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3. März 2018 | Delegiertentagung | 

In Zeichen der Zeit Schönstatt neu entdecken


Der Eröffnungstag der Delegiertentagung erforderte viel konzentriertes Zuhören (Foto: Brehm)

Der Eröffnungstag der Delegiertentagung erforderte viel konzentriertes Zuhören (Foto: Brehm)

Cbre/Hbre. Der Nachmittag steht unter dem Großthema: „In Zeichen der Zeit Schönstatt neu entdecken, Prophetische Impulse“. Wieder sind es drei Statements, die die Delegierten erwarten. Im Mittelpunkt stehen Erfahrungen mit dem Heiligtum in der Arbeit mit jungen Menschen, Fragen der Pastoral der Zukunft und geeignete Angebote für die Beziehungsnot unserer Zeit.

Pater Hans-Martin Samietz ISch, München, Standesleiter der Schönstatt-Mannesjugend Deutschland (SMJ)  (Foto: Brehm)

Pater Hans-Martin Samietz ISch, München, Standesleiter der Schönstatt-Mannesjugend Deutschland (SMJ)  (Foto: Brehm)

Erfahrungen mit dem Heiligtum

Pater Hans-Martin Samietz ISch, Leiter der Lebensschule in München, nimmt die Zuhörer mit in „den analogen Chatroom im digitalen Alltag – Erfahrungen mit dem Heiligtum“. Beeindruckend ist der Text eines Jugendlichen, der - weil er warten muss - sein Handy herauszieht, Ablenkung und Langeweile-Vertreiber sucht und mit der Zeit die ganze Sinnlosigkeit dieses Unternehmens begreift. Warum treibt man sich in allen möglichen Kommunikationsräumen herum, ohne richtige, erfüllende Kommunikation zu finden. Warum hält man Stille nicht aus, sondern meint, sie überbrücken zu müssen? Mit diesem Text gestalteten Jugendliche eine Gebetszeit im Heiligtum.

Samiez stellt fest, dass #DieJungenLeute (nebenbei erklärt er was ein Hashtag ist) heute zu wenig Gegenüber finden, und das in einer Zeit, in der sich Orientierungsmaßstäbe auflösen. Sie wollen wohl gestalten, finden aber zu wenig Menschen als Gegenüber, die sich mit ihnen auseinandersetzen. Sie brauchen Zeit und Räume jenseits von geltenden Routinen in der digitalisierten Welt. Sie haben wenig Zeit für Reflexion. Ihr ganzes Umfeld wurde zeitoptimiert: Der Bolognaprozess kürzte und optimierte ihr Studium, rationalisierte Leerzeit weg, in der „Nachkosten“, Studieren möglich gewesen wäre.

In diese Situation hinein käme die Heiligtums-Erfahrung: Das Heiligtum verkörpere ein Netzwerk beziehungsfähiger Personen. Es helfe jungen Menschen weiterhin Du und Ich sagen zu wollen und sagen zu können. Das Heiligtum werde zum Platzhalter, zum selbstverständlichen Ort für erfüllende analoge Kommunikation.

Pfarrer Peter Göttke, Kitzingen (Foto: Brehm)

Pfarrer Peter Göttke, Kitzingen (Foto: Brehm)

Pastoral der Zukunft - Respekt, wer’s selber macht

Ein in der aktuellen kirchlichen Landschaft in Deutschland brisantes Thema wird durch den Impuls von Pfarrer Peter Göttke, Kitzingen, aufgegriffen. Wie kann die Pastoral in immer größer werdenden Pastoralen Räumen oder Pfarreien der Zukunft gestaltet werden. Göttke konnte von der gelungenen Gründung des pastoralen Raums St. Benedikt in Kitzingen berichten, wo aus mehreren Seelsorgeeinheiten mit 24 Kirchorten ein neuer pastoraler Raum wurde. Die Menschen seien aufgerüttelt worden, da plötzlich nur noch ein einziger Pfarrer zur Verfügung stand. Das Zusammenlegen bewirkte größere Teams und weniger Generalisten, die alles machen. Dadurch konnten Einzelne nun ihre Einzelbegabungen, ihr Charisma einbringen. Der Pfarrer merkt für sich, ich muss nicht der sein, der die Zügel in der Hand hat, sondern der, der den Menschen Unterstützung anbietet, damit sie sich einbringen können. Göttkes Conclusio für sich als Pfarrer: „Der Seelsorger ist Begleiter, die Menschen vor Ort die Träger der Seelsorge. Sie haben den Heiligen Geist schon, sie sind getauft und gefirmt.“

Dass 21 Gemeindemitglieder einen Kurs als Gottesdienstbeauftragte machten, führt zu neuen Gottesdienstformen wie ein Weinberg-Gottesdient, eine Motorradwallfahrt, Ü 30 Gottesdient usw. „Als Pfarrer“, so Göttke, „lasse ich Versuchsballon hochsteigen und schaue, was sich entwickelt. „Fördern durch fordern“ wird wichtig genauso wie Vertrauen in die ehrenamtlichen Mitarbeiter zu setzen.

