge Menschen Protagonisten von zwei großen Ereignissen sein: der Synode und dem Weltjugendtag. Wie bewerten Sie ihren Beitrag?

In meinen sechzehn Jahren als Priester war ich immer in der Jugendarbeit tätig, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schönstattbewegung. Ich lernte, an junge Menschen zu glauben und von ihnen überrascht zu werden. Ich glaube, dass junge Menschen in der Geschichte der Weltkirche schon oft im Mittelpunkt kirchlicher Überlegungen und Aktionen gestanden haben. Es wäre ja auch schade, wenn Seelsorger die Gelegenheit nicht nutzen würden, junge Menschen als Ideengeber, Vorkämpfer und Anführer nicht zu fördern. Meine Erfahrung ist: Lass sie erzählen, hör ihnen zu, nimm ihre Sorgen ernst, unterstütze sie, damit sie selbst das Thema der von ihnen vorgeschlagenen Veränderung sind. Begleite sie bei ihren Erfolgen und Misserfolgen, gib ihnen schließlich Raum und Vertrauen. Lass sie uns mit ihrer Kreativität und Großzügigkeit überraschen.

Den Weltjugendtag im Jahr 2019 hat der Papst unter das Zeichen Mariens gestellt. Von ihr kann die Kirche lernen, wie eine Mutter zu sein, die auf das Potential ihrer Kinder vertraut, sie begleitet, sie erzieht und ihre Vorreiterrolle fördert.

Was war Ihre Erfahrung in Aparecida neben dem damaligen Kardinal Bergoglio?

Ohne Zweifel ist er die Person, die mich in der Konferenz des lateinamerikanischen Episkopats am meisten beeindruckt hat. Das habe ich schon damals so gesehen, ohne jemals daran zu denken, dass er Papst werden könnte. Es waren eigentlich nur zwanzig Tage einer gemeinsamen Aktivität. Ich war einer der Sekretäre des Redaktionskomitees des Schlussdokuments, das er leitete. Aber diese Tage waren ausreichend, seine Demut, seine intellektuelle Klarheit, seine Fähigkeit, im Team zu arbeiten, seine menschliche und geistige Sensibilität sowie sein tiefes Empfinden der Verantwortung der Kirche zu erfahren.

Wie hier, 2004 in Schönstatt, sind die Symbole des Weltjugendtages, Kreuz und Ikone der Gottesmutter Maria, bis zum Beginn des Weltjugendtages in Panama auf einem Vorbereitungsweg durch mehrere Mittelamerikanische Länder (Foto: Brehm)

Wie hier, 2004 in Schönstatt/Vallendar, sind die Symbole des Weltjugendtages, Kreuz und Ikone der Gottesmutter Maria, bis zum Beginn des Weltjugendtages in Panama auf einem Vorbereitungsweg durch mehrere Mittelamerikanische Länder (Foto: Brehm)

Welchen Beitrag können Sie mit Ihre pastoralen Erfahrung aus Lateinamerika in Ihre Tätigkeit im Dikasterium für Laien, Familie und Leben einbringen?

Mit Papst Franziskus fließt die lateinamerikanische kirchliche Erfahrung in die Weltkirche zurück. Die reiche Tradition dieser „Vorstadtkirche“ erreicht jetzt das Zentrum der Kirche. Von der „rezeptiven Kirche“ [nur aufnehmend, empfangend, Anm. d. Red.] kann Lateinamerika in gewisser Weise nun eine „kirchliche Quelle“ für die Katholizität sein, wie es der aus Uruguay stammende Historiker und Theologe Alberto Methol Ferré, ein großer Freund von Kardinal Bergoglio, ausdrückt. Die kirchliche Dynamik, die Vitalität der Laien, der jugendliche Enthusiasmus, die große Wertschätzung der Institution Familie, die tiefe Liebe zu Maria, die evangelisierende Kraft der Volksfrömmigkeit, der prophetische Beitrag der Armen, sind unter anderem Beiträge der Kirche, aus der ich komme und mit der ich mich auch identifiziere.

Wie haben Sie die Entscheidung des Papstes aufgenommen, sie mit der Aufgabe des Sekretärs des Dikasteriums zu betrauen?

Ehrlich gesagt muss ich feststellen, dass ich diese Einladung mit viel innerem Widerstand angenommen habe, weil ich mir meiner Grenzen für eine Aufgabe dieses Umfangs bewusst bin. Außerdem muss ich sagen, dass ich nie daran gedacht und geschweige denn angestrebt habe, in der Kurie zu arbeiten. Ich komme aus der Seelsorge, und ich denke, dass da mein Platz ist. So muss ich glauben, dass die Entscheidung von Kardinal Farrell, die vom Heiligen Vater bestätigt wurde, ein Ausdruck des Willens Gottes ist. Es ist das Werk Gottes, nicht meines. Und so habe ich die Aufgabe angenommen.

Was sind Ihre spezifischen Fähigkeiten, die Sie in den Dienst des Dikasteriums stellen können?

Mehr als alles andere hoffe ich, meine Person in den Dienst des Dikasteriums stellen zu können, mit meinen Fähigkeiten und meinen Einschränkungen. Ich weiß, dass das, was ich Tag für Tag lerne, mehr ist, als das, was ich anbieten kann. Ich glaube, dass es am wichtigsten ist, der Weltkirche zur Verfügung zu stehen: dem Papst, den Bischöfen, den Laien, den Familien, den Jugendlichen, den Vereinigungen und den Bewegungen - bewegt von der Liebe zur Kirche. Dilexit ecclesiam ist der Ausdruck, der das Leben des Gründers meiner Gemeinschaft, Pater Josef Kentenich (1885-1968), zusammenfasst. Und das motiviert auch mich in dieser neuen Aufgabe.

Was machen Sie genau?

Derzeit befinde ich mich noch immer in einer Phase des Lernens meiner Funktionen, aber ich kann sagen, dass der Sekretär im Allgemeinen dem Präfekten in allen Aufgaben zur Hand geht. Da geht es um Aufgaben der internen Koordination aller Mitarbeiter und ihrer Arbeit, es geht um Aufgaben der Mitverantwortung in der Aufgabe des Präfekten für das gesamte Dikasterium und möglicherweise auch um eine externe Vertretung.

Wie hat das Charisma und die Spiritualität Schönstatts Ihre Entwicklung beeinflusst?

Ich verdanke meine Persönlichkeit und mein geistliches Leben, das heißt, das was ich als Priester und als Mensch bin, dem Liebesbündnis mit Maria und dem Charisma Pater Josef Kentenichs. Die Mitgliedschaft in einer föderativen spirituellen Familie hilft, in Gemeinschaft zu leben und zu arbeiten, um eine Kultur der Begegnung, die wir „Bündniskultur“ nennen, in allen Dimensionen des Lebens zu kultivieren. Schönstatt ist eine im Wesentlichen missionarische, pädagogische und marianische Bewegung. So hoffe ich, mich mit diesem Charisma in den Dienst der Aufgaben, die mit dem Dikasterium zusammenhängen, einbringen und etwas beitragen zu können.

Quelle: Tagesausgabe des Osservatore Romano vom 2. Februar 2018,
mit freundlicher Genehmigung
Übersetzung aus dem italienischen: H. Brehm, PressOffice Schönstatt

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