Pater Elmar Busse ISch, Fachbereichsleiter Spiritualität in der Katharina-Kasper-Stiftung, Dernbach (Foto: Brehm)Pater Elmar Busse ISch, Fachbereichsleiter Spiritualität in der Katharina-Kasper-Stiftung, Dernbach (Foto: Brehm)

„Unser Programm: … hat ein Gesicht!“

Mit dem Titel: „Unser Programm: … hat ein Gesicht!“ war der dritte und letzte prophetische Impuls überschrieben, den der langjährige Familienseelsorger und jetzige Fachbereichsleiter Spiritualität in der Katharina-Kasper-Stiftung, Dernbach, Pater Elmar Busse, einbrachte.

Überzeugend stellte er dar: Unser Programm bedeutet Begegnung mit dem vollerlösten, auch voll beziehungsfähigen Menschen Maria. Pater Kentenich habe schnell entdeckt aufgrund seiner eigenen Biographie wie die Begegnung mit Maria Auswirkungen auf die eigene Beziehungsfähigkeit hat. In einer Zeit, in der alle die Bindung an Gott durch Lösung von den Geschöpfen gewählt hätten, habe er die kopernikanische Wende vollzogen und Bindung an Gott durch Bindung an die Geschöpfe gelebt und gekündet. Später habe er gesagt: „Seelische Krankheit oder Gesundheit werden gemessen an Art und Grad des seelischen Bindungsorganismus. Der Mensch muss in einem Bindungsorganismus zu Hause sein. Indem Ausmaß ist er gesund, als ihm dieser Bindungsorganismus zuteil wird!“

Da die Gottesmutter der beziehungsreiche und voll beziehungsfähige Mensch ist, kann in der Begegnung mit ihr im Menschen vieles geweckt und entwickelt werden. Aufgrund ihrer natürlichen und übernatürlichen Lebensfülle ist sie ein ausgesprochener „Breitband-Coach“, der den Menschen zur Entfaltung lockt. Deshalb ist auch das Liebesbündnis mit Maria ein solch intensiver Wachstumsfaktor für jeden, der sich auf sie einlässt. Von Schönstättern müsse man daher sagen können, dass sie beziehungsfähig seien, erkennbar an einem dicken Adressbuch und einer hohen Telefonrechnung.

Die Stimme des Mahners Kentenich 1949 sprach: Wir können nicht einfach da weitermachen, wo wir 1933 aufhören mussten. Sakramentenspendung und Bildungsarbeit, nein! Wir müssen viel mehr Wert auf Erlebnisvermittlung legen und auf die Bildung von Kleingruppen setzen, in denen die Menschen ihre Beziehungsfähigkeit entfalten können und durch Erlebnisse ihre Herzmitte erreicht wird. Leider – so Busse – verhallte seien Stimme damals ungehört. Heute pfeifen die Kentenichsche Analyse von damals die Spatzen von den Kirchdächern.“

„Konsequenzen für das Apostolat“

Aus dem Gesagten ergäben sich Konsequenzen für das Apostolat: Z.B. das stellvertretende Liebesbündnis pflegen für die Menschen in unserem Land. Auch ginge es darum „Maria in die Herzend der anderen hineinlieben, indem ich die Menschen zum ganz heilen, beziehungsfähigen Menschen führe. Eine Aufgabe sei es, „Maria als liebenswerten, voll beziehungsfähigen, heilen Menschen zu künden.“ Immer wichtiger werde es auch Nester aufzubauen und anzubieten, wo Beziehungsarme ihre Beziehungsfähigkeit nachreifen lassen können und solchen Menschen verlässliche Weggefährten zu sein. „Treue, wenn sie empfangen wird, wird als Lebensqualität inzwischen hochgeschätzt, weil sie Mangelware geworden ist“, so Elmar Busse.

Auf die Bindungsarmut unserer Tage habe Gott, der Leben in Fülle wolle, einen Josef Kentenich zuerst selbst Bindungsarmut erleben lassen und dann die Heilung in der Begegnung mit dem ganz heilen Menschen Maria geschenkt. Aus diesem Schlüsselerlebnis habe er eine ganz neue Spiritualität entwickelt. „In seinen Spuren“ – so Pater Busse – „wollen wir den Menschen das Heilsangebot, das Gott auf diese Zeitnot zur Verfügung stellt, so vermitteln, dass sie es annehmen können.“


